Führung mit Charlotte Glück im Zweibrücker Stadtmuseum Bilder sprechen über Geschichte der Region

Zweibrücken · Warum die Kunstausstellung „Menschenbilder“ auch für Geschichts­interessierte interessant sein kann, zeigte die Leiterin des Zweibrücker Stadtmuseums, Charlotte Glück, bei einer Führung für den Historischen Verein der Stadt.

 Charlotte Glück (links) führte die Mitglieder des Historischen Vereins durch die Ausstellung „Menschenbilder“.

Charlotte Glück (links) führte die Mitglieder des Historischen Vereins durch die Ausstellung „Menschenbilder“.

Foto: Susanne Lilischkis

„Es war ein ungeheurer Glücksfall für mich, dass das Ehepaar Steuer seine Privatsammlung für diese Ausstellung zur Verfügung stellt“, erklärte Charlotte Glück, Leiterin des Stadtmuseums, beim Besuch des Historischen Vereins in der Ausstellung „Menschenbilder“. Bei ihrer Führung durch die abwechslungsreiche Schau erzählte Charlotte Glück einiges über ihre Beweggründe, aus der umfangreichen Privatsammlung gerade diese Bilder ausgestellt zu haben.

Man müsse sich das so vorstellen: Das ganze Haus der Eheleute Steuer sei voller Kunstwerke, kein Stück Wand sei mehr frei. Die 150 Werke, die sie der Sammlung entnommen hat, stellte sie unter den Titel „Menschenbilder“, um den unterschiedlichen Stücken aus verschiedenen Epochen der Kunstgeschichte gerecht zu werden. Dazu gehören wichtige Personen der Zweibrücker Geschichte, die auf Ölgemälden verewigt wurden.

Im Zentrum der Ausstellung steht nicht der künstlerische Wert der Gemälde, nicht die präzise Ausführung, nicht der berühmte Maler. Nein, es sind die Geschichten, die es zu den Bildern zu erzählen gibt. So sieht man im Herzogsaal zwei beinahe völlig gleiche Portraits von Herzog Christian IV. Es sind zwei Kopien, das Original hängt in der Münchner Residenz.

Die Fürsten gaben traditionell Malaufträge an bekannte Künstler. Diese Bilder wurden danach kopiert – von mehr oder weniger talentierten Malern. „Man benutzte die Kopien, um seine Ahnengalerie zu schmücken, oder eine Behörde – genauso wie heute ein Foto des Bundespräsidenten an der Wand hängt“, erklärte Glück.

Auf dem Originalbild von Christian IV. sind seine Hände zu sehen, die Kopien kommen ohne Hände aus. Die waren nämlich schwer zu malen und hätten die Bilder teurer gemacht. Es sind diese beinahe unscheinbaren Werke, die eine Besonderheit im Stadtmuseum sind.

Dazu zählt ein Gemälde von Johann Walter aus Ensheim. Es zeigt eine bürgerliche Wohnzimmer-Szene. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass eine Weihnachtsfeier abgebildet wurde. Einen Tannenbaum sieht man nicht, doch die Kinder halten Spielzeug in den Händen. Ein sehr seltenes Bildmotiv und damit aufschlussreich für Historiker.

Oder die Darstellungen von Schäferinnen auf der Wiese. „Die waren im Rokoko beliebt, man wollte nach der Strenge des Barocks zurück zur Natur“, bemerkte Glück, „zu sehen ist eine idealisierte pfälzische Landschaft, die man so nirgends finden wird.“

Ein prachtvolles Fotoalbum zeigt Bilder von der Einweihung des Bismarck-Denkmals 1896 in Zweibrücken. „Das ist ein außerordentliches Stück Geschichte“, erklärte die Leiterin des Museums, „die Zweibrücker haben dieses Album Bismarck zum Geschenk gemacht. Bis vor kurzem war es noch im Besitz der Familie Bismarck.“

Ein Raum ist erotischen Darstellungen gewidmet – meist lasziv dargestellte, halbnackte Frauen – ein anderer beschäftigt sich mit dem Thema Tod. Hier sind in einer Vitrine 40 Terakotta-Figuren mit Totentanz-Motiven nach Skizzen von Matthäus Merian zu sehen. Es handelt sich um sehr seltene Stücke, für die besondere Vorkehrungen gegen Erschütterungen getroffen wurden.

Immer wieder kam Charlotte Glück in ihrem Vortrag auf das Sammler-Ehepaar Steuer zurück. Sie bewundere die Hingabe, mit der die Familie sich dem Kunstsammeln widme: „Es ist nicht einfach, zusammen mit seinen Bildern, quasi in einem Museum, zu leben. Die Bilder dürfen zum Beispiel nicht über einer Raumtemperatur von 18 Grad aufbewahrt werden, überall müssen Luftbefeuchter stehen. Sammler machen sich zu Sklaven ihrer Sammlung, das ist eine ungeheure Leistung.“

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