Heute ist Tag der Übersetzung!

Zweibrücken · Seit 1991 wird am 30. September der Tag der Übersetzung begangen. Initiiert hat ihn der Übersetzerverband Fédération internationale des traducteurs (FIT), um auf die Wichtigkeit von Übersetzern und Übersetzungen hinzuweisen. Der 30. September ist der Todestag von Hieronymus, einem Kirchenvater, der das Alte Testament ins Lateinische übersetzt hat und als Schutzheiliger der Übersetzer gilt. Tatsächlich ist es so, dass unsere globalisierte Welt ohne Übersetzungen doch arg ins Stocken geraten würde. Damit ist es aber noch lange nicht getan: Auch innerhalb unserer Landesgrenzen wünscht man sich als Normalbürger immer wieder einen Dolmetscher. Wenn man nämlich mit dem Fachvokabular verschiedener Behörden oder Berufsgruppen konfrontiert wird. Ein paar Beispiele haben wir auf dieser Seite zusammengetragen.Mann und Frau


Was will das Weib? Diese Frage treibt den Mann seit Jahrtausenden um. Den größten Ärger handeln sich dabei regelmäßig Neulinge ein, die von der naiven Annahme ausgehen, dass Männer und Frauen die gleiche Sprache sprechen. Die zum Beispiel der Ansicht waren, mit dem Satz "Ich glaub, der Müll ist voll" wolle die Partnerin lediglich eine Beobachtung teilen - bis sie am nächsten Morgen eine verbale Ohrfeige kassierten, weil sie den Müll nicht, wie doch wohl klar kommuniziert, geleert hatten.

Tragisch, denn sie hat es doch eigentlich nur gut gemeint: Mit fast schon asiatischer Geschmeidigkeit soll der Mann in die gewünschte Richtung gelenkt werden, ohne dass er sich herumkommandiert fühlen muss.Behörden

Die Behördensprache steckt voller geschraubter Begriffe, hinter denen sich ganz normale Dinge verbergen. Aus dem Baum wird das Hochgrün, aus der Brief- die Wertmarke und aus dem Blinker der Fahrtrichtungsanzeiger. Sind Verwaltungsjuristen in die Kommunikation eingeschaltet, wird es erst richtig unverständlich. Das zieht sich bis in die Gesetzgebungs-Organe, die aufgrund der Vorarbeit fleißiger Verwaltungs-Experten Dinge beschließen wie das Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz. Dieses Gesetz aus Mecklenburg-Vorpommern gibt es zwar in dieser Form seit 2013 nicht mehr, aber der - sprachliche - Geist, dem es entsprang, ist immer noch wach.Arbeitszeugnisse

Die Welt der Arbeitszeugnisse verfügt über eine Sprache, die positiv klingt, es aber häufig gar nicht ist. Ohne Übersetzungshilfe ist der Laie hier hoffnungslos hilflos. Wird jemand etwa für seine Geselligkeit gelobt, warnt der Zeugnisverfasser den potenziellen neuen Arbeitgeber in Wirklichkeit vor einer feierwütigen Betriebsnudel mit Alkohol-Problem. Steht dort zu lesen, der Mitarbeiter habe sich stets bemüht, liest der kundige Adressat mit, dass bei dieser Mühe wenig herausgekommen ist. "Er verfügt über Fachwissen und hat ein gesundes Selbstvertrauen" bedeutet im Klartext, dass der potenzielle neue Arbeitgeber hier mit einem Zeitgenossen zu tun hat, der zwar keine Ahnung, zum Ausgleich aber eine große Klappe hat.Immobilien


Wer Immobilien-Anzeigen studiert, muss zwischen den Zeilen lesen können. Denn wie jeder Verkäufer auf dieser Welt will auch der Immobilien-Verkäufer seine Ware, also das Haus oder die Wohnung, in einem möglichst positiven Licht präsentieren. Das Objekt steht an einer verkehrsreichen Straße? Dann ist es "zentral gelegen". Wird ein "Liebhaberobjekt" angepriesen? Dann wird der Käufer einiges an Zeit und Geld in die Renovierung stecken müssen. Die Umgebung hat einen "hohen Freizeitwert"? Das ist einerseits gut, andererseits nicht so: Denn um den angepriesenen Freizeitwert zu genießen, werden mit Sicherheit ständig Horden von Erholungssüchtigen die Nachbarschaft überschwemmen. Und damit die Erholung des dort wohnenden Immobilienkunden nachhaltig beeinträchtigen.Mediziner


Mediziner müssen im Laufe ihres stressigen Studiums ziemlich viel lernen. Unter anderem lateinische Bezeichnungen für so ziemlich alles. Auch für die Diagnosen. Daher geht die Deutsche Stiftung Patientenschutz davon aus, dass 25 Prozent der Patienten ihren Arzt nicht verstehen. Woher sollen sie auch wissen, was eine Appendizitis, eine Otitis Media oder eine Rhinitis ist (Blinddarmentzündung , Mittelohrentzündung, Schnupfen )? Tipp am Rande: Wer mit seinem Befund nicht zurecht kommt, aber nicht noch einmal beim Arzt nachfragen will, kann sich das Ganze kostenlos auf www.washabich.de übersetzen lassen. Sich ihres Herrschaftswissens gewiss, sollen sie gelegentlich sogar den Fachkollegen ihre wirkliche Meinung über den Patienten schwer verklausuliert mitteilen. Liest Arzt B in der Mitteilung von Arzt A etwas vom "Flatus transversus", weiß er, dass der Patient eigentlich kerngesund ist. "Flatus transversus" nämlich bedeutet grob übersetzt, dass dem Betreffenden lediglich "ein Furz quersteckt".

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