Herzog Wolfgang und die Amberger Handschrift Herzog Wolfgangs letzte Reise

Zweibrücken · Zwei Studentinnen stellen in der Bipontina die Amberger Handschrift vor.

 Franziska Heck (links) und Alrun Frings mit der Amberger Handschrift.  Foto: leh

Franziska Heck (links) und Alrun Frings mit der Amberger Handschrift. Foto: leh

Foto: Margarete Lehmann

(fro) Bis auf den letzten Platz war die Bibliotheca Bipontina am Donnerstagabend besetzt: Die Studentinnen Alrun Frings und Franziska Heck referierten über die Amberger Handschrift, die noch nie editiert wurde. Mitgekommen war auch Professorin Dr. Nine Miedema von der Saarbrücker Universität; sie leitet das Seminar, das Frings und Heck besuchten, in dem sie die letzte Reise Herzog Wolfgangs erarbeiteten. Es ist ein zeitgenössischer Kriegsbericht aus dem Jahr 1569 während des dritten Hugenottenkriegs in Frankreich.

„Es handelt sich um eine literarisch überarbeitete Darstellung von unmittelbar auf dem Schlachtfeld niedergeschriebenen Notizen“, berichtet Franziska Heck. Natürlich sind subjektive Momente mit eingeflossen und mit der Wahrheit wird es nicht so genau genommen. Der Feldzug muss dem Herzog schmeicheln, er ist der Boss: So tötet sein Heer jede Menge Feinde, ohne angeblich selbst auch nur einen Mann zu verlieren. Insgesamt ist Taktik  weniger erkennbar, Improvisation herrscht vor. Der Kampfeswille der aus Franzosen und Deutschen gemischten Truppe war auch nicht immer sehr ausgeprägt. Herzog Wolfgang stirbt auf dem Feldzug 1569, eine Abordnung bringt ihn an die Westküste Frankreichs, wo seine Leiche einbalsamiert wird und per Schiff Richtung Meisenheim ablegt, wo er erst nach zwei abenteuerlichen Jahren ankommt. Der Krieg selbst geht unter neuer Führung weiter. 1570 endet der Bericht abrupt. „Er stellt eine Gattungsmischung dar, er ist kein rein historisches Werk, trotz Chronologie kein Tagebuch, geschrieben aus der Siegerperspektive, den Herzog heldisch überhöhend“, fasst die Professorin zusammen. Spannend und die Zeitumstände erhellend ist er aber dennoch!

Die Amberger Handschrift ist ein Konvolut vieler voneinander unabhängiger Berichte, ein Lesebuch sozusagen. Die Geschichte der schönen Melusine, einer Gestalt halb Mensch, halb Tier, ist dort ebenfalls aufgeschrieben, darüber berichtete Alrun Frings. Melusine ist eine mythische Sagengestalt des Mittelalters. „Im Erzählkern handelt die Sage davon, dass Melusine einen Ritter unter der Bedingung eines speziellen Betrachtungstabus  heiratet, demzufolge er sie nicht in ihrer wahren Gestalt sehen darf: Der einer Wasserfee, meist mit Schlangenleib“. Natürlich bricht er das Tabu und das Schicksal nimmt seinen unschönen Lauf.

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