Herausforderung E-Akte

Zweibrücken · Das Führungsduo am Oberlandesgericht in Zweibrücken ist wieder komplett: Gestern wurde Ulf Petry als neuer Vizepräsident feierlich begrüßt. Aus dem Richterrat gab's gleich den ersten Arbeitsauftrag.

 Der neue Oberlandesgerichts-Präsident Bernhard Thurn (Mitte) verabschiedete gestern Vizepräsident Jörg Hoffmann (links) und begrüßte dessen Nachfolger Ulf Petry (rechts). Foto: l. fröhlich

Der neue Oberlandesgerichts-Präsident Bernhard Thurn (Mitte) verabschiedete gestern Vizepräsident Jörg Hoffmann (links) und begrüßte dessen Nachfolger Ulf Petry (rechts). Foto: l. fröhlich

Foto: l. fröhlich

Seit heute Morgen ist an der Spitze des Pfälzischen Oberlandesgerichts nichts mehr, wie es vorher war. Denn nachdem der neue OLG-Präsident Bernhard Thurn bereits vorigen Freitag die Nachfolge des Ende Mai pensionierten Willi Kestel angetreten hat, amtiert ab heute Ulf Petry als neuer Vizepräsident.

Petrys Vorgänger Jörg Hoffmann wurde gestern bei einer Stabwechsel-Feierstunde im OLG-Schlossfoyer in den Ruhestand verabschiedet. Den ersten großen Arbeitsauftrag gab's gleich für Petry: Manfred Süs (Richterrat und Personalrat) appellierte an den neuen Vizepräsidenten , bei seiner künftigen Verwaltungstätigkeit "eine starke Stimme einzubringen - das wird in den nächsten Jahren, bei dem, was auf uns zukommt, sehr notwendig sein". Es wäre nämlich "ein Trugschluss zu glauben, dass E-Akte und elektronischer Rechtsverkehr unsere Arbeit schneller machen - das beschleunigt den Aktentransport, nicht aber die richterliche Arbeit" rund um die Urteilsfindung und -begründung.

Süs forderte deshalb: "Es m ü s s en auch künftig Service-Mitarbeiter in ausreichender Zahl da sein!" Petry antwortete in seiner Rede: "Ich bin sicher, die Richter-Sicht auch bei meiner Verwaltungsarbeit nicht aus den Augen zu verlieren." Auf Merkur-Nachfrage erklärte Petry (der schon seit 1993 am OLG arbeitet) Süs' Sorgen bezüglich der in zwei bis drei Jahren geplanten Elektronisierung für durchaus berechtigt: "Das ist eine Herausforderung." Es handele sich aber um eine bundesweite Entscheidung. Petry erläuterte weiter, nur etwa 40 Prozent der Arbeit als OLG-Vizepräsident betreffe die Verwaltung, zu 60 Prozent arbeite man weiter als Richter.

Was hat der 58-Jährige sich als OLG-Vizepräsident vorgenommen? "Da nahtlos anknüpfen, wo mein Vorgänger mit seiner wirklich guten Arbeit aufgehört hat."

OLG-Präsident Thurn bescheinigte Hoffmann (65) in seiner Rede nicht nur "hervorragende Fachkenntnisse", sondern auch hohe Sozialkompetenz: "Sie werden der pfälzischen und auch der rheinland-pfälzischen Justiz fehlen."

Bei Petry hob Thurn besonders auch Kooperation mit der Justiz in Metz hervor, für die sich Petry seit Jahren engagiert. Diese deutsch-französische Zusammenarbeit, die das OLG und die ebenfalls im Schloss beherbergte Generalstaatsanwaltschaft für ganz Rheinland-Pfalz organisierten, sei "deutschlandweit ein Alleinstellungsmerkmal", sagte Petry. Diesen Schwerpunkt werde er als auch Vizepräsident fortführen.Was bleibt Ihnen aus Ihrer Zeit als OLG-Vizepräsident besonders positiv in Erinnerung?

Hoffmann: Das Schönste an dem Amt war, an vielen Veranstaltungen teilnehmen zu dürfen, wie bei den US-Streitkräften in Kaiserslautern, den vielen Ernennungen von Landgerichts-Präsidenten oder auch Wirtschaftsempfängen.

Und was war das negativste Erlebnis? Die gescheiterte Fusion mit der Verlagerung des OLG Koblenz nach Zweibrücken ?

Hoffmann: Da gab es eigentlich nichts - ich scheide sehr dankbar aus, nach dem was ich in meinem Justizleben erreicht habe. Bei der damals von der Landesregierung geplanten Fusion gab es Enttäuschung hier im Haus nur darüber, dass es Irritationen bei den Kollegen in Koblenz gab. Das ist aber längst behoben. Und dass die Koblenzer Kollegen dachten, dass eine Fusion nicht funktioniert, konnte ich gut nachvollziehen.

Was machen Sie jetzt mit der ganzen neuen Freizeit?

Hoffmann: Wie alle Pensionäre mich mehr um Haus und Garten kümmern. Und natürlich die Kinder besuchen in Stuttgart und Trier. Und wenn es ganz schlimm wird, schaue ich in der Anwaltskanzlei meiner Frau vorbei.

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