Haushoher Wahlsieg für Kurt Pirmann

Zweibrücken. Zweibrücken bekommt am 1. Juni 2012 ein neues Stadtoberhaupt: Kurt Pirmann (SPD) hat gestern die Oberbürgermeisterwahl mit 56,9 Prozent gewonnen. Amtsinhaber Helmut Reichling (Einzelbewerber, aber CDU-Mitglied) wählten nur noch 31,5 Prozent - damit ist sein 68,1-Prozent-Ergebnis von der letzten OB-Wahl 2003 mehr als halbiert. SPD-Kandidat Heinz Heller hatte damals 18,4 Prozent

 Oberbürgermeister Helmut Reichling (rechts) will wichtige Entscheidungen schon vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers Kurt Pirmann (links) im Juni mit diesem absprechen. Foto: Jörg Jacobi

Oberbürgermeister Helmut Reichling (rechts) will wichtige Entscheidungen schon vor dem Amtsantritt seines Nachfolgers Kurt Pirmann (links) im Juni mit diesem absprechen. Foto: Jörg Jacobi

Zweibrücken. Zweibrücken bekommt am 1. Juni 2012 ein neues Stadtoberhaupt: Kurt Pirmann (SPD) hat gestern die Oberbürgermeisterwahl mit 56,9 Prozent gewonnen. Amtsinhaber Helmut Reichling (Einzelbewerber, aber CDU-Mitglied) wählten nur noch 31,5 Prozent - damit ist sein 68,1-Prozent-Ergebnis von der letzten OB-Wahl 2003 mehr als halbiert. SPD-Kandidat Heinz Heller hatte damals 18,4 Prozent. Von den erdrutschartigen Verlusten Reichlings hat offensichtlich ausschließlich Pirmann profitiert. Denn CDU-Kandidatin Evelyne Cleemann erreichte gestern nur 8,4 Prozent - sogar noch weniger als vor acht Jahren Rolf Franzen (10,1 Prozent). Einzelbewerber Manfred Weber erhielt gestern 2,0 Prozent, Robert Drumm (Die Linke) 1,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag gestern bei nur noch 38,6 Prozent (2003: 48,6).Als das vierte von 37 Wahllokalen ausgezählt war, lag Pirmann erstmals über 50 Prozent - von da an ging es nur noch bergauf. Seite an Seite stehend verfolgten Pirmann und Reichling die im Rathaus projizierten Ergebnisse. Den Ergebnissen zum Trotz wirkte Pirmann ernst, während Reichling lächelte, fast erleichtert wirkte. Erst um 18.26 Uhr lacht Pirmann, als ihm Hans-Otto Streuber gratuliert, mit dessen Ausscheiden aus dem Amt 1999 die bis dahin ungebrochene Reihe sozialdemokratischer Oberbürgermeister seit 1945 in Zweibrücken geendet war.

Um 18.33 Uhr brandet dann Applaus auf: Das Ergebnis steht fest. Reichling wünscht seinem Nachfolger "alles Gute und Gottes Segen", überreicht einen großen Rosenstrauß in den Farben Zweibrückens. "Ich war von einem Sieg im ersten Wahlgang ausgegangen, hatte aber ,nur' mit 50 bis 52 Prozent gerechnet", sagt Pirmann. Gegenüber den Umfragen hat er noch etwa zehn Prozentpunkte zugelegt. "Davor habe ich ja noch keinen Wahlkampf gemacht." Die 56,9 Prozent zeigten "großes Vertrauen", der Zweibrücker in ihn, sagte Pirmann. "Das ist aber auch eine Bürde, die mir auferlegt wurde."

Was sind die zwei, drei wichtigsten Dinge, die der künftige OB als Erstes anpacken will? Pirmann hat zwar, wie man aus dem Wahlkampf weiß, einiges vor - will darüber am Wahlabend wenig reden. "Ich habe noch kein fertiges Konzept - ich werde viel mit den Menschen reden, auch im Rathaus. Und ich will mich um einen mich ergänzenden ,Kümmerer' auf ehrenamtlicher Basis bemühen." Auch die Frage, wie er für seine Politik Mehrheiten im Stadtrat sichern will (die SPD hat 15 von 40 Sitzen), kommt für ihn zu früh: "Das entscheiden wir heute Abend nicht."

Bürgermeister Heinz Heller (SPD) nannte am Abend auf Merkur-Anfrage erstmals ein Datum, wann er sein Amt niederlegt: "Ich werde den Oberbürgermeister nächste Woche um die Versetzung in den Ruhestand zum Jahresende bitten. Ich werde im Januar 64, meine Frau hat am Montag ihren letzten Arbeitstag - das passt dann gut zusammen."

Bereits vor der gestrigen Wahl war spekuliert worden, der hauptamtliche Beigeordnete Rolf Franzen (CDU) könne im Falle eines Wahlsiegs Pirmanns zum Bürgermeister aufrücken, die SPD dann einen Franzen-Nachfolger stellen. Das verdichtet sich gestern. Sowohl SPD-Stadtrat Kurt Zahler als auch CDU-Ratsfraktionsvize Cleemann erinnerten daran, dass vor Reichling immer die CDU den Bürgermeister gestellt hatte, wenn die SPD den OB hatte, und umgekehrt. Dies habe sich sehr gut bewährt. "Rolf Franzen ist ein hervorragender Mann im Stadtvorstand - wir können uns sehr gut vorstellen, dass er auch Bürgermeister kann", sagte CDU-Parteichef Michael Wöhler. Dies sei aber keine Forderung: "Der Wahlgewinner hat das erste Wort." SPD-Fraktionsvize Sabine Wilhelm, die viele auch für bürgermeistertauglich halten, sagte: "Das entscheidet der Rat, dazu kann ich derzeit nicht mehr sagen."

Reichling will in den letzten neun Monaten seiner Amtszeit "die Baustellen noch schließen, die zu schließen sind - und die neuen in Abstimmung mit Kurt Pirmann angehen". Über die Gründe für seine hohen Verluste denke er noch nach, sagt Reichling - verweist aber schon auf die niedrige Wahlbeteiligung, den "stärksten denkbaren Gegner Pirmann" sowie den massiven Wahlkampf der SPD. Ab Juni arbeite er wieder als Professor an der Fachhochschule. > Seite 2: weitere Berichte

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