Hausaufgaben für die nächsten acht Jahre

Zweibrücken. Heike Werle, Vizepräsidentin der IHK Pfalz, wünscht sich, "dass der/die zukünftige OB die Unternehmen wie Kunden behandelt". Ein "Unternehmenspate" könnte, nicht nur bei Ansiedlungen, mit Rat und Tat zur Seite stehen

Zweibrücken. Heike Werle, Vizepräsidentin der IHK Pfalz, wünscht sich, "dass der/die zukünftige OB die Unternehmen wie Kunden behandelt". Ein "Unternehmenspate" könnte, nicht nur bei Ansiedlungen, mit Rat und Tat zur Seite stehen. Dies sowie niedrigere Grund- und Gewerbesteuern und beschleunigte Genehmigungsverfahren würden Firmen das Gefühl "wir wollen Dich" vermitteln. "Ein besonderes Augenmerk sollte auf das Standortmarketing geworfen werden", findet die Zweibrückerin weiter: "Das Image als ,Wohlfühlstadt' muss ausgebaut werden." Gute Ideen dürften nicht monatelange zerredet werden: "Das bedeutet für mich dass der/die neue OB eine Verbindungs- beziehungsweise Vermittlungsstelle zwischen den einzelnen Parteien ist." Ferner regt Werle mehr Ehrenamtsförderung an, etwa Schülerpaten, die lernschwache Kinder beim Einstieg ins Berufsleben fördern. Und die IHK-Vizepräsidentin erwartet "einen Masterplan: Was will der/die neue OB in den nächsten fünf Jahren erreichen."Dieter Weber, Vorsitzender des baunahen "Bündnis Zweibrücker Wirtschaft", erwartet vom Stadtoberhaupt, "Zweibrücken fit für die Zukunft zu machen". Gerade angesichts der ländlichen Lage an der Grenze sei "eine vernünftige Infrastruktur" entscheidend, fordert Weber Einsatz für den vierspurigen B 10-Ausbau, die S-Bahn-Anbindung und weitere Flugverbindungen. "Damit unser Wirtschafts-Standort gegenüber Großstädten nicht abgehängt wird", sei schnelleres Internet unabdingbar: "Das Tempo in Zweibrücken ist nicht ausreichend."

Ferner setzt Weber auf mehr gemeinsame Initiativen zwischen Unternehmen und Politik in der ganzen Südwestpfalz.

Angesichts der Energiewende müsse Zweibrücken mehr für erneuerbare Energien auch jenseits von Solar- und Windkraft tun, Weber hofft hier auch auf Kooperationen mit der FH und auf Firmenansiedlungen. Weber kritisiert auch: "Wirtschaft ist insbesondere im Zweibrücker Stadtrat nicht sehr gelitten." So brauche Zweibrücken endlich wiederkehrende Beiträge und Public-Private-Partnership-Projekte, da beides der heimischen Wirtschaft Arbeit bringe. "Und statt ständig neue Zäune um die Innenstadt zu ziehen, sollte man auch an die wertschaffende, Produkte erzeugende Industrie denken."

Werner Cappel, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Saarpfalz, betont ebenfalls die Bedeutung der Energiepolitik: "Der nächste OB sollte Einfluss nehmen, ein Stück weg von den großen Energiekonzernen zu kommen und auch vor Ort selbst Energie zu produzieren - das ist ganz wichtig für die Zukunft des starken Industrie-Standorts Zweibrücken!" Industriepolitik müsse "in einer Stadt wie Zweibrücken eine überragende Rolle" spielen, so Cappel. Deshalb seien "gute Verbindungen des OB in die Betriebe und deren demokratisch bestimmten Arbeitnehmervertreter wichtig". Das Stadtoberhaupt müsse sich auch mit der "oft prekären Beschäftigung jüngerer Arbeitnehmer" beschäftigen, "damit für sie eine Zukunftsplanung, zum Beispiel Häuser bauen, möglich ist".

Walter Buchholz, Vizepräsident des Arbeitgeberverbands Pfalzmetall, nennt als größte Herausforderung für den/die OB in den kommenden acht Jahren den hoch defizitären Stadthaushalt: "Denn zu welchen Turbulenzen es führt, wenn man mehr Geld ausgibt als in der Kasse ist, kann man heute täglich in den Zeitungen lesen." Allerdings hätten auch andere öffentliche Verwaltungen über ihre Verhältnisse gewirtschaftet. Wenn er betrachte, welches Theater es schon bei der Debatte um eine OLG-Fusion gebe, werde sparen wohl schwierig: "Keiner will was von seinen Pfründen abgeben, dann gibt es gleich eine Bürgerinitiative. Die Politik sollte aber den Mut haben, die Wahrheit zu sagen - sonst zahlen am Ende unsere Kinder." Wichtig findet der Zweibrücker auch, Vertrauen zu schaffen, "dass sich Unternehmen und Arbeitsplätze positiv entwickeln - dann sind die Menschen auch konsumfreudig".

Wolfgang Wildt, Vorsitzender der Arbeitslosenselbsthilfe Zweibrücken, fürchtet: "Als OB kann man sehr wenig tun gegen Arbeitslosigkeit - außer man holt neue Unternehmen oder hält bestehende."

oberbuergermeisterwahl2011

"Damit unser Wirtschafts-

Standort nicht abgehängt wird, ist schnelleres Internet unabdingbar."

Dieter Weber, Bündnis Zwei-

brücker Wirtschaft

Podiumsdiskussion mit OB-Kandidaten

Der Pfälzische Merkur veranstaltet morgen (Dienstag, 23. August) eine öffentliche Podiumsdiskussion zur Oberbürgermeister-Wahl. Zugesagt haben alle fünf Kandidaten: Kurt Pirmann (SPD), Evelyne Cleemann (CDU), Robert Drumm (Die Linke), Helmut Reichling und Manfred Weber (beide Einzelbewerber). Sie stellen sich zunächst den Fragen der Merkur-Redakteure Michael Klein und Lutz Fröhlich. Anschließend haben auch Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, Fragen an die Kandidaten zu stellen. Beginn der Debatte ist um 19 Uhr in der Karlskirche. red

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