Hausärzte und Corona-Impfungen Manche haben „Supermarkt-Mentalität“

HausZweibrücken · In Zweibrücken machen überdurchschnittlich viele Hausärzte bei der Impfkampagne mit. Dabei kämpfen sie mit logistischen und bürokratischen Hürden – und gelegentlich mit der Einstellung der Patienten.

 20.11.2021, Sachsen, Leipzig: Ein Jugendlicher wird in einem Impfzentrum im Stadtteil Grünau geimpft. Foto: Sebastian Willnow/dpa-Zentralbild/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

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Foto: dpa/Sebastian Willnow

Es war eine etwas ungünstige Kombination: geschlossene Impfzentren und eine nach den Empfehlungen der Gesundheitsminister sowie später der Ständigen Impfkommission (Stiko) explodierende Nachfrage nach Booster-Impfungen gegen Corona – plus saisonaler Grippe-Impfung. Auffangen sollten das die Hausärzte und die Impfbusse, die jedoch bis Ende der vergangenen Woche eher sporadisch in der Provinz Halt machten. Wie stark belastet das die Hausarztpraxen, die sich ja neben all diesen Anforderungen auch noch um ihre übrigen Patienten und deren medizinische Anliegen kümmern müssen?

Sehr unterschiedlich, ist das Fazit des Zweibrücker Arztes und CDU-Politikers Dr. Christoph Gensch. Für eine Corona-Impfung brauche man auf jeden Fall grundsätzlich einen Termin, weil die Praxen planen müssen, wie viel Impfstoff sie bestellen müssen. Erleichtert wurde das laut Gensch dadurch, dass in der vergangenen Woche die Bestellfrist für die Impfstoffe von zuvor 14 auf sieben Tage verkürzt wurde. Aber immer noch enthält eine Ampulle Biontech-Impfstoff sechs Impfdosen, die tunlichst auch verbraucht werden sollten, wenn sie einmal geöffnet wurden. Hinzu komme, dass die Bürokratie relativ umfangreich sei. Wie lange man auf einen Impftermin warten muss, hänge von den Organisationsformen der Praxen ab. Die Ärzte, die in einem größeren Ausmaß impfen, hätten dafür reservierte Zusatz-Sprechstunden oder gar Tage eingerichtet – „sonst geht das nicht“.

Generell, betont Gensch, machten die Hausärzte in Zweibrücken „einen sehr, sehr guten Job“. Während sich Stand 15. November landesweit im Schnitt 78 Prozent der Hausärzte an der Impfkampagne beteiligten, seien es in Zweibrücken 94 Prozent. Außerdem hat sich in der Rosenstadt eine Reihe von Ärzten bereit erklärt, auch für Menschen Impftermine anzubieten, die nicht zu ihrem Patienten-Stamm gehören (siehe Info-Kasten).

Mit dem Verständnis der Patienten für die Belastung der Arztpraxen ist es hingegen gelegentlich nicht so weit her, bedauert der Zweibrücker Arzt Lutz Feß. Nicht wenige Patienten hätten eine Supermarkt-Mentalität. Nach Lust und Laune wollten sie ohne Vereinbarung ihre Impfung abholen. So beschreibt er das Verhalten von einigen Impfwilligen, das dann natürlich zu einem Ansturm in den Praxen führe. „Wichtig ist es die Reihenfolge einzuhalten“, erklärt der stellvertretende Chef des Ärztenetzwerkes in der Rosenstadt. Die richtige sich nach dem Termin der zweiten Impfung. Nach einem halben Jahr (Johnson & Johnson vier Monate) sei dann eine Auffrischung nötig und nicht früher. Dafür sollte gut 14 Tage vorher mit dem Arzt ein Termin vereinbart werden, damit dieser auch Zeit hat, genügend Impfstoff zu besorgen. Auf jeden Fall müsse der vereinbarte Termin eingehalten werden. „Wenn sich jeder so verhält, ist das für die Praxen auch zu schaffen“; zeigt sich Feß optimistisch.

Er selbst habe die Anschlüsse für Telefongespräche von zwei auf sechs erhöht. Das Impfzentrum in Primasens, das wieder öffnen soll, sorge selbstverständlich für Entlastung. Ebenso das „Impzentrum light“, der Impfbus, der jetzt zweimal die Woche auf dem Alexanderplatz steht, die Menschen jedoch im ehemaligen Impfzentrum immunisiert. Doch es sei auch ohne diese Unterstützung zu schaffen. Insgesamt zeigt sich der Mediziner schockiert über das Verhalten vieler Menschen. Sonstige die Pandemie längst nicht vorbei, da sich zu wenige Menschen bisher impfen ließen. Deshalb seien Vorsicht und die Einhaltung der Hygieneregeln erstes Gebot. Unverständlich für Feß sind größere Veranstaltungen, wie beispielsweise Weihnachtsmärkte oder Fastnachts-Events.

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