Hartz-IV-Selbsthilfegruppe droht das Geld auszugehen

Zweibrücken · Das neue Beratungsbüro hat die Einrichtung an die Grenzen ihrer finanziellen Möglichkeiten gebracht. Nun steht fest: Öffentliche Mittel wird es nicht geben.

 Bernhard Schneider Foto: pma

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Deutlich mehr Menschen haben nach Vereinsangaben die Dienste der Zweibrücker Hartz-IV-Selbsthilfegruppe in Anspruch genommen, seit diese ein eigenes Beratungsbüro in der Fruchtmarktstraße eröffnet hat. Laut Vorsitzendem Bernhard Schneider hat es im vergangenen Jahr 443 Beratungsgespräche gegeben. Allein 256 davon kamen demnach nach der Büro-Eröffnung Anfang Juni zustande. Somit ist die Zahl der Beratungsgespräche seit 2013 - damals waren es 203 - kontinuierlich gestiegen. 2014 gab es 256 Gespräche, 2015 waren es 298. Schneider geht davon aus, dass die Zahlen aufgrund der besseren Bedingungen in dem neuen Büro angestiegen sind: "Die Leute wissen: Dort kann ich hingehen, und dort ist meine Privatsphäre geschützt."

Allerdings: Das eigene Beratungsbüro hat seinen Preis und verursacht laufende Kosten. Und nach wie vor tut sich der Verein schwer mit der Finanzierung. Inzwischen will Schneider eine Kündigung des Mietvertrages oder sogar eine Auflösung des Vereins nicht mehr ausschließen: "Wenn sich bis Mitte des Jahres nichts bewegt, muss ich davon ausgehen, dass uns in der zweiten Jahreshälfte das Geld ausgeht", so der Vereinsvorsitzende. Doch bis dahin wolle er weiter alles versuchen.

So hat sich Schneider bereits seit Monaten um öffentliche Gelder bemüht (wir berichteten) - doch zumindest das hat er nun endgültig aufgegeben. Weder Stadt noch Landkreis können den Verein mit Geldspritzen von seinen Sorgen befreien - die Verwaltungen verweisen jeweils auf die prekäre Haushaltslage. Immerhin hat die Zweibrücker Verwaltung für das Beratungsbüro kostenlose Möbel zur Verfügung gestellt. Doch mehr ist nicht drin. Zuletzt führte Schneider noch einmal ein Gespräch mit Bürgermeister Rolf Franzen (CDU) und hoffte darauf, dass man Gelder aus dem derzeitigen Sozialetat umschichten könnte. Doch das erwies sich als nicht möglich.

So fehlen allein für dieses Jahr 3000 Euro. Derzeit fragt Schneider bei verschiedenen Stiftungen an. 2016 sei man nur über die Runden gekommen, weil der Vorsitzende seine Aufwandsentschädigungen für die Tätigkeit als Linken-Stadtrat komplett dem Verein zur Verfügung gestellt hat. Dazu kamen Spenden von Unternehmen und Privatleuten. Und in den ersten Monaten dieses Jahres haben die 1500 Euro geholfen, die der Verein auf dem Weihnachtsmarkt mit dem Verkauf von Glühwein erwirtschaftet hat.

Das Land hat Schneiders Wunsch nach einer Förderung schon vor längerer Zeit eine Absage erteilt: In Rheinland-Pfalz seien solche Mittel nicht vorgesehen, da das Jobcenter verpflichtet sei, die Empfänger von Hartz IV individuell zu beraten. "In der Praxis ist das nicht so", sagt Schneider. "Die Jobcenter haben gar nicht das Personal und die Zeit dafür." Der bürokratische Aufwand sei für Hartz-IV-Empfänger oft enorm. Das gelte vor allem dann, wenn sich Menschen mit Beeinträchtigungen um eine Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt bemühen. Die Vielzahl der nötigen Anträge und Gutachten sei für die Betroffenen kaum zu durchschauen.

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