Kammermusik Harfenklänge zum Liebestod eines Ritters

Homburg · Mit dem Auftritt des Schauspielers Manfred Feifel erlebten die Kammermusiktage einen Höhepunkt.

 Bei den Internationalen Kammermusiktagen traten im Saalbau Wolfgang Korb und der Komponist Sven-Ingo Koch mit Unterstützung des Vogler Quartetts auf. Sie spielten zum Quartett „Die Liebe zur Linie“.

Bei den Internationalen Kammermusiktagen traten im Saalbau Wolfgang Korb und der Komponist Sven-Ingo Koch mit Unterstützung des Vogler Quartetts auf. Sie spielten zum Quartett „Die Liebe zur Linie“.

Foto: Markus Hagen

Am Freitagabend gastierten die Internationalen Kammermusiktage wieder im Saalbau, wo Wolfgang Korb und der Komponist Sven-Ingo Koch (geb. 1974) mit Unterstützung des Vogler Quartetts zunächst einen Zugang zum Quartett „Die Liebe zur Linie“ suchten. Trotz aller Bemühungen um weit gespannte oder immer enger werdende Intervalle, trotz des erklärten Sachverhalts, dass eine in der Partitur vorgeschriebene „liebevolle Umarmung“ warum auch immer durch knarrende Töne des angedrückten Bogens dargestellt werden kann oder durch angerissene Bartók-Pizzicati, die dem Cellisten eine Saite kostete und seinem Bogen einige Haare: Die neun Sätze des dem Vogler Quartett gewidmeten Werkes hatten es nachher im Konzert sehr schwer, als Klangrede vom Publikum verstanden zu werden (wir berichteten).

Um irreal-märchenhafte bis alptraumartige Welten ging es am Samstag in der Aula des Mannlich Gymnasiums. Sie war bis zu dumpfer Akustik heillos überfüllt, als der bekannte Schauspieler Martin Feifel mit feiner, unterschwelliger Ironie in „Die Elfen“ des französischen Erzählers Charles Marie Leconte de Lisle (1818-1894) den „süßen“ Liebestod eines Ritters unter Elfen nacherzählte, „bedeckt von Thymian und Lorbeer“. Die Erzählung fand 1901 ihren Nachhall in der „Légende d’après Les Elfes’ de Leconte“ für Harfe und Streichquartett von Henriette Renié (1875-1956), einer gleichermaßen bedeutenden Harfenistin wie begabten Komponistin. Zur subtilen Begleitung des Vogler Quartetts zeigte Antonia Argmann, welch bezaubernde Klänge sie ihrer Konzertharfe zu entlocken vermag. Die prägten auch die thematisch verwandte Fantasie für Violine (gespielt von Frank Reinecke) und Harfe op. 124 von Camille Saint-Saëns (1835-1921), nicht zuletzt die bekannten „Dance sacrée“ und „Dance profane“ von Claude Debussy (1862-1918) in einer Bearbeitung für Harfe und Streichquartett.

Unter die Haut ging im zweiten Teil der Matinee die Rezitation des Schauspielers mit Homburger Wurzeln Martin Feifel in der Meistererzählung „Die Maske des roten Todes“ von Edgar Allan Poe (1809-1849). Der rhetorische Gestus wechselte vom lapidaren Erzählton zur dramatischen Auseinandersetzung zwischen Fürst Prospero und dem geheimnisvollen Tod in roter Maske, so dass die Mikrofonanlage bis zum Klirrfaktor zuweilen überfordert war. Angelehnt an die in der Erzählung erwähnte skurrile Maskerade der Hofgesellschaft, hatte Margarete Palz für ihr Visionäres Tanztheater fantasievolle Kostüme geschaffen, mit denen die sich entwickelnde Handlung bis zur schrecklichen Herrschaft des Roten Todes eindringlich in Szene gesetzt wurde. Dazu spielte die Harfenistin Antonia Argmann mit dem Vogler Quartett die fesselnde „Conte fantastique“ von André Caplet (1878-1925) von 1908, in der die wichtigsten Erzählmomente bis zum Verstummen der Ebenholz-Uhr auf den Harfensaiten noch einmal nachklangen. Langanhaltender Applaus aus dem Auditorium dankte allen Mitwirkenden für ein unvergessliches Erlebnis.

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