Haben's die Schweitzer erfunden?

Zweibrücken · Viele Hügel, Berge oder andere geografische Auffälligkeiten tragen Namen, deren Herkunft heute niemand mehr kennt. Wie der Kastenbühl, höchster Punkt im Gebiet von Zweibrücken. Nach dem Aufruf in der Merkur-Wochenendausgabe steuerten zwei Leser ihre Theorien bei.

 Blick von Mörsbach auf den Kastenbühl (Bildmitte hinten). Foto: jam

Blick von Mörsbach auf den Kastenbühl (Bildmitte hinten). Foto: jam

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Wer zwischen Mörsbach und Käshofen unterwegs ist, fährt garantiert an ihm vorbei: dem Kastenbühl, Zweibrückens höchstem Hügel. Kaum einer weiß, woran er daran vorbeifährt. Und warum das, woran man da vorbeifährt, heißt, wie es heißt, weiß mit Sicherheit niemand. Aber man wird ja mal spekulieren dürfen.

Merkur-Leserin Antje Hafner zum Beispiel hat gleich zwei Erklärungen anzubieten. Nummer 1: "Unter dem Wort Kasten findet man unter anderem das Kastenamt, oder auch Kornhaus genannt, zu dem man damals die Steuern beziehungsweise Zins in Form von Korn bringen musste."

Nummer 2: "Im Jahre 1441 wurde der Ort als Morspach erstmals genannt. Nach dem 30-jährigem Krieg war der Ort verödet. Es wurden Neusiedler aus der Schweiz angeworben. Diese errichteten den Ort auf der Höhe neu. Wegen der Herkunft dieser Siedler wird Mörsbach auch als ‚die kleine Schweiz' bezeichnet. Es gibt in der Schweiz einen Berggipfel mit dem Namen ‚Hoher Kasten'!" Es könnte doch sein, schreibt Hafner weiter, dass die Schweizer Neusiedler den Hügel zum "Kastenbühl" gemacht haben, "weil es eben nur ein kleiner und kein hoher Kasten war. Somit hatten sie ihren Schweizer Berg auch in Mörsbach".

Günther Müller aus Käshofen holt weiter aus. Auch er verweist auf die Bedeutung von "Kasten" als Ort, an dem "steuerliche Vorgänge stattfanden und/oder eine landesfürstliche Verwaltung zu landwirtschaftlichen Produkten stattfand (Speicher)". Verwaltung bedeute dabei einen "einfachen Verwaltungssitz zur Kontrolle des Handels, zur Zahlung von Steuern, zur Einlagerung von Gütern".

Ein solches Gebäude könnte auf dem Hügel gestanden haben, von der Merburg im nahen Kirrberg gesteuert. Manche Archäologen vermuteten, schreibt Müller, "eine Handelsroute durch das Lambsbachtal im frühen Mittelalter mit der Merburg als temporärer Zollfeste". Parallel könne es eine "quasi parallel verlaufende" höhere Handelsstraße gegeben haben, die etwa dem heutigen Verlauf der Straße von Zweibrücken Richtung Landstuhl entsprach und welche dort auf die ehemalige Römerstraße stieß. "Auch die talseitige Handelsstraße durch das Lambsbachtal, wenn es sie denn gab, wäre hinter Bechhofen auf die Kaiserstraße gestoßen, nur hätte diese talseitige Handelsstraße den Nachteil, dass sie nur wenige Monate (im Sommer) begehbar war."

Was auch immer hinter dem Kastenbühl steckt: Eine archäologische Betrachtung wäre sicher interessant, meint Günther Müller: "Grundsätzlich bin ich überzeugt, dass zunächst auf dem Kastenbühl jede Menge jungsteinzeitlicher Relikte zu finden wären. Das ist der exponierten, seit Jahrtausenden bekannten, Formation geschuldet und der Bedeutung dieser Lage für unsere frühen Vorfahren in dieser Region."

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