Gute Keime, schlechte Keime

Zweibrücken · Eltern wissen: Kitas sind ein Hort der Pestilenz. Kein Tag vergeht, an dem nicht an einer Pinnwand oder Gruppentür Zettel mit Aufschriften wie "Magen-Darm!", "Grippe!", "Beulenpest!", "Wir haben einen Fall von Kopfläusen!

" oder "Scharlach !" hängen, Schwangere (irgendeine Mutter ist immer schwanger) beiseite genommen und gefragt werden, ob sie als Kind Kinderkrankheit xy hatten. Diese Zettel sorgen bei vielen Eltern für Schweißausbrüche: Wenn das Kind sich ansteckt, kann es nicht in die Kita und muss in beklagenswertem Zustand daheim betreut werden. Aber von wem? Und wie verhindert man, dass die kleinen Bazillenschleudern ihre Geschwister auch noch anstecken? (Die Antwort hierauf lautet übrigens: gar nicht.) Das, liebe Mit-Eltern, ist das alltägliche Anarcho-Pendant des Kita-Streiks!

In diesem Zusammenhang folgende Frage: Müssten die Kinder nicht eigentlich nach diesen vier Wochen, die sie nicht mit so vielen Altersgenossen in einem Raum verbracht haben, viel gesünder sein? So dass die Eltern sich damit trösten können, dass sie zwar vier Wochen viel unnötigen Stress bei der Suche nach Betreuungsangeboten hatten, dafür aber weniger Fieberzäpfchen verabreichen, weniger ausgelaufene Windeln entsorgen und weniger Erbrochenes aus Kinderhaaren kämmen mussten? Unsere Praktikantin Lena Conrad hat den Zweibrücker Kinderarzt Christian Neumann in dieser Woche genau das gefragt. Die Kurzform seiner Antwort: "Es ist zu vermuten." Allerdings seien die Kinder derzeit sowieso nur selten krank. Anders als im Winter, wenn die Praxen leerer werden, sobald die Kitas schließen. Außerdem seien diese ganzen Krankheiten, die den Eltern so viel Arbeit machen, gut für den Nachwuchs: Sie stärkten und trainierten das Immunsystem. Also wohl eher kein Trost für die vergangenen Wochen sondern ein Grund, sich über das Streikende zu freuen. Denn Kita-Kinder sind zwar kränker, aber gesünder.

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