Gute Idee oder bürokratisches Monster?

Zweibrücken. In der Theorie sieht alles so einfach aus: Schüler beziehungsweise Eltern melden sich im Internet auf einer Seite der rheinland-pfälzischen Landesregierung an

Zweibrücken. In der Theorie sieht alles so einfach aus: Schüler beziehungsweise Eltern melden sich im Internet auf einer Seite der rheinland-pfälzischen Landesregierung an. Dort müssen sie nur noch persönliche Daten eingeben, erklären, welche Schulbücher sie ausleihen wollen, noch schnell ein paar weitere Mausklicks - und wenig später können die Schüler die Bücher in den Schulämtern der jeweiligen Kommune abholen.Auf dem Papier ist die Idee bestechend. Doch die Praxis zeigt, dass die Umsetzung ihre Tücken hat. Das erklärt Martin Gries vom Zweibrücker Schulverwaltungs- und Sportamt im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur.

Gries hatte in den vergangenen Wochen tagtäglich mit dem Schulbuchausleihe-System zu tun. Die Stadt hatte am Helmholtz-Gymnasium ein Büro eingerichtet, in dem alle an der Ausleihe interessierten Schüler sowie deren Eltern vorstellig werden konnten. In den vielen Gesprächen habe sich herauskristallisiert, dass vor allem das umständliche Prozedere mit der Anmeldung im Internet Probleme bereite. Gries: "Wer an der Ausleihe teilnehmen will, muss sich vorher im Internet anmelden. Und das ist alles andere als einfach." Die Internet-Plattform fordert den Benutzer auf, ein Benutzerkonto einzurichten, eine E-Mail-Adresse anzugeben, ein Passwort auszusuchen etc.

Und das sei auch für jüngere Menschen gar nicht so einfach. "Die Menüführung ist zum Teil regelrecht verwirrend, das höre ich immer wieder", merkt Gries an: "Es sind viele Klicks nötig, bis man sich da durchgekämpft hat."

Ein weiteres Problem seien die zum Teil sehr engen Fristen, innerhalb derer die Bücher abgeholt werden müssten. Nicht genug, dass Schüler und Erziehungsberechtigte ihre liebe Not mit dem Prozedere hätten. Auch die Stadt werde durch dieses System, das doch eigentlich ganz einfach sein soll, belastet. "Ich bin voll beansprucht. Fünf Azubis der Verwaltung unterstützen mich. Dazu kommt eine Praktikantin plus eine weitere Hilfskraft." Das klingt nach reichlich Kosten, oder? Gries nickt. Voriges Jahr habe die Ausgabe der Schulpakete Kosten von 45 000 Euro verursacht. Plus 9000 Euro für Hardware. Im Gegenzug erhielt die Stadt aus Mainz einen Zuschuss in Höhe von knapp 11 000 Euro. "Das heißt, in der Summe blieben rund 43 000 Euro bei der Stadt hängen."

43 000 Euro Kosten, dazu stark in Anspruch genommene Nervenkostüme bei Eltern, Schülern und städtischen Mitarbeitern: Ist das Ausleihe-System tatsächlich so toll, wie es Mainz preist oder es nicht vielmehr ein bürokratisches Monster? Gries: "Wenn man das Geld und den Riesen-Aufwand bedenkt, könnte man sich schon fragen, warum wir nicht lieber jedem betroffenen Schüler einen Gutschein über 100 oder 150 Euro geben; mit dem könnte er sich einige Bücher kaufen." Eine bestechend einfache Idee - vielleicht zu einfach. Denn nach einer Pause fügt Gries hinzu: "Zumindest könnte man das umständliche Anmelde-Prozedere etwas vereinfachen. Das wäre doch auch schon was!" eck

Stichwort

Die Schulbuchausleihe startete in Rheinland-Pfalz 2010. Der Plan: Schüler sollen sich kostenlos (wenn die Eltern nur über geringe Mittel verfügen) beziehungsweise zu einem günstigen Beitrag Schulbücher ausleihen können, die sonst für viel Geld gekauft werden müssten. Mainz richtete im Internet eine Anmeldeplattform unter lmf-online.rlp.de ein.eck

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort