Grundschule Sechsmorgen sammelt Müll ein Den Wald vom Müll befreit
Zweibrücken · Müll und besonders Plastikmüll gehören nicht in die Natur. Leider passiert es ständig, dass er achtlos in der Umwelt entsorgt wird. Die Grundschule Sechsmorgen hat ihren Wandertag am Donnerstag daher zur gemeinsamen Müllsammelaktion erklärt.
„Es ist doch nur ein Strohhalm – sagen acht Milliarden Menschen“. Der Slogan kursiert seit ein paar Jahren in den sozialen Medien und trifft es im Grunde sehr genau. Es ist nicht der einzelne Strohhalm, der Probleme macht, es ist die Masse. Und weil sie so klein sind und wir in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern auch eher seltener Plastikstrohhalme verwenden, denken wir oft gar nicht so sehr darüber nach. Außerdem werden sie ja eh recycelt, oder? Nein, weil sie zu klein und leicht sind und deshalb in den Sortieranlagen einfach durchfallen würden.
Während in Deutschland etwa 70 Milliarden Strohhalme pro Jahr verbraucht werden, sind es in den USA über 180 Milliarden. In Deutschland kommen wir immerhin auf 25 000 Tonnen Plastikmüll durch Strohhalme (Quelle: nachhaltig-sein.info), Kleinvieh macht also doch Mist. Und sie brauchen ungefähr 200 Jahre, um sich zu „zersetzen“, also in Mikroplastik zu verwandeln.*
Achtlos weggeworfen, landen Strohhalme und anderer Müll in der Natur, und das ist ein riesiges Problem. Plastik lässt sich mittlerweile von Ackerböden über Gewässer bis in die Tiefsee und sogar bis ins arktische Eis nachweisen. Tiere verheddern sich in den Müllteilen oder halten sie für Nahrung – mit häufig tödlichen Folgen.
Auch die Erstklässer der Grundschule Sechsmorgen haben an einem Feldrand oberhalb der Fasanerie Plastik gefunden. Viele kleine Fetzen einer Plastikfolie, die die Bauern für ihre Strohballen nutzen, um sie im Freien auf dem Feld lagern zu können. Der Wind hatte sie wohl in die angrenzenden Büsche und Sträucher verweht. Fleißig sammeln die Schülerinnen und Schüler mit ihren Händen und Greifzangen Plastikteilchen für Plastikteilchen ein und packen es in die mitgebrachten Mülltüten.
Mit den „Erstis“ waren am Donnerstag aber auch alle anderen Klassen der Grundschule Sechsmorgen in der Fasanerie unterwegs, um bei einer gemeinsamen Müllsammelaktion – das Motto ihres Wandertags – den Wald von allerlei Unrat zu befreien, der da nicht hingehört. „Wir bewegen uns gerade mit großen Schritten in Richtung nachhaltige Schule“, erklärt Schulleiterin Sabine Gauf. Ihr sei es ein großes Anliegen, ihre Schülerinnen und Schüler für den Umweltschutz und eine nachhaltige Lebensweise zu sensibilisieren. „Deshalb war ich auch sofort Feuer und Flamme, als Jutta Daniel von der Klima- und Umweltschutzgruppe ‚ZW vernetzt‘ kürzlich die Zweibrücker Grund- und Förderschulen zu einer koordinierten Müllsammelaktion aufrief. Dass meine Kolleginnen und Kollegen gleich mitgezogen haben, freut mich natürlich sehr.“
Die Integration von nachhaltigem Handeln hat Sabine Gauf in ihrer Schulentwicklungsplanung verankert, mit dem Ziel, eine Schule ohne Müll zu werden. „Beim Pausenbrot möchten wir möglichst ganz auf Verpackung verzichten. Zudem trennen wir akribisch den Müll und integrieren gerne sogenannte Upcycling-Projekte in den Unterricht. Aus Coronatest-Verpackungen haben wir Weihnachtsschmuck hergestellt“, nennt sie Beispiele. Zudem gibt es eine Umwelt-AG, in der Lehrerin Petra Weingarth mit den Kindern Nistkästen für Wildbienen baut und andere tolle Sachen realisiert.
Das Thema Nachhaltigkeit wird die Schülerinnen und Schüler übrigens auch in ihrer Projektwoche im Juli begleiten. „Ein Programmpunkt sollte eine Müllsammelaktion sein. Die haben wir jetzt einfach vorgezogen, was Raum für andere Sachen bietet“, betont Gauf.
Die Kinder waren wie ihre Lehrer begeistert vom Ausflug in die Fasanerie. Jede Klassenstufe sammelte in einem anderen Teil des Waldes: die Viertklässer auf dem Weg zur Hahnberghütte, die Drittklässer entlang der Mauer, die Zweitklässer rund um die Fasanerieruine sowie an den Teichen und die Erstklässer oberhalb des Wildrosengartens. Gemeinsam haben sie ihre Stadt ein bisschen sauberer, ein bisschen lebenswerter gemacht, ihre Sinne für einen bewussteren Umgang mit der Natur geschult und wer weiß – vielleicht auch ein Tierleben gerettet!
*Übrigens: Die Produktion von Plastik-Trinkhalmen und anderen Einwegprodukten ist seit Juli 2021 in der EU verboten.