Grünes Licht für muslimisches Grabfeld

Zweibrücken · Nach jahrelangen Überlegungen und Prüfungen besitzt jetzt auch Zweibrücken ein muslimisches Grabfeld, mit über 100 Gräbern. Genauer gesagt sogar zwei, denn die Bereiche für Kinder und Erwachsene sind getrennt. Die Herstellungskosten liegen laut UBZ bei wenigen Tausend Euro. Allerdings konnten nicht alle Wünsche der Islamischen Gemeinde verwirklicht werden.

 Heiko Wunderberg, Sachgebietsleiter beim UBZ für die Friedhöfe, mitsamt Lageplan auf der vorbereiteten Grünfläche der Erwachsenengräber (bis zu den Bänken). Foto: Volker Baumann

Heiko Wunderberg, Sachgebietsleiter beim UBZ für die Friedhöfe, mitsamt Lageplan auf der vorbereiteten Grünfläche der Erwachsenengräber (bis zu den Bänken). Foto: Volker Baumann

Foto: Volker Baumann

Künftig können sich auch muslimische Bürger ihrer Tradition gemäß in Zweibrücken bestatten lassen. Das Projekt hat den UBZ-Verwaltungsrat erfolgreich passiert. Auf dem Waldfriedhof bei Wattweiler hat der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) zwei Flächen vorgesehen.

Wie der fürs Friedhofswesen zuständige UBZ-Mitarbeiter Heiko Wunderberg auf Merkur-Anfrage skizziert, sei ein Feld für Erwachsene ungefähr 26 mal 26 Meter groß und biete Platz für 79 Gräber . Dazu liegt gegenüber und nur durch den Gehweg getrennt, eine Fläche, die inklusive Rand und Eingrünungsbereich zehn Mal 26 Metern groß ist und für rund 36 Kindergräber genügen soll. "Das dürfte für einige Zeit reichen", schätzt Wunderberg. Die Islamische Gemeinde zählt in Zweibrücken etwa 400 bis 500 Muslime. Beide Bereiche finden sich hinter dem Eingang schräg gegenüber des Feldes, auf dem die sogenannten Sonnenkinder (tot geborene Babys) beigesetzt werden, sagt Wunderberg.

Zwar könne schon jetzt jederzeit eine Erdbestattung erfolgen. Im Herbst sei aber noch eine Rahmenpflanzung geplant, wie sie bei den neu angelegten Feldern Standard seien. So ist das Grabfeld der Sonnenkinder von gelben Rosen umrahmt, die Erdrasengräber mit Kirschlorbeer, die Urnenrasengräber von rosa Rosen. Bei den muslimischen Grabfeldern denkt Wunderberg an eine niedrige Begrenzung und kleine Bäumchen links und rechts des Weges, die signalisieren, dass man einen besonderen Bereich betrete.

Die Kosten für die Grabflächen seien "minimal", so Wunderberg. An den vorhandenen Flächen habe man noch nichts gemacht. Die Ausgaben für die Pflanzen, die man im Herbst kaufen und setzen wolle, anzuschaffende Bänke und der Arbeitszeit für das Stemmen der Maßnahme bewegten sich im "niedrigen Tausenderbereich". Man weise das muslimische Grabfeld auch im Friedhofsplan aus. Ob man unmittelbar davor noch ein Schild zur Orientierung aufstelle, müsse man noch mit der Islamischen Gemeinde Zweibrücken (IGZ) absprechen.

Bereits seit über drei Jahren verfolgt der UBZ das Ziel, ein muslimisches Grabfeld zu errichten. Im April habe man sich mit der IGZ auf die neuen Flächen verständigt. Dabei mussten mehrere Hürden genommen werden: Zunächst war unklar, ob bei der traditionellen Tuchbestattung nach muslimischer Tradition durch die Verwesung schädliche Flüssigkeiten in den Boden gelangen. Das widerlegte schließlich das geologische Landesamt. Nichtsdestotrotz werden auch Muslime laut Wunderberg künftig in Särgen auf dem Zweibrücker Friedhof beigesetzt. Weiterhin mussten die Gräber zusammenhängend sein. Entsprechende Freiflächen zu schaffen, ist schwierig, weil meist einzelne Gräber mit ihrer noch bis zu 25-jährigen Ruhezeit dazwischen liegen. Im Gespräch war auch, dass der Boden für die Gräber entweder noch nie oder seit 100 Jahren nicht mehr für Bestattungen benutzt wurde. Doch hier habe man sich ebenso wie bei der Bestattungsform mit Särgen auf einen Kompromiss geeinigt. Die vorgesehenen Flächen seien seit etwa 40 Jahren unbelegt. Finde man dort noch sterbliche Überreste, bette man sie um.

In letzter Zeit habe es bereits zwei Sargbestattungen von Bürgern muslimischen Glaubens auf dem Hauptfriedhof gegeben. "Da hat der Imam geschaut, dass die Ausrichtung der Gräber stimmt. Das hat er auch auf dem Waldfriedhof gemacht", so Wunderberg.

Die Gräber würden im Rahmen der gültigen Friedhofssatzung vergeben. Für die IGZ seien die erklärten Felder jetzt reserviert, ähnlich der Zone der Mallersdorfer Schwestern. Wunderberg: "Jeder Hinterbliebene bekommt einen Gebührenbescheid für das Nutzungsrecht des Grabes."

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