Flugzeuge Grüne und vor allem SPD drängen auf Gutachten wegen Kerosin-Ablass

Zweibrücken/Mainz · Angelika Glöckner und Norbert Pohlmann sehen mit Sorge die Praxis, über der Region oft tonnenweise Kerosin abzulassen.

 Bereites zum dritten Mal in diesem Jahr haben Piloten enorme Mengen an Kerosin über der Region abgelassen. Die Bevölkerung ist zunehmend verunsichert von dieser Praxis.

Bereites zum dritten Mal in diesem Jahr haben Piloten enorme Mengen an Kerosin über der Region abgelassen. Die Bevölkerung ist zunehmend verunsichert von dieser Praxis.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Mit wachsender Beunruhigung blicken viele Bürger in Zweibrücken auf die umstrittene Praxis der Fluggesellschaften, ihre Piloten Kerosin in gewaltiger Menge über der Region in die Luft entweichen zu lassen. Das erklärt die SPD-Bundestagsabgeordnete Angelika Glöckner. Sie weist auf den jüngsten Fall hin: Da hatte der Pilot eines Airbus A 380, der von Frankfurt nach Houston wollte und wegen Problemen mit dem Fahrwerk umkehrte, 80 Tonnen Kerosin abgelassen – also 80 000 Kilogramm des Kraftstoffs. Das Kerosin wurde über Zweibrücken, dem Nordsaarland, dem Bliesgau und bis nach Trippstadt abgelassen, ehe der Pilot zurückflog Richtung Flughafen Frankfurt (wir berichteten).

„Die Nachrichten über den erneuten Ablass von fast 80 Tonnen Kerosin über der Pfalz haben bei der Bevölkerung in Pirmasens, Zweibrücken und im Landkreis Südwestpfalz die vorhandenen Bedenken verstärkt“, erklärt Glöckner. Es handele sich „bereits um den dritten Zwischenfall in diesem Jahr“, sorgt sie sich. Glöckner drängt darauf, dass ein Gutachten erstellt wird, das untersucht, wie gefährlich Kerosin, das in solch enormer Menge in der Luft abgelassen wird, für die Bevölkerung ist. Sie habe beim Bundesumweltministerium angefragt, wann erste Ergebnisse vorliegen. Glöckner: „Das Ministerium teilte nun mit, dass damit frühestens im November 2018 zu rechnen sei.“

Dieser Zeitplan schmeckt der SPD-Bundestagsabgeordneten keinesfalls. „Dass die wissenschaftlichen Ergebnisse erst in einem Jahr vorliegen, wird den berechtigten Sorgen der Bevölkerung nicht gerecht, zumal auch nicht begründet wird, weshalb die Ergebnisse so lange auf sich warten lassen. Deshalb werde ich hier nachhaken, um den Prozess zu beschleunigen“, betont sie. „Dabei möchte ich auch an die kommunalen Vertretungen appellieren, durch entsprechende Resolutionen mit Nachdruck auf die Bedeutung des Themas für die Region hinzuweisen. In der Zwischenzeit unterstütze ich die Forderung der rheinland-pfälzischen SPD-Fraktion im Landtag, nach einer schnelleren und transparenteren Informationspolitik im Falle weiterer Treibstoffablässe im Luftraum“, erklärt Glöckner weiter.

Flugverkehr, Kerosinproblematik – das sind ja ureigene Themen der Grünen, die seit jeher das wachsende Verkehrsaufkommen am Himmel kritisch sehen. Der Merkur fragte daher bei Norbert Pohlmann, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Zweibrücker Stadtrat, nach. „Lokal können wir da nichts machen, da muss bundespolitisch vorgegangen werden“, sagt Pohlmann. Er findet es allerdings „grundsätzlich schwierig, dagegen vorzugehen – wenn Kerosin abgelassen werden muss, muss es ja runter, es ist in dem Moment schließlich eine Notsituation für den Piloten und die Passagiere“. Es gebe zudem widerstreitende Expertenmeinungen, gibt der Fraktionsvorsitzende der Grünen zu bedenken: „Es gibt die Einschätzung, dass es nichts macht, Kerosin abzulassen, das werde in der Luft verwirbelt; manche sagen allerdings, da kommt auch was runter.“

Pohlmann schließt sich Glöckner an, dass eine neue Studie zu den Gefahren des Kerosins erforderlich ist. Hier seien die Zweibrücker Grünen derselben Auffassung wie die Parteifreunde in Mainz.

 Norbert Pohlmann, Vorsitzender der Grünen-Fraktion  im Stadtrat.

Norbert Pohlmann, Vorsitzender der Grünen-Fraktion im Stadtrat.

Foto: PMA
 Die Bundestags­abgeordnete Angelika Glöckner (SPD).

Die Bundestags­abgeordnete Angelika Glöckner (SPD).

Foto: -lo- ISDN/Mail

Dass das Ablassen von Kerosin für die Bevölkerung unproblematisch ist, sieht bislang übrigens nur eine Studie so. Die wurde vom Tüv Rheinland erstellt – vor über 20 Jahren. „Es ist auch kein neues Gutachten in Auftrag gegeben worden“, sagt eine Sprecherin des Tüv Rheinland auf Anfrage unserer Zeitung.

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