Große Betriebe bauten deutlich ab

Zweibrücken · Mit der Lohnentwicklung in der Metall- und Elektrobranche seit 2012 ist die IG Metall sehr zufrieden. Zugleich verzeichnet die Gewerkschaft aber einen deutlichen Abbau von Arbeitsplätzen in der Region.

Insgesamt 1600 bis 1700 neue Werkverträge sind in den vergangenen vier Jahren im Zuständigkeitsbereich der IG Metall Homburg-Saarpfalz, zu dem auch Zweibrücken gehört, abgeschlossen worden. Das sagte deren Erster Bevollmächtigter Werner Cappel im Merkur-Gespräch. Zugleich kritisierte er: "Werksvertragsfirmen werden oft nur aus Kostengründen eingesetzt." Deren Beschäftigte würden oft deutlich schlechter bezahlt als die Stammbelegschaft.

Die Gewerkschaft habe sich auf die Fahnen geschrieben, die Arbeitsbedingungen dieser Beschäftigten zu verbessern. Dabei gehe es vor allem um Tarifbindung und den Aufbau von Arbeitnehmervertretungen. Dort habe man bereits einiges erreicht: Als Beispiel nannte Cappel die 70 beim Landmaschinenhersteller John Deere tätigen Mitarbeiter eines Ingenieur-Dienstleisters aus Gummersbach. Die Zweibrücker Beschäftigten wählen laut Cappel den ersten Betriebsrat des 7300 Mitarbeiter umfassenden Konzerns.

Im Gegenzug zur steigenden Anzahl von Werkverträgen bauen nach IG-Metall-Angaben viele Firmen aus der Region Stammpersonal ab: Laut Geschäftsbericht der Gewerkschaft waren am Stichtag 30. Juni 2015 in den Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten 1387 weniger Personen fest angestellt als noch am 31. Dezember 2011. Demnach hat der Kranbauer Terex im genannten Zeitraum 209 in Zweibrücken Arbeitsplätze abgebaut, John Deere 147 und Zerkleinerungsmaschinenbauer Pallmann 99. Mit 820 abgebauten Arbeitsplätzen liegt in der Region das Homburger Bosch-Werk allerdings weit vorn. Cappel führt diese Entwicklung auf "Produktivitätssteigerungen" zurück: "Man produziert das gleiche mit weniger Beschäftigten" - oder setze eben auf Werkverträge und Leiharbeiter.

Seit Ende 2011 neue Stellen geschaffen haben im Gegensatz dazu in Zweibrücken der stark expandierende Baumaschinenhersteller Kubota (104) und Turbinenkonstrukteur TLT Turbo (20). Als positiv hebt der IG-Metall-Geschäftsbericht zudem die Lohnentwicklung der vergangenen Jahre hervor: Zwischen 2012 und 2015 seien die Einkommen der Beschäftigten in den Betrieben der Metall und Elektroindustrie in Tarifverhandlungen um 13,3 Prozent gestiegen.

"Das ist das Ergebnis eines guten Organisationsgrades", sagt Cappel. "Die Arbeitgeber wissen: Wenn wir wollen, können wir jederzeit streiken." Bei Betrieben mit mehr als 100 Beschäftigten lag der Organisationsgrad nach IG-Metall-Angaben im Bereich der Geschäftsstelle Homburg-Saarpfalz im Jahr 2015 bei 64,19 Prozent (2011: 63,49 Prozent).

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