Goldene Kehlen im Namen der Justitia

Zweibrücken · Das Pfälzische Oberlandesgericht Zweibrücken wird 200 Jahre alt. Der Festakt und das Bürgerfest in zwei Wochen werden auch vom OLG-Chor mitgestaltet. Einen solchen gibt es nur zweimal in Deutschland.

 Fleißig proben die Mitglieder des OLG-Chores für ihren großen Auftritt am 18. September und einen Tag später beim Bürgerfest. Foto: Cordula von Waldow

Fleißig proben die Mitglieder des OLG-Chores für ihren großen Auftritt am 18. September und einen Tag später beim Bürgerfest. Foto: Cordula von Waldow

Foto: Cordula von Waldow

"Liebe ist wie ein Messer - ich brauche ein scharfes, lautmalerisches Messer", fordert Anja Schraut. Gehorsam wiederholt der vierstimmige Chor des Oberlandesgerichtes die Passage noch einmal. Doch damit allein gibt sich die Dirigentin in Vertretung, die im ersten Leben als Richterin am Zweibrücker OLG arbeitet und "immer schon" in diversen Chören singt, noch nicht zufrieden. "Ihr Tenöre müsst auf einem einzigen Ton bleiben. Ich weiß, eine Prim ist schwierig zu singen, wenn einen die Melodie so mitreißen möchte - aber Ihr bekommt das hin", ermuntert sie die Herren der Schöpfung.

Noch wird an der Dynamik und einzelnen Passagen gefeilt, doch der Tag der Aufführung rückt näher: der offizielle Festakt 200 Jahre OLG am 18. September und das Bürgerfest einen Tag später. "Wir übernehmen die musikalische Gestaltung bei beiden Anlässen, mit unterschiedlichen Stücken", verraten die Chorsänger. Einmal pro Woche treffen sie sich "wo gerade frei ist", um zu üben, neue Lieder einzustudieren und Bekanntes aufzufrischen. Diesmal ist es der Besprechungsraum im Erdgeschoss, in dem Sonja Euskirchen das Keyboard aufgebaut hat und die instrumentale Unterstützung und Begleitung bietet. Dafür hat der OLG-Chor sogar eine pensionierte Richterin reaktiviert.

Mittlerweile 28 Sänger lassen ihre Stimmen im Namen des Gesetzes, genauer, des Oberlandesgerichts erschallen, quer durch alle Abteilungen und Hierarchien. Auch eine Oberstaatsanwältin konnte als Stimme gewonnen werden. "Die Musik verbindet alle Laufbahnen innerhalb der Justiz, und sie trägt auch nicht unwesentlich zu unserem guten Betriebsklima bei", weiß auch OLG-Präsident Willi Kestel, auf dessen Unterstützung der Chor stets bauen kann. Für viele ist die Gestaltung der 200-Jahr-Feier ein nächster Höhepunkt, doch nicht der einzige.

Alles begann beim gemeinsamen Betriebsausflug der Angehörigen des OLG und der Generalstaatsanwaltschaft Zweibrücken im Juni 2009: Auf der Rückfahrt von Lauterecken wurden im Bus Lieder angestimmt. Kestel, als neuer Präsidenten des Oberlandesgerichts, kam anschließend auf die Idee, einen Chor zu gründen, der bei hausinternen Veranstaltungen auftritt.

Gesagt, getan. Zunächst noch etwas zögerlich ob des Vertrauens in die eigenen Künste und der drohenden Gefahr, vor Zuhörern zu singen - fanden sich die ersten Chormitglieder unter Leitung des Vorsitzenden Richters am OLG, Rolf Geisert, zusammen. Er führt den Chor noch heute - ein sicheres Zeichen, dass er der Richtige ist und ihm die Arbeit auch sichtlich Spaß bereitet. Dem ersten Auftritt bei der Weihnachtsfeier 2009 folgte die Umrahmung des Schlossfestes im Juli 2010 vor einem deutlich größeren, öffentlichen Publikum und erstmals im Freien. "Seither gehört die musikalische Umrahmung bei beiden Veranstaltungen zum festen Programm des Chores, dessen Mitgliederzahl beständig wächst", freut sich Robert Schelp. Obwohl er mittlerweile Vizepräsident am Landgericht Landau ist, nutzt er jede Möglichkeit, an den Proben teilzunehmen.

Ein besonderes Ereignis war der Auftritt beim Amtswechsel des Präsidenten des Landgerichts Zweibrücken im März 2012. Mit Liedern wie "A World of Peace and Harmony" oder "Irische Segenswünsche" leistete der Chor einen bedeutenden Beitrag zu der festlichen Veranstaltung.

Einen weiteren Glanzpunkt brachte der Juni 2014: Acht Sängerinnen und Sänger besuchten den einzigen weiteren Chor eines deutschen Oberlandesgerichts in Schleswig. Neben der überaus herzlichen Gastfreundschaft durch die dortigen neu gewonnenen Freunde blieb ganz besonders der gemeinsame Auftritt beim Dänisch-Deutschen Musikschulfestival in Schloss Gottorf eine glanzvolle, unvergessliche Erinnerung. Das Schöne: Zu der Jubiläumsveranstaltung "200 Jahre Pfälzisches Oberlandesgericht Zweibrücken " statten die Schleswiger ihren Zweibrücker Sangesfreunden einen Gegenbesuch ab, um die Freundschaft der beiden Chöre weiter zu vertiefen. "Sogar die OLG-Präsidentin hat sich angesagt", sehen die Sängerinnen und Sänger eine Würdigung auf höchster Ebene.

Mit den erwarteten 22 Schleswiger Gäste in Gemeinschaft mit dem 28 köpfigen Zweibrücker OLG-Chor dürfen die Besucher der Feierlichkeiten sich auf einen stimmgewaltigen Auftritt des Doppelchores mit einem beeindruckenden Klangvolumen freuen. Jeweils dem Anlass entsprechend, zählen neben "The Rose" zu der geplanten Rosentaufe auch ein Halleluja oder Beethovens "Ode an die Freude" zu den Gänsehaut-Titeln für eine würdevolle musikalische Umrahmung. Nicht fehlen darf die Hymne des OLG-Chores Zweibrücken , das Studentenlied "Die Gedanken sind frei", ein Bekenntnis zur Freiheit, das bei jedem Konzert gesungen wird.

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