Glanzvolle Festhallen-Eröffnung

Zweibrücken. Oberbürgermeister Helmut Reichling suchte nach Worten, als er gestern die Bühne in der generalsanierten Zweibrücker Festhalle betrat. "Das ist ein Gefühl" stammelte er, hielt kurz inne und fügte hinzu: "Heute ist ein ganz besonderer Festtag für Zweibrücken und seine Bürger

 Die Gäste genossen die Atmosphäre in der neu erstandenen Zweibrücker Festhalle. Foto: Jörg Jacobi

Die Gäste genossen die Atmosphäre in der neu erstandenen Zweibrücker Festhalle. Foto: Jörg Jacobi

Zweibrücken. Oberbürgermeister Helmut Reichling suchte nach Worten, als er gestern die Bühne in der generalsanierten Zweibrücker Festhalle betrat. "Das ist ein Gefühl" stammelte er, hielt kurz inne und fügte hinzu: "Heute ist ein ganz besonderer Festtag für Zweibrücken und seine Bürger." Dass dieses Fest überhaupt möglich wurde, sei dem Eifer und der Hartnäckigkeit des mittlerweile verstorbenen Generalstaatsanwalts und ehemaligen VTZ-Vorsitzenden Heinrich Gauf zu verdanken, der wie ein Löwe für den Erhalt des Prachtbaus aus den fünfziger Jahren gekämpft habe.Kämpfen mussten aber auch Architekten, Denkmalschützer und die insgesamt 60 am Umbau beteiligten Firmen, dass aus der total heruntergekommenen Halle in 21-monatiger Bauzeit nach Reichlings Worten ein "modernes Zweibrücker Zentrum für Kultur und Wirtschaft" entstehen konnte, in dem die stilprägenden Gestaltungselemente der fünfziger Jahre erhalten wurden.

Von dieser Komposition aus Alt und Neu der beiden Zweibrücker Architekten Martin und Horst Grub konnten sich die mehreren hundert Ehrengäste gestern Abend ein Bild machen. Und sie kamen kaum aus dem Staunen heraus. Ein Höhepunkt der von den meisten Besuchern in Angriff genommenen Festhallen-Besichtigung: Die stilvoll erhaltene gewölbte Decke im gelben Saal im zweiten Obergeschoss, in dem das Team des neuen Festhallenbetreibers Roland Zadra eine festliche Tafel aufgebaut hatte und der sich jetzt in frischen Farben, mit neuem Parkett, modernster Technik, eigener Bar und separatem Treppenhaus präsentiert. Der Saal, wie die ganze Halle in der Formensprache der fünfziger Jahre gehalten, ist für mittelgroße Veranstaltungen gedacht und wie alle Räume in den oberen Etagen auch per Aufzug zu erreichen. "Es ist einfach ein Schmuckstück", findet Inge Bär, die sich noch an die Disco-Veranstaltungen der Herzogsnarrenfasenacht erinnert, bei denen sie den Raum "nie in diesem strahlenden Glanz" gesehen hat. Auch bei Zweibrückens Leitendem Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer wurden Erinnerungen wach. An seinen ersten Auftritt im Orchester auf der großen Bühne im Hauptsaal, der jetzt über eine multifunktionale Vorbühne verfügt, über die sogar Autos vom Keller aufs Bühnenparkett gehievt werden können.

Verkaufsschauen, Präsentationen und Kongresse, die die neue Technik und Raumaufteilung der Halle möglich machen, sollen die Zweibrücker Festhalle neben einem Festspielhaus zu einem internationalen Kongresszentrum machen, das der Stadt viele neue Gäste bringt und die Festhalle auf gesunde finanzielle Füße stellt. Deshalb sieht der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch, der die Festansprache hielt, die zwölf Millionen Euro, die der Umbau der Halle gekostet hat und die zum Großteil vom Land finanziert wurden, gut angelegt. "Uns ist ein großes Werk gelungen. Jetzt müssen wir die Festhalle nur mit neuem Leben füllen. Mit mehr Leben als je zuvor", appellierte der Zweibrücker Bürgermeister und Leiter des Festhallenausschusses, Heinz Heller, denn auch an alle Verantwortlichen. Seine Worte blieben nicht ungehört. Am Wochenende soll der internationale Kongress der Romantik Hotel- und Restaurantorganisation in der neuen Festhalle stattfinden. Und der Zweibrücker Herzspezialist Dr. Matthias Stopp bringt das kardiologische Symposium ins Kongresszentrum, wie Oberbürgermeister Helmut Reichling verriet. > Seite 18: Bericht

Meinung

Wie Phoenix aus der Asche

Von Merkur-RedakteurManuel Görtz

Acht Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wurde Zweibrückens erste Festhalle eingeweiht. Sie versank in der Bombennacht am 14. März 1945 mit dem Großteil der Zweibrücker Innenstadt in Schutt und Asche. Acht Jahre später, als die Stadt noch in Ruinen lag, hatten die Zweibrücker ihren Musentempel wieder aufgebaut - größer und prachtvoller denn je. Sogar einen Architekturwettbewerb hatte die Stadt damals ausgeschrieben, den der renommierte Architekt Werner Böshans gewann - ein Schüler von Paul Bonatz, der unter anderem den Stuttgarter Hauptbahnhof geplant hat. Und möglicherweise wäre der Prunkbau aus den fünfziger Jahren vor drei Jahren noch einmal in Schutt und Asche gelegt worden, wenn sich die Abrisspläne durchgesetzt hätten. Doch die Zweibrücker, der damalige Eigentümer VTZ und der rheinland-pfälzische Denkmalschutz wehrten sich mit Händen und Füßen gegen diese aberwitzige Idee. Ihrem Engagement und Einsatz ist es zu verdanken, dass die damals tatsächlich fast zur Abrissreife verwahrloste Festhalle in der Rekordbauzeit von 21 Monaten erneut wie Phoenix aus der Asche steigen konnte - schöner und prachtvoller denn je.

Hintergrund

21 Monate hat der Umbau der Zweibrücker Festhalle gedauert. 60 Firmen waren an dem Projekt beteiligt. Dabei wurden unter anderem 138 neue Fenster eingebaut, 13 saniert und 57 neue Treppenstufen eingebaut. Außerdem wurden 400 Quadratmeter neues Parkett verlegt und 825 Quadratmeter Parkett generalüberholt. Die Elektriker verlegten 42 Kilometer Kabel. Auf den Stühlen im 445 Quadratmeter großen Hauptsaal haben 679 Personen Platz, im 182 Quadratmeter großen Wintergarten 160 und im 95 Quadratmeter großen gelben Saal 100. Im großen Saal sind außerdem sechs Plätze für Rollstühle vorhanden. In die beiden 52 und 35 Quadratmeter großen Konferenzräume gelangt man durch einen 42 Quadratmeter großen Vorraum. Die Bühne im Hauptsaal mit versenkbarer Vorbühne ist 210 Quadratmeter groß und hat 18 Bühnenzüge. Der Bühnenvorhang ist 70 Quadratmeter groß, der Brandschutzvorhang misst 60 Quadratmeter. Die neue Festhalle verfügt außerdem über vier Theken und drei Aufzüge. gö

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