Gigantomanie eines Festivals

Zweibrücken · Seit drei Jahrzehnten hat der Zweibrücker Christof Graf keine Ausgabe von „Rock am Ring“ verpasst. Nun hat er ein Buch vorgelegt, das seine Festivalbesuche in Text und Bild dokumentiert.

 Christof Grafs Blick auf Slashs Auftritt 2005 bei Rock am Ring. Foto: Christof Graf

Christof Grafs Blick auf Slashs Auftritt 2005 bei Rock am Ring. Foto: Christof Graf

Foto: Christof Graf

Am vergangenen Wochenende erlebte "Rock am Ring" seinen 31. Jahrgang - aber zum ersten Mal nicht mehr am namensgebenden Nürburgring, sondern in Mendig. Mit den Gründen für den Umzug und dem Streit zwischen den neuen Eigentümern des Nürburgrings und "Ring"-Veranstalter Marek Lieberberg beschließt Autor Christof Graf sein Buch "Rock am Ring - 30 Jahre sind nicht genug". Die 315 Seiten davor bilden eine bunte Chronik der Festivalhistorie, reich bebildert mit 700 Fotos, die der Saarländer Graf bei seinen bisher 30 "Ring"-Besuchen aufgenommen hat. Chronologisch betrachtet das Buch jeden Jahrgang, begleitet ihn jeweils mit einem Text und vielen Fotos, Plakaten, Abbildungen von Backstage- oder Pressepässen.

Um große Gesten geht es in der Chronik, etwa wenn U2-Sänger Bono beim Festival-Debüt 1984 das Bühnendach erklimmt; auch um große Überraschungen, wenn Leonard Cohen 1993 vom Publikum erst ignoriert, dann mit Plastikflaschen beworfen wird - es war wohl keine gute Idee, ihn und seine leisen Töne zwischen die Rockmusiker Brian May und Melissa Etheridge zu platzieren. Und auch um große Shows geht es - die Fotos fangen die Gigantomanie des ganzen Unternehmens ein, das Meer der Menschen, die enorme Logistik. Das Buch bietet einen schönen Blick in die Vergangenheit: als Sting und Peter Gabriel noch Haare hatten, Robert Smith von The Cure noch schlank, Oasis noch nicht kollabiert, und Schmusesänger Chris De Burgh sogar der Haupt-Act am Nürburgring war - vor 31 Jahren.

Nebenbei ist das Buch auch eine nostalgische Liebeserklärung des Autors an die eigenen 30 Jahre am Ring - Graf garniert es mit zwei Dutzend Fotos, die ihn selbst mit Musikern oder prominenten Festivalbesuchern zeigen - von Ozzy Osbourne und Santana bis zum Grafen von Unheilig.

Verwunderlich sind im Buch eines "Rock am Ring"-Veteranen einige Schnitzer in den Bildunterschriften, die auf ein schlampiges Lektorat schließen lassen: Simply Red und die Simple Minds werden durcheinander gebracht, Sänger Jared Leto (von der Band 30 Seconds To Mars) wird zu Jay Leto (?), und einmal wird behauptet, Michael Jackson habe 1988 "kurz vor seinem Durchbruch gestanden" - allerdings erschien sein epochales Album "Thriller" schon 1982. Das stört beim Lesen des ansonsten interessanten, bild- und informationsprallen Buchs.

Christof Graf: Rock am Ring - 30 Jahre sind nicht genug. Hannibal Verlag, 320 S., 39,99 Euro.

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