Weil Reinigen nicht mehr hilft: Abschreckung mit Strom geplant Kampf gegen Taubendreck am Zweibrücker Impfzentrum

Zweibrücken · Weil immer mehr Tauben angelockt werden, muss die Gewobau das Ex-City-Outlet jetzt viel häufiger reinigen. Doch sauber bleibt es nur wenige Tage. Deshalb investiert nun die Gewobau 33 000 Euro in eine Strom-Abschreckung. Und plädiert für ein Tauben-Fütterverbot.

 Stadt der Rosen, Rosse – und der Tauben? Erst vor etwa zwei Wochen wurde das Vordach am Landesimpfzentrum Zweibrücken gerenigt, schon ist es wieder verdreckt. Oben im Bild sitzen zwei der zahlreichen Übeltäter.

Stadt der Rosen, Rosse – und der Tauben? Erst vor etwa zwei Wochen wurde das Vordach am Landesimpfzentrum Zweibrücken gerenigt, schon ist es wieder verdreckt. Oben im Bild sitzen zwei der zahlreichen Übeltäter.

Foto: Lutz Fröhlich

Das Landesimpfzentrum in Zweibrücken ist eigentlich eine Erfolgsgeschichte: Zwei Drittel der Zweibrücker Erwachsenen sind schon geimpft, die Organisation wird von vielen Impflingen gelobt. Doch es gibt unliebsame Nebenwirkungen. Nicht vom Impfstoff ist hier die Rede – sondern vom Weg dahin. Die Gefahr lauert von oben – in Gestalt von Tauben, die sich massenhaft auf dem Vordach des Impfzentrums tummeln. Das Glasdach ist fast ständig verdreckt, Federn und Kot fallen manchmal auch herunter.

„So etwas Dreckiges habe ich noch nicht erlebt“, bat Volker Rodewald unsere Zeitung, doch mal nachzuhaken, warum gegen den Taubendreck nicht vorgegangen werde. Der Blieskasteler erzählt, er habe schon mehrfach bei Zweibrücken-Besuchen erstaunt diese Szenerie beobachtet. Solche Zustände seien doch nicht nur für Leute, die sich impfen lassen, unzumutbar – hier sei dringend Handlungsbedarf.

Auch dem Merkur war das Problem schon aufgefallen. Auf unserem ersten Foto des im Januar eröffneten Impfzentrums war deutlich der Taubendreck auf dem Dach zu erkennen. Nach einer Reinigung machten wir ein neues Foto – das aber schon bald darauf nicht mehr aktuell war: Die Tauben hatten wieder ihre Spuren hinterlassen.

Vor etwa zwei Wochen kam zufällig der Merkur-Reporter vorbei, als gerade mit Hochdruckreiniger am Vordach gereinigt wurde. Der Merkur informierte Rodewald, schon vor unserer Anfrage an den Gebäude-Eigentümer Gewobau tue sich etwas. Doch wenige Tage später war wieder alles verschmutzt.

Dabei ist die städtische „Gesellschaft für Wohnen und Bauen“ sehr problembewusst – und alles andere als untätig, ergab diese Woche die Merkur-Anfrage an den Gewobau-Geschäftsführer. Jörg Eschmann berichtet: „Wir haben die Reinigungs-Zeiträume sehr intensiviert.“ Aber: „Innerhalb einer Woche wird das wieder komplett verunreinigt!“

Für die Reinigung gibt die Gewobau auch viel Geld aus. Die Kosten für die aufwendige Reinigung von Glas und Boden von April bis (geplant) September beziffert Eschmann auf rund 11 000 Euro.

Der Gewobau-Chef wählt über den Taubendreck nicht weniger kritische Worte als Bürger wie Rodewald. Eschmann: „Ich finde es schon eklig, wenn da Kot und Federn runterfallen.“ Das sei nicht nur ein Problem für die Nutzer des (voraussichtlich Ende September schließenden) Impfzentrums, sondern auch für andere Mieter in dem Gebäude und für Passanten.

Die Vordächer gibt es seit der völligen Neugestaltung des ehemaligen Kaufhallen-Gebäudes 2007, als das kurzlebige „City-Outlet“ einzog. Früher sei das Tauben-Problem aber viel kleiner als dieses Jahr gewesen, erklärt Eschmann: „Jetzt müssen wir alle drei Wochen reinigen – früher hat zwei Mal im Jahr gereicht.“

„Saublöd“ sei für die Sauberkeit des Gebäudes, dass seit einiger Zeit „immer wieder Tauben direkt davor gefüttert werden“ – denn das locke natürlich noch mehr Tauben an dieser Stelle an.

Doch die Gewobau gibt den Kampf gegen den Taubendreck nicht auf. Sie wählt eine andere Methode. Ein Methode, die eine hohe Investition erfordert – sich gleich nebenan aber schon bewährt hat. Eschmann kündigt an: „Wir installieren im Vordach-Bereich Leitungen mit schwach elektrischem Strom. Das wird noch bis zum Ende der Sommerferien passieren.“ In dem mit ganz ähnlicher Fassadengestaltung versehenen Neubau Hauptstraße 8 (wo unten der Netto-Markt und darüber die Gewobau untergebracht sind) gebe es diese „Taubenabwehrmaßnahme“ schon, sie habe 20 000 Euro gekostet. Ergebnis: „Da sind keine Tauben mehr. Das hat sich wirklich bewährt.“ Deshalb investiert die Gewobau nun am Impfzentrums-Gebäude (Ex-City-Outlet) nochmal 33 000 Euro. Eingeschlossen in diese Summe ist auch der Rückbau von Werbeflächen an der Fassade, um Tauben die dortigen Brutmöglichkeiten zu entziehen.

Bei anderen Gewobau-Gebäuden sind die Tauben-Probleme zwar geringer, aber auch hier fallen jährlich 5000 Euro Taubendreck-Reinigungskosten an, schätzt Eschmann.

Nicht nur die Gewobau, auch viele andere Hauseigentümer und Bewohner beklagen Probleme mit Taubendreck, meist an Dachwohnungsschrägen – etwa am Schlossplatz, an dem in Zweibrücken am häufigsten Menschen beim Taubenfüttern zu beobachten sind und entsprechend mit Tauben belebt ist.

Ließen die Probleme sich nicht einfach und günstig verringern, indem die Stadt das Füttern von Tauben verbietet? Eschmanns Antwort ist klar: „Ein Fütterverbot würde die Gewobau definitiv begrüßen.“

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