Gesundes Öl und dreckiges Geld

Ludwigshafen · Sie haben gegrübelt und getüftelt, und jetzt zeigen sie ihre Ergebnisse: Seit gestern läuft der 51. Landeswettbewerb von „Jugend forscht“. Viele Projekte haben einen beeindruckenden Praxisbezug.

 Mit ihren „Schnelltest für die Qualität von Olivenöl“ (von links): Paula Röckel, Rebecca Heinemann und Hannah Brenkmann vom Naturwissenschaftlichen Technikum in Landau. Fotos: Uwe Anspach/dpa

Mit ihren „Schnelltest für die Qualität von Olivenöl“ (von links): Paula Röckel, Rebecca Heinemann und Hannah Brenkmann vom Naturwissenschaftlichen Technikum in Landau. Fotos: Uwe Anspach/dpa

Dass Bargeld eine saubere Sache ist, glaubt eigentlich niemand. Schließlich geht es durch viele Hände. Aber Sarah Kochems weiß, dass manches Geld sauberer ist als anderes. Die 19-Jährige aus Remagen hat das untersucht. So weisen Zehn-, 20- und 50- Cent-Stücke eine deutlich geringere Keimbelastung auf als Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen. Denn sie haben - obwohl sie gar nicht so aussehen - einen etwas höheren Kupferanteil. "Und Kupfer hat eine antibakterielle Wirkung", erklärt die Abiturientin. Gemeinsam mit 55 Nachwuchswissenschaftlern stellt sie noch bis heute ihre Ergebnisse beim Landeswettbewerb von "Jugend forscht" in Ludwigshafen vor. Insgesamt 39 Projekte müssen die Juroren unter die Lupe nehmen. "Wir haben ein ganz breites Spektrum", sagt Joachim Wünn, Landespatenbeauftragter der BASF, bei der der Wettbewerb ausgerichtet wird. Einige Projekte hätten einen sehr engen Praxisbezug.

Dazu zählt zweifellos die "Finger-Bewegungsschiene", die Schüler des Gymnasiums an der Stadtmauer in Bad Kreuznach entwickelt haben. Sie soll Menschen helfen, die an der Hand operiert wurden oder die einen Schlaganfall hatten. Wenn Finger nicht bewegt würden, verklebten innerhalb weniger Wochen die Sehnen mit den Sehnenscheiden, und die Hand versteife, erklärt der 18-jährige Pascal Lindemann.

Damit es nicht so weit kommt, hat er mit seinen Mitschülern Dominic Libanio und Christian Schorr eine Maschine entwickelt. Ein Mechanismus bewegt spezielle Kunststoffplättchen, an denen die Finger befestigt werden können. "Das Besondere ist, dass jeder Finger einen eigenen Mechanismus bekommt", erklärt der 18-Jährige. Der werde - ausgehend vom Röntgenbild - angepasst, "und dadurch bekommt jeder Patient im Prinzip ein individuelles Gerät".

Die Entwicklung füllt nach seiner Einschätzung "eine Riesenlücke". Bei 40 Prozent aller Arbeitsunfälle sei die Hand betroffen, zudem hätten 200 000 Schlaganfallpatienten im Jahr Lähmungserscheinungen an der Hand, gibt er zu bedenken. Eine weitere Erfindung der drei ermöglicht es, dass der Arzt dem Patienten per Internet ein Therapieprogramm schickt, das dieser mittels einer App empfängt und per Knopfdruck an den Roboter weitergibt - eine zeit- und aufwandsparende Methode. "Der Patient muss gar keine große medizinische Ahnung haben", sagt Lindemann. Er und seine Freunde haben nach eigenen Angaben bereits zwei Patente eingereicht und sind mit der Uniklinik Mainz in Kontakt.

Laienfreundlich soll auch ein Schnelltest für die Qualität von Olivenöl sein, den drei Schülerinnen des Naturwissenschaftlichen Technikums Dr. Künkele in Landau entwickelt haben. Immer wieder höre man von Skandalen, wonach hochwertiges Olivenöl mit minderwertigem gestreckt werde, sagt die 21-jährige Hannah Brenkmann. Auch eine falsche Lagerung könne die Qualität beeinflussen. "Und da haben wir uns entschlossen, dass wir ein Analysekit für den Heimgebrauch entwickeln." Der Nutzer muss dabei Chemikalien in eine Ölprobe träufeln, bis diese sich verfärbt. Die Anzahl der benötigten Tropfen gibt Aufschluss über die gute oder schlechte Qualität des Öls.

Um die Gesundheit des Menschen geht es letztlich auch bei dem kleinen U-Boot, das Lukas Mohr und Timo Krämer vom Koblenzer Max-von-Laue-Gymnasium entwickelt haben. Mittels einem Greifarm soll es Müll vom Boden eines Gewässers aufsammeln können, der sonst - in aufgelöster Form - über den Fisch als Nahrung in den menschlichen Körper zurückkommen würde. Der endgültige Praxistest für das aus Kunststoffplatten und -rohren bestehende Gefährt mit einem mit einem Computer verbundenem Kameraauge steht allerdings noch aus. "Wir haben das bisher daheim nur im kleinen Gartenteich testen können", sagt der 18-jährige Lukas.

Sarah Kochems hat unterdessen eine Antwort auf die Frage parat, ob es gesünder ist, ganz auf "schmutziges" Bargeld zu verzichten und nur noch per Geldkarte zu bezahlen. "Nein", sagt sie. "Ich bin davon überzeugt, dass die Keime, die ich auf den Münzen gefunden habe, auch auf der Karte zu finden sind", sagt sie.

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