Geräusche und Geschichte

Es war ein Dienstag, als ich mit Sack und Pack nach Zweibrücken zurückkehrte. Auf einer Klappmatratze verbrachte ich die ersten Nächte in meinem neu angemieteten und sonst noch völlig leeren Klein-Apartment in der Stadtmitte

Von Ruth Reimertshofer

Es war ein Dienstag, als ich mit Sack und Pack nach Zweibrücken zurückkehrte. Auf einer Klappmatratze verbrachte ich die ersten Nächte in meinem neu angemieteten und sonst noch völlig leeren Klein-Apartment in der Stadtmitte. Nicht einkalkuliert hatte ich bei meiner Wohnungswahl die Tatsache, dass eine Stadt auch viele Geräusche machen kann: spätabends Autos mit quietschenden Reifen und frühmorgens scheint - rein subjektiv betrachtet - die gesamte Müllabfuhr-Transportflotte der Stadt nach Kräften vereint mit den Reinigungsfahrzeugen unter meinem neuen Domizil ihr Werk zu verrichteten. Manchmal gesellt sich auch das Tankfahrzeug einer bekannten Brauerei dazu. Gewöhnungsbedürftig auch die vielen Busse alle paar Minuten, die mit ihren Schaltmanövern eine beachtliche Geräuschkulisse produzieren. Inzwischen versuche ich die morgendliche Pein mit Ohrstöpseln zu verschönern und mich an die Kulisse meiner alten neuen Heimat auch von ihrer akustischen Seite her zu gewöhnen.Einige Tage nach meiner Ankunft mache ich mich unbeirrt auf meine kleine Entdeckungsreise der Stadt: Vor dem Schild in der Gutenbergstraße, das die Geschichte des Zweibrücker Barockschlosses in wenigen Sätzen darstellt, versuche ich meine lokalhistorischen Erinnerungen aufzufrischen, als mich ein Herr anspricht: "Na, historisch interessiert? Leider viel zu wenig Bewusstsein und Kenntnisse vorhanden in der Stadt, besonders bei der Jugend…", setzt er noch mit leichter Verbitterung hinzu. Es ist Werner Euskirchen, früherer Richter am Amtsgericht Zweibrücken und heutiger Vorsitzender der Deutsch-Polnischen Gesellschaft, der gern auch mal historisch angemessen verkleidet mit der Kutsche durch Zweibrücken fährt. Vielleicht sollte diese Begegnung ja ein Zeichen für mich sein. Wer weiß das schon? Nun, die Zeit wird es zeigen.

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