Kolumne: Moment mal Gensch trifft Pegasus oder: Ein Doppel, das Flügel verleihen kann

Geplante Aktualität auf der einen Seite, Ungeplantes und Unvorhersehbares auf der anderen Seite: Daraus kann eine bunte Mischung werden, die unterm Strich dennoch zusammenpasst. Und die sich nachhaltig in die Gedanken eingräbt, hat Merkur-Chefredakteur Michael Klein ganz aktuell beobachtet.

Kolumne:  Moment mal: Gensch trifft Pegasus oder: Ein Doppel, das Flügel verleihen kann
Foto: SZ/Baltes, Bernhard

Manchmal ist es ja schon ziemlich nervig. Vor allem, wenn man Mitglied zahlreicher größerer Gruppen ist – bei WhatsApp. Früher waren es ja nur die auf diesem Weg an Familie, Freunde und Kollegen zwischendurch recht praktisch blitzschnell übermittelten kurzen Nachrichten. Jetzt sind es beinahe rund um die Uhr Datenvolumen fressende lustige Videos, witzige Cartoons und zum Lachen animierende bunte Bildchen. Oder sollte man schreiben Videos, die andere lustig finden. Cartoons, die andere witzig finden? Und bunte Bildchen, die zumindest den Absender zum Lachen bringen? Die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte. Und vor allem im Auge des Betrachters.

Nehmen Sie den kurzen Hinweis, den ich am Samstagabend von einem Mitglied meiner auch nach Ende der närrischen Tage noch existierenden Gruppe „Rosenmontag“ erhalten hatte: Das Foto zeigt einen treu dreinblickenden Hund mit einem Stück Papier in der Schnauze. Darauf steht, unter dem Wort Eilmeldung: Angela Merkel hat bekannt gegeben, wann sie zurücktritt – Sie will nur noch den Flughafen in Berlin eröffnen!

Nein, die Nachricht kam von Liane. Und definitiv nicht von Christoph Gensch, wie Sie jetzt beim Lesen vielleicht vermuten würden. Gensch ist nämlich kein Mitglied in meiner „Rosenmontag“-Gruppe bei WhatsApp. Und sollte er in einer gleichlautenden oder ähnlichen Gruppe mit Angela Merkel verbunden sein, dann darf er davon ausgehen, dass er über kurz oder lang von der CDU-Chefin abgemeldet und entsorgt wird. Nicht nur in der WhatsApp-Gruppe. Bei Kritik an der eigenen Person und der eigenen Politik – da hört für die „Raute Nimmersatt“ der Spaß nämlich auf. Nicht nur an Rosenmontag, sondern auch noch eine Woche danach.

Muss ich eigentlich an der Stelle gar nicht erst erwähnen, vor allem nicht im Zusammenhang oder gegenüber Christoph Gensch. Der weiß durchaus, was er tut. Im Stadtrat in Zweibrücken, im Landtag in Mainz – und ganz sicherlich auch beim kommenden Bundesparteitag seiner CDU. Und der Risiken und Nebenwirkungen seiner unverhohlenen und doch so nachvollziehbaren Kritik an der Politik der großen Vorsitzenden, die mit aller Macht in die nächste Groko strebt, ist er sich mit großer Sicherheit ebenfalls bewusst.

Da muss der Arzt noch nicht mal ­ (s)einen­ Apotheker fragen!

Klar ist aber auch für uns, die wir als Redaktion die deutlichen Worte des Zweibrücker Landtagsabgeordneten und sein geplantes Nein gegen ein neuerliches Bündnis aus CDU/CSU und SPD ja in unserer Wochenendausgabe schon großflächig als Aufmacher auf der Zweibrücker Seite präsentiert haben, dass wir an dem Thema dran bleiben werden. Gensch sorgt mit seinen klaren Worten und seiner unverbogenen und mutigen Denke für Diskussionen, es wird weitere Reaktionen geben – als Stoff, aus dem die Zeitung ist.

Und dieser Stoff ist vielschichtig und bunt!

Bei mir ist beispielsweise im lokalen Bereich übers Wochenende ein weiteres Thema hängengeblieben: die stilvolle und kurzweilige Pegasus-Preisverleihung am Freitagabend im „Romantik Hotel Landschloss Fasanerie“, bei der das TUI-Reisecenter Junker, der Auerbacher Hof und die Metzgerei Burgard in ihrer jeweiligen Kategorie den ersten Platz belegten. Zwar sind die Preise in den Bereichen Dienstleistung, Gastronomie und Handel vergeben – und zwar so, wie es das Votum der rund 6500 mit ihren Stimmkarten vertretenen Menschen wollte. Und dennoch ist auch dieses Thema noch lange nicht zu Ende geschrieben.

Die Diskussion um eine lebendige Innenstadt, die konstruktiv-kritische und bisweilen auch schon mal aufmunternde Berichterstattung darüber, dass sich Engagement in Handel, Gastronomie und Dienstleistung auch in Online-Zeiten und den daraus erwachsenden neuen Herausforderungen mehr als lohnen kann, wird weitergehen.

Leider aber auch die Berichterstattung darüber, dass (auch in Zweibrücken) in den kommenden Wochen und Monaten das eine oder andere Geschäft schließen wird. Letzteres hinterlässt Wunden im Stadtbild, konterkariert natürlich die Arbeit der städtischen Wirtschaftsförderin Anne Kraft, und ihre Anstrengungen werden mit Sicherheit nicht leichter. Für uns als Zeitung, die den genannten Preis zusammen mit der „Woch“ in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal vergeben hat, tut es aber gut, wenn Kraft, wie auch der Stadtvorstand, erkannt hat, „dass wir solche Initiativen brauchen, weil die ein wichtiger Baustein sind, Zweibrücken noch attraktiver zu machen“.

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