Generationenwechsel steht bevor

Zweibrücken · Der Zweibrücker Lokalpolitik stehen Umbrüche bevor. Bis zum Jahr 2020 wird nach und nach der gesamte Stadtvorstand ausgetauscht. Mit Christoph Genschs angekündigtem Rückzug von der CDU-Spitze geht die Personalrochade, die bis zur Oberbürgermeisterwahl in gut dreieinhalb Jahren andauern wird, in die erste Phase. Wer bei den beiden großen Parteien für die Posten an der Stadtspitze infrage kommt, beleuchtet eine Merkur -Analyse.

 Im Rathaus steht bezüglich der führenden Köpfe ein Generationenwechsel bevor. Foto: pm

Im Rathaus steht bezüglich der führenden Köpfe ein Generationenwechsel bevor. Foto: pm

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Die Personaldebatten können beginnen: Den Stein ins Rollen gebracht hat dafür in der vergangenen Woche Christoph Gensch. Nicht nur, dass er selbst seinen Rückzug vom CDU-Vorsitz für die Jahresmitte angekündigt hat - er brachte auch gleich den baldigen Ruhestand von Bürgermeister Rolf Franzen (CDU ) ins Spiel. Der werde wohl "im Laufe des Jahres 2017" sein Amt niederlegen, sagte Gensch (wir berichteten). Franzen selbst wollte das bislang auf Nachfrage noch nicht bestätigen. Dass der 64-Jährige allerdings bis zum regulären Ende seiner Amtszeit zum Jahresbeginn 2020 Bürgermeister bleibt, ist unwahrscheinlich. Und auch der ein Jahr jüngere Beigeordnete Henno Pirmann (SPD ), dessen Amtszeit zum gleichen Zeitpunkt endet, könnte nach Merkur-Informationen vorzeitig in Ruhestand gehen - auch wenn er das ebenfalls noch nicht offiziell sagte. Schon klar ist hingegen, dass Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) bis zum 31. Mai 2020 im Amt bleiben wird. Danach werde er aber definitiv in Rente gehen, sagte er dem Merkur : "50 Jahre im Berufsleben sind genug." Spannend ist nun nicht nur, wer ab dem 1. Juni 2020 Kurt Pirmanns Nachfolger wird, sondern auch, wie der Stadtvorstand dann aussieht. Vor allem die beiden großen Parteien werden sich darüber Gedanken machen müssen, denn etwas anderes als eine große Koalition dürfte vorerst nicht in Frage kommen - zumindest solange Kurt Pirmann im Amt ist.

Die CDU dürfte sich deutlich früher über Personalfragen Gedanken machen müssen. Denn nach dem angekündigten Rückzug von Gensch gilt es schon sehr bald, die ersten Weichen zu stellen. Der Nachfolger des Landtagsabgeordneten als Kreisvorsitzender könnte später auch Franzen-Nachfolger werden - Gensch selbst nannte die Variante "sinnvoll". Und der dann amtierende CDU-Bürgermeister wäre wiederum ein möglicher Oberbürgermeister-Kandidat. In Frage käme dafür etwa Christian Gauf. Der Stadtrat, von Beruf Notariats-Amtsmann, ist ein verdientes Parteimitglied und vor allem auch über seine Funktion beim Handball-Drittligisten SV 64 Zweibrücken gut vernetzt. In vorderster Front trat er bereits 2006 als Landtagskandidat an. Dass er damals sehr deutlich gegen den beliebten SPD-Mann Fritz Presl unterlag, ist auch angesichts des damaligen CDU-Landesergebnisses keine Schande. Der 50-Jährige wäre auch in dreieinhalb Jahren noch jung genug für eine OB-Kandidatur.

Noch mehr die Zukunft der Partei repräsentiert Christina Rauch. Die erst 34-jährige Lehrerin kandidierte bei der zurückliegenden Kommunalwahl immerhin auf CDU-Listenplatz drei hinter Gensch und Gauf und wäre für künftige Aufgaben in Stadt und Partei eine Option. Die Frage wird sein, ob sie in der CDU über die nötige Unterstützung verfügt.

Die besitzt ganz sicher Christoph Gensch selbst. Dass er Wahlen gewinnen kann, hat der auch erst 37-Jährige im März eindrucksvoll gezeigt. Trotz schlechterem Zweitstimmenergebnis seiner CDU schlug er den SPD-Kandidaten Stéphane Moulin bei den Erststimmen deutlich und zog in den Landtag ein. Man kann davon ausgehen, dass er auch bei einer OB-Wahl die besten Chancen aller möglichen CDU-Kandidaten hätte. Entscheidend wird sein, ob er kandidieren will. Das hängt sicher auch davon ab, wie er sich in den kommenden Jahren in Mainz zurechtfindet und welche Perspektiven sich ihm bieten. Dass er nun den CDU-Vorsitz niederlegt, deutet nicht unbedingt auf ein starkes Interesse am OB-Amt hin.

Bei der SPD ist Sabine Wilhelm die natürliche Kandidatin für die OB-Wahl - immerhin ist sie die Vorsitzende der Stadtratsfraktion und dürfte nach Pirmanns Rückzug als OB und Parteichef den ersten Zugriff auf die Kandidatur haben. Ob die 50-Jährige das auch will, wird sich zeigen. Sie müsste immerhin einen attraktiven Posten als Amtsgerichtsdirektorin aufgeben.

Dass sie vor diesem Hintergrund als Nachfolgerin von Henno Pirmann als Beigeordnete in Frage kommt, ist sehr unwahrscheinlich. Das wäre eher ein Posten für Thilo Huble. Der derzeitige Leiter des Kultur- und Verkehrsamtes ist zugleich stellvertretender Vorsitzender des SPD-Stadtverbandes. Ein Aufstieg zum Beigeordneten wäre für den 53-Jährigen gut denkbar. Und von diesem Posten aus könnte Huble durchaus auch nach der OB-Kandidatur greifen - vor allem dann, wenn Wilhelm nicht antreten will.

Bei diesen Gedankenspielen sollte man Stéphane Moulin nicht ganz außer Acht lassen. Innerhalb seiner Partei ist seine Fachkompetenz geschätzt - nicht umsonst hat man ihn zum Direktkandidaten für die Landtagswahl gemacht. Dabei kassierte er allerdings eine herbe Schlappe gegen Gensch. Fraglich, ob die Partei ihn erneut bei einer Direktwahl ins Rennen schickt - und ob der 39-Jährige das überhaupt will. Für einen Posten im Stadtvorstand - etwa als Beigeordneter - kommt der Prokurist auf alle Fälle in Frage.

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