Gemeinsam den Schock überwinden

Zweibrücken · Nach dem Aus des Flughafens Zweibrücken ist wieder die Zusammenarbeit in der Region gefordert. Daran appellierten Zweibrücken Oberbürgermeister, südwestpfälzischer Landrat und Verbandsbürgermeister. Die Landesregierung sagte Hilfe zu.

 Standen in der Festhalle Rede und Antwort: der südwestpfälzische Landrat Hans Jörg Duppré, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Infrastrukturminister Roger Lewentz, Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann sowie Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (v.l.). Foto: Jörg Jacobi

Standen in der Festhalle Rede und Antwort: der südwestpfälzische Landrat Hans Jörg Duppré, die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, Infrastrukturminister Roger Lewentz, Zweibrückens Oberbürgermeister Kurt Pirmann sowie Verbandsbürgermeister Jürgen Gundacker (v.l.). Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

Beifall brandete in der Festhalle auf, als Mitarbeiter des Flughafens ein Schild auf die Bühne trugen, auf dem stand, dass "dieses Vorhaben vom Europäischen Sozialfonds kofinanziert". Pfiffe und Buhrufe gab es dagegen fünf Minuten später, als Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Innenminister Roger Lewentz (beide SPD ) durch die Halle gingen.

Beifall erntete dann Südwestpfalz-Landrat Hans Jörg Duppré (CDU ) bei seiner Rede. Die Ansprache von Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ), die in einem langen Schlussapplaus endete, wurde des Öfteren von spontanem Beifall unterbrochen. Auch die Unmutsäußerungen gegen die Ministerpräsidentin und den Minister ließen im Laufe der zweistündigen Veranstaltung immer mehr nach. "Ich verstehe ihre Wut und ihren Zorn", rief Dreyer den Buhrufern zu.

"Ich war Geburtshelfer bei einer schweren Geburt. Und leite jetzt eine Beerdigung mit ein", wiederholte Oberbürgermeister Pirmann ein Bild, das er bereits am Mittwoch in der Stadtratssitzung gezeichnet hatte. Als erstes richtete Pirmann einen Appell an alle Landespolitiker. "Ihr müsst euch zusammenraufen und nicht zoffen. Egal ob das Rote, Schwarze, Grüne oder Blaue sind. Es geht jetzt um das Schicksal von Menschen!" Damit redete Pirmann den zahlreichen Flughafen-Beschäftigten unter den mehr als 300 Zuhörern der Veranstaltung aus der Seele. Auch Duppré betonte, dass sich das Thema nicht für "politische Ränkespiele" eigne.

In dem 1990er hätten sich viele "stolz vor das Europaschild am Flughafen gestellt, und jetzt lässt uns Europa abstürzen". Solch ein Europa möchte Pirmann nicht, bei dem ein Mann (gemeint ist EU-Kommissar Joaquin Almunia), ohne durch eine Wahl legitimiert zu sein, bestimmt, was in einer Region passiert. Die Botschaft der Veranstaltung, bei der sich der Oberbürgermeister, der Landrat und die Landespolitiker Kommunalpolitikern, Bürgern und Beschäftigten stellten, sollte auch nach Berlin gehen. Pirmann: "Aber vor allem müssen wir uns in der Region zusammenreißen und nach vorne gehen."

Landrat Duppré erinnerte an die Erfolge des vor 20 Jahren an gleicher Stelle vorgestellten Vier-Säulen-Konzepts. "Jetzt stürzt das ein. Das kann nicht sein." Er fragte, wieso die Beihilfen in Ensheim und am Hahn "unschädlich" seien und hier nicht.

Die Ministerpräsidentin sagte nur, dass die EU-Kommission entschied, dass die Saarländer die Beihilfe nicht zurückzahlen müssen, die Zweibrücker schon. Dabei habe sich die Landesregierung in Brüssel für alle drei vom Beihilfeverfahren betroffenen Objekte - Hahn, Nürburgring, Zweibrücken - gleich stark eingesetzt. "Wir wollten alle drei retten. Die Entscheidung ist für uns nicht nachvollziehbar. Wir wollen sie nicht hängen lassen!" Dafür gab es sogar Beifall für Dreyer. Das Amtsgericht Zweibrücken hat am Freitag einen vorläufigen Insolvenzverwalter für die Flughafen Zweibrücken GmbH bestimmt: den Rechtsanwalt Jan Markus Plathner aus Frankfurt mit Büro in Bad Kreuznach. Das Amtsgericht hat nach eigenen Angaben zugleich weitere Sicherungsmaßnahmen angeordnet; Verfügungen des Flughafens hängen von der Zustimmung des vorläufigen Insolvenzverwalters ab. Der Insolvenzverwalter hat seine Arbeit bereits aufgenommen. Seine erste Aufgabe wird sein, die wirtschaftlichen Verhältnisse des Flughafens festzustellen.

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