Gemächliche Zombie-Serien-Kopie
Zweibrücken · Zombie-Serien sind aktuell Selbstläufer. Nach „The Walking Dead“ haben die Macher jetzt „Fear the Walking Dead“ nachgeschoben. Die spielt zwar auf der anderen Seite von Amerika, doch ansonsten gibt's viele Parallelen. Und einen erstaunlich lahmen Start.
"Fear the Walking Dead" hat augenscheinlich Probleme, mehr zu sein, als nur eine lahmere Kopie der Zombie-Erfolgsserie "The Walking Dead". In letztgenannter ist eine Gruppe von Menschen auf der Flucht vor ausgeflippten (lebenden) Menschen und solchen, die nach dem Ableben als blutrünstige Beißer wiederkehren. Das sogenannte Spin-Off, so der Name für eine Ablegerserie, die in der gleichen Welt wie das Original spielt, verlegt nun den Handlungsort von der West- zur Ostküste. In der ersten Staffel erlebt man mit, wie die funktionierende Gesellschaft in Los Angeles durch die mysteriöse Seuche zerbricht. Wie erst das Militär einschreitet, dann aber auch kapituliert und die Städte auszuräuchern beginnt. Das geschieht in gerade mal sechs Episoden. Den Wandel von heiler Welt und aus "The Walking Dead" bekanntem Apokalypse-Szenario verpasst man allerdings weitgehend, er vollzieht sich im Hintergrund zu schnell. Denn der Fokus liegt darauf, wie die zerrüttete Patchwork-Familie um Literaturlehrer Travis Manawa (Cliff Curtis) und dessen Sohn Chris sowie Ex-Frau und neue Geliebte Madison Clark (Kim Dickens ) nebst Kindern ihr Leben gerade bewältigt, als die Zivilisation zusammenbricht.
Als sie alle flüchten, beginnt eine Handlung, die sich kaum mehr vom Gerüst der Ursprungsserie unterscheidet: Eine Gruppe Ungleicher muss überleben und dabei äußere und innere Konflikte lösen. Mitglieder sterben, neue kommen hinzu. Manche Idee wirkt sogar geklaut - etwa die einer Frau, die ihre zu Zombies mutierten Familienmitglieder einsperrt und nicht töten will. Das gab's im Original auch. Auch Kinder/Jugendliche, die in der neuen Welt ihren Platz finden und das Töten lernen müssen. Erst langsam in der 15-teiligen zweiten Staffel nimmt die Handlung einigermaßen Fahrt auf.
Bisher ist die Serie als Ergänzung für Walking-Dead-Fans ein nettes Zubrot, hält sie auch Möglichkeiten offen, Dinge zu zeigen und zu erklären, für die das Original (das sich an den Comics und Figuren von Robin Kirkman orientiert) keinen Spielraum hat. Erzählerisch neue Wege geht die Reihe nicht, bei den Figuren gibt es bis auf den Ex-Junkie und am Rande von Leben und Tod balancierenden Nick Clark (Schauspieler Frank Dillane erinnert stark an eine Jungfassung von Johnny Depp ) wenig erwähnenswertes. Auch den Familienplot mit dem Etablieren und Vorstellen der Figuren gestalten die Macher denkbar gemächlich. Weil die Zuschauerzahler bisher gestimmt haben, wird aber auf jeden Fall eine dritte Staffel mit 16 Episoden kommen. Vielleicht emanzipiert die sich ja dann deutlicher vom Original.
Erschienen bei Splendid Film auf Blu-Ray und DVD.