Historischer Verein Gegen das Verdrängen und Vergessen

Zweibrücken · Eine Arbeitsgruppe erforscht die Schicksale der Zwangsarbeiter in Zweibrücken in den Kriegsjahren von 1940 bis 1945.

 Die Arbeitsgruppe erstellte einen Plan der Lager, in denen die Zwangsarbeiter – über die ganze Stadt Zweibrücken und Umgebung – verstreut waren. Dahinter von links: Ingrid Satory, Maria Rimbrecht, Gertrud Schanne-Raab und Helmut Sittinger.

Die Arbeitsgruppe erstellte einen Plan der Lager, in denen die Zwangsarbeiter – über die ganze Stadt Zweibrücken und Umgebung – verstreut waren. Dahinter von links: Ingrid Satory, Maria Rimbrecht, Gertrud Schanne-Raab und Helmut Sittinger.

Foto: Margarete Lehmann

Der Historische Verein hatte zu einem Vortrag mit dem Thema „Zwangsarbeiter 1940-1945“ in den Kapellenraum der Karlskirche eingeladen. An die 90 Gäste waren erschienen, das Thema stieß also auf großes Interesse. Vor bald zehn Jahren hatte sich schon mal eine Arbeitsgruppe der Volkshochschule gebildet, die zum Thema „Zweibrücken unter dem Hakenkreuz“ Material zusammengetragen und veröffentlicht hatte. In dem jetzigen Projekt geht es um die Zwangsarbeiter – Kriegsgefangene und Zivilgefangene – die in Zweibrücken eingesetzt waren. 5000 Menschen waren betroffen. Zwangsarbeit ist jede Art von Arbeit oder Dienstleistung, die von einer Person unter Androhung irgendeiner Strafe verlangt wird und für die sie sich nicht freiwillig zur Verfügung gestellt hat.

In der Arbeitsgruppe vertreten sind Gertrud Schanne-Raab, Ingrid Satory, Maria Rimbrecht, Rainer Schanne und Helmuth Sittiger. Seit drei Jahren beschäftigen sie sich mit dem Thema und stellten nun die Ergebnisse vor. „Wir bekamen Akten des Zweibrücker Stadtarchivs, der Herzog-Wolfgang-Stiftung, des Katholischen Krankenhauses, des Landesarchivs in Speyer und des Internationalen Suchdienstes“, berichtete Gertrud Schanne-Raab. Jeder beschäftigte sich mit einem anderen Thema und berichtete darüber. So ergaben sich fünf detaillierte Vorträge. „Erschöpft ist das Thema aber noch lange nicht“, wurde betont, „Über die Kinder der betroffenen Familien wissen wir gar nichts, über das Verhalten der Kirche auch nicht.

Und welche Gründe führten dazu, dass in der JVA zum Beispiel besonders viele Menschen verstarben, mehr als in anderen Bereichen? Die Behandlung der Gefangenen war nicht bei allen gleich, es wurden Unterschiede gemacht, so wurden zum Beispiel die Franzosen und Belgier besser behandelt als Polen und Personen aus den Ostgebieten. Über die Stadt verteilt gab es Lager wie etwa auf dem Parkplatz in der Uhlandstraße.

Überlieferte Briefe geben Einblicke in den grausamen Tagesverlauf. „So durften die Gefangenen bei Luftangriffen nicht die Bunker aufsuchen, so dass außerordentlich viele bei den Angriffen ihr Leben verloren. Und was geschah nach dem Krieg mit ihnen? Viele kehrten in ihre Heimat zurück, Tote wurden umgebettet. 80 ehemalige Zwangsarbeiter sind auf dem Zweibrücker Hauptfriedhof begraben, die „Übriggebliebenen“, die wohl niemand vermisst hat.

Charlotte Glück sagte: „Es ist wichtig, hier noch weiter zu forschen, wir müssen die Geschichte aufarbeiten, es wird Zeit.“

Es weden noch Freiwillige gesucht, die eines der ausstehenden Themen bearbeiten möchten, teilte die Arbeitsgruppe mit. Dass die Arbeiten veröffentlicht werden sei vorgesehen.

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