Gegen das Nichts der Hoffnungslosigkeit Poesie für eine zärtlichere Welt

Wattweiler · "Traumhaft", mit diesem Gedicht beginnt Markus Bach als Erster von zwei Autoren am Freitagabend die Lesung der Bad Kreuznacher Schreibgruppe "Eulenfeder" im Wattweiler Eiscafé Scheerer. "Traumhaft" erzählt vom Aufgehobensein "im Nichts der Hoffnungslosigkeit" angesichts eines Krieges.

Vom Zerfall der Ordnung und dem fatalen Gesicht, das der Mensch in Konflikten annimmt, kann der Nachrichtenredakteur beim ZDF in Mainz viel Ungutes erzählen: Die Bilder und Berichte aus Regionen, in denen die Ordnung aus den Fugen gerät, zeichnen seinen beruflichen Alltag. Für die Emotionen, die das auslöst, findet Bach in seinen Gedichten eine gefasste Sprache, die sich am Schrecken abarbeitet und mit einem klaren Ton anklagt, benennt und nach Idealen fragt - für eine bessere Welt. "Visionen, die brauchen wir am meisten, finde ich", so Bach in der sich anschließenden Diskussion mit dem Publikum. Bach schreibt seit 2008 politisch engagierte Gedichte , "um damit für mich und Menschen, die auch auf der Suche sind, eine andere Welt entstehen zu lassen, die langsamer, zärtlicher und gerechter ist".

Ganz anders zur Poesie kam die zweite Autorin dieses Abends, Marita Heinrich. Eine Spätberufene sei sie, begann erst 2014 zu schreiben, in einer Art Vorahnung nahezu, dass ihr ein schwerer Schicksalsschlag bevorsteht. Innerhalb weniger Tage verfasst sie 21 Gedichte , die förmlich aus ihr heraus fließen, sie nachts aus dem Bett treiben, damit sie einen Ort in der Wirklichkeit bekommen. Aus dieser Phase liest Heinrich "Meine Zweifel": "Meine Zweifel, getragen von Hoffnung, von Vertrauen. Wohin führen sie mich?" Ihre Gedichte bauen eine suggestive Spannung auf, die den Zuhörer in bewusst schlicht gehaltener Sprache zu sich heranziehen. Heinrich: "Meine Texte lebe ich, die schreibe ich nicht nur." In einem weiteren Gedicht heißt es: "Ich leiste mir zu weinen, wenn andere lachen." Heinrichs Thema ist das Private, es steht in Form persönlicher Erfahrungen und Träume im Mittelpunkt ihrer Gedichte . Sie leben von der Kraft seelischer Spannungen und ihrer Bilder.

Beide Autoren stellen ihre Texte gegenüber, lassen sie wirken und laden die Zuhörer zur Diskussion. Markus Bach liest am Ende "Dialog wider den Krieg" gemeinsam mit einer Zuhörerin. "Normalerweise lese ich ihn mit meiner Tochter."

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