Kosaken-Konzert in Zweibrücken Gefühlvoll mystischer Klang

Zweibrücken · Bejubelte Falsett-Tenöre und Bassi profondi, perfekt im Chor und als Solisten: Original Bolschoi Don Kosaken in Festhalle.

 Eine vordergründig bewegte Szene vom Auftritt der „Original Bolschoi Don Kosaken“ in der Zweibrücker Festhalle.

Eine vordergründig bewegte Szene vom Auftritt der „Original Bolschoi Don Kosaken“ in der Zweibrücker Festhalle.

Foto: Margarete Lehmann

Die Zweibrücker Festhalle war am Samstag so gut wie ausverkauft. Bestimmt kennen alle Don Kosaken schon, wollen sie aber immer wieder hören. Die „Original Bolschoi Don Kosaken“ boten eine perfekte hochmusikalische Show. Das Ensemble trat nicht nur als Männerchor a cappella auf, sondern hatte Tänzer und drei Solisten mitgebracht mit Balaleika (dreieckiger Corpus und drei Saiten, gezupft), Domra (lautenähnlich) und Knopfharmonika.

Die Musiker stellten sich als Solisten mit halsbrecherischem Tempospiel und trickreichen Einlagen vor, des Beifalls keine Ende. Die drei Tänzer performten schönste Figuren im Dreiklang bei artistischer Gymnastik ohne Gelenkknacken und Knorpelverweigerungen. Und dann natürlich der elfköpfige Superchor. Vier Oktaven Stimmumfang und der riesige Kontrast zwischen hohen Falsett-Tenören und tiefen Bassi profondi, bei den „Abendglocken“ schönstens zu hören.

Den gefühlvoll mystischen Klang in sicherer Balance schaffte der Dirigent Ivan Schalliev mit seinen Bolschoi-Don-Kosaken. Auf eine 100-jährige Geschichte blickt dieser Chor zurück, gegründet nach der Oktoberrevolution 1917 von Serge Jaroff. 1979/80 wurden die verbliebenen Mitglieder des Originalchores mit neuen Sängern, alles Opernsolisten, als Bolschoi Don Kosaken vereint. Viele von ihnen sind in Österreich zuhause.

Der Chor begann mit einigen sakralen Liedern, zum Beispiel dem „Vater unser“, gesungen mit heiligem Ernst. Dann ging’s aber gleich über zu russischen Liedern und Kosakenliedern. Lyrisch-romantisch wurde es mit dem „Mond am Himmel“ oder wenn der Nebel fällt. Liebeslieder mit wunderbarer Tenormentalität ausstaffiert in reinsten Tönen, da lacht das Herz.

Aber auch ein bisschen traurig ist schön: Wenn der Kutscher die Pferde nicht so schnell treiben soll, denn der Gast hat niemanden, der auf ihn wartet. „Schneegestöber“ wirkt heuer leicht nostalgisch für uns Zweibrücker, denn der Klimawandel hat es längst weggestöbert.

Kurzum: Die Don Kosaken weckten mit aller Macht und Harmonie, musikalisch gesehen, Sehnsucht nach Don, auch den in Scholochows nobelpreisgekröntem „Stillen Don“.

Ein Kosakenheer gibt es auch noch, in Erscheinung getreten jüngst in der Ukraine. Wir aber verbleiben ganz verzückt in der Musik und lassen die raue schnöde Welt außen vor. Frohe Weihnacht denn! Mit „Kalinka“ im Herzen.

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