Gefahrenherd alter Schuttplatz

Zweibrücken · Lagern auf dem früheren Schuttplatz Sechsmorgen gefährliche Abfälle? AfD-Ratsfraktionschef Manfred Weber will wissen, wie die Stadt mit der Ex-Deponie umgeht. Die Aufsichtsbehörde berichtet von immer wieder festgestellten Belastungen. Welche Gefahr von dem Müll ausgeht, könne sie aktuell nicht sagen.

 Die Idylle trügt: Jenseits der heutigen Bebauungsgrenze an der Scheiderbergstraße wurden früher Zweibrücker Abfälle gelagert. Bis heute sickern Schadstoffe heraus. Das genaue Gefährdungspotenzial, auch für das Trinkwasser, ist bislang ungeklärt. Foto: Jan Althoff

Die Idylle trügt: Jenseits der heutigen Bebauungsgrenze an der Scheiderbergstraße wurden früher Zweibrücker Abfälle gelagert. Bis heute sickern Schadstoffe heraus. Das genaue Gefährdungspotenzial, auch für das Trinkwasser, ist bislang ungeklärt. Foto: Jan Althoff

Foto: Jan Althoff

Seit fast einem Jahr wartet die Rosenstadt auf ein Signal aus Neustadt, wie es mit der Mülldeponie Mörsbach weitergeht. So lange prüft die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd, die Fläche der ausgeräumten Altdeponie für die Errichtung und den Betrieb einer Deponie der Klasse II zu erschließen und damit zusätzliche Kapazität für mineralische Abfälle zu schaffen. Manfred Weber , Vorsitzender der AfD-Fraktion im Zweibrücker Stadtrat, lenkte da den Blick auf die Deponie-Vorgängerin. Er wollte wissen, was eigentlich aus dem Schuttplatz Sechsmorgen geworden ist, ob von ihm eine Gefahr ausgeht, ob die Stadt hier Messungen durchführt und Nachsorge betreibt. Weber erläuterte auf Merkur-Nachfrage: "Ich kenne diese Deponie seit 30 Jahren und weiß, dass sie zugeschüttet wurde. Ich vermute dort Altlasten, wahrscheinlich die größten, die wir in Zweibrücken haben." Als er Ende der 70er Jahre Lehrling gewesen sei, habe man dort alles Mögliche hingefahren und abgeladen. Oberbürgermeister Kurt Pirmann (SPD ) sicherte ihm eine schriftliche Antwort zu, die gestern noch ausstand. Die SGD Süd war schneller mit einer Antwort. Sprecherin Nora Schweikert erklärt, dass "Sechsmorgen" eine ehemalige Stadt-Deponie war, die bis 1972 betrieben wurde und 240 000 Kubikmeter Abfall einschließt. Zum Vergleich: Im Rechenbachtal werden aktuell 200 000 bis 225 000 Kubikmeter Müll im Jahr eingelagert, nach einer Erweiterung die Anlage vier Millionen Kubikmeter fassen. Im Bodenschutzkataster ist die Ex-Deponie Sechsmorgen als "Städtischer Müllplatz Zweibrücken , Scheiderberg" erfasst. Schweikert: "Die Stadt Zweibrücken hat in den 90er Jahren erste Untersuchungen durchgeführt und dabei im Sickerwasser am Fuße der Deponie deutliche deponietypische Belastungen festgestellt. Ebenfalls verzeichnete Belastungen der Bodenluft sowie Aufwuchsschäden in landwirtschaftlich genutzten Flächen deuteten auf aktive Zersetzungs- und Gasbildungsprozesse hin." 1993 seien die Pachtverträge mit den Landwirten gekündigt und damit die landwirtschaftliche Nutzung des Geländes eingestellt worden. In den darauffolgenden Jahren, letztmals 2003, seien immer wieder Proben aus dem Sickerwasser gezogen worden. "Auch hier zeigten sich Beeinflussungen durch die Deponie", so die SGD-Sprecherin. Das Grundwasser sei bisher noch nicht unter die Lupe genommen worden. Das SGD-Fazit: "Eine abschließende Bewertung des von der Deponie ausgehenden Gefährdungspotenzials ist bislang nicht möglich."

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HintergrundSchuttplätze wie der im Bereich Sechsmorgen waren bis 1972, zum Inkrafttreten der Abfallgesetze, praktisch im Gebiet jeder Gemeinde üblich, teils gab es mehrere, schreibt die SGD Süd auf Merkur-Anfrage. Im Rahmen der Erfassung der Altablagerungen durch das Land Rheinland-Pfalz seien Ende der 80er Jahre landesweit insgesamt knapp 15 000 Altablagerungen als vorläufig "altlastverdächtige Flächen" erfasst worden, darunter auch diese früheren ehemaligen Müllkippen. SGD-Süd-Sprecherin Nora Schweikert betont, dass die Zahl 15 000 nicht bedeute, dass es 15 000 kommunale oder private Müllkippen gegeben habe - der Begriff Altablagerungen sei weiter gefasst und beziehe sich auch auf Aufschüttungen und Auffüllungen, die nicht Deponiecharakter hatten. 1972, habe es allein im Gebiet der damaligen Bundesrepublik 50 000 Deponien oder Müllkippen gegeben, von denen keine Einzige den heutigen Umwelt-Anforderungen entsprochen habe. Schweikert: "Eine kurzfristige vertiefende Untersuchung dieser Flächen ist aufgrund ihrer Anzahl nicht möglich. Sie erfolgt sukzessive in der Regel im Rahmen geplanter Baumaßnahmen oder Nutzungsänderungen". ek

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