Kommentar Das Erinnern neu denken

Was machen Sie eigentlich am Volkstrauertag? Stellen Sie sich auch auf einen zugigen Friedhof und sehen einem Volksvertreter dabei zu, wie er einen Kranz niederlegt? Wahrscheinlich nicht, oder? Ich behaupte, selbst ein nicht unerheblicher Teil der Menschen, die am Volkstrauertag auf einem Friedhof stehen, ist nur dort, weil er muss.

Gedenken am Volkstrauertag in Zweibrücken
Foto: SZ/Robby Lorenz

Und damit bin ich schon beim Kern des Problems: Dieser Gedenktag ist zu einem symbolischen Akt verkommen, für den sich nur noch ein verschwindend geringer Teil der Bevölkerung interessiert. Was sicher damit zu tun hat, dass diejenigen, die zumindest den Zweiten Weltkrieg miterlebt haben, langsam aussterben. Traurig ist es trotzdem. Denn die vielen Millionen Menschen, die in diesen beiden Kriegen völlig sinnlos ihr zumeist noch junges Leben verloren haben, haben es weiter verdient, dass man ihrer gedenkt.

Gerade in den Zeiten der heutigen Geschichtsvergessenheit und -fälschung gilt es deshalb, eine zeitgemäße Art des Gedenkens zu finden. Darum ist es eine gute Nachricht, dass das Zweibrücker Bündnis gegen Rechts sich – ebenfalls am Volkstrauertag – dieses Themas annimmt. Es muss im Interesse aller Demokraten sein, dass nicht die Ewiggestrigen des Nationalen Widerstandes die Letzten sind, die sich am Volkstrauertag aus voller Überzeugung vor die Mahnmale stellen.

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