Für Flughafen gibt es Interessenten

Zweibrücken · Am Montagabend lief die Ausschreibungsfrist für den Zweibrücker Flughafen aus. Wie aus einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters hervorgeht, gibt es zumindest mehr als einen Interessenten. Wer und wie viele genau, wollte gestern niemand sagen.

 Ist der Lack ab am Zweibrücker Flughafen oder geht es doch weiter? Immerhin gibt es schon mal Interessenten für den Airport. Fotos: gda

Ist der Lack ab am Zweibrücker Flughafen oder geht es doch weiter? Immerhin gibt es schon mal Interessenten für den Airport. Fotos: gda

Will man es positiv sehen, kann man nach dem gestrigen Tage von einem Lichtblick für den Zweibrücker Flughafen sprechen. Will man es negativ sehen, kann man feststellen: Die Hängepartie am insolventen Airport geht weiter. Fest steht: Nach dem Ende der Ausschreibungsfrist am Montagabend sind "Interessensbekundungen" eingegangen. Das ließ der vorläufige Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner gestern mitteilten. Wie viele? Wer? Woher? Welcher Art? Schweigen dazu. Auch auf Nachfrage ließ sich Plathners Sprecher Sebastian Brunner nicht mehr entlocken. Man wolle auch nur den Anschein vermeiden, dass irgendein Interessent benachteiligt werde. Daher die wortkarge Informationspolitik, die laut Brunner auf Anraten von Rechtsexperten genau so betrieben werde.

Für die Beschäftigten am Flughafen bedeutet das einen echten Zwiespalt, den der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Markus Rademacher auf den Punkt brachte: Dass man noch weiter bangen müsse, sei "schlimm für die Nerven". Anderseits: "Ich sehe die Mitteilung des Insolvenzverwalters als ein positives Zeichen. Es ist doch besser so, als wenn sich gar kein Interessent gemeldet hätte." Überhaupt vertraue er Plathner und seinem Team blind, weil die nach Rademachers Ansicht einen richtig guten Job machen.

Und der ist noch lange nicht abgeschlossen: "Wir haben gerade einmal die erste Phase hinter uns", sagte Brunner. Jetzt gehe es darum, das vorhandene Interesse bei den potenziellen Investoren zu erhärten. Bis Mitte Oktober sollen unverbindliche Angebote eingeholt werden, dann gehe es in die finale Phase der Verhandlungen. Die soll bis Ende Oktober abgeschlossen sein. "Klar ist, dass wir langfristig den Betrieb einstellen müssen, wenn es keine Aussicht gibt, einen Investor für den Flughafen zu finden", machte Plathner laut Mitteilung deutlich.

Nach Auskunft von Brunner werde jeder Schritt eng mit der EU abgestimmt. Weitere Interessensbekundungen seien übrigens auch nach Ende der Ausschreibungsfrist noch möglich. "Wir wollen da die Tür nicht zumachen", sagte Brunner.

Parallel zum Investorenprozess werden mehrere Konzepte geprüft, wie und in welchem Umfang der Flugbetrieb nach dem Ende des Sommerflugplans (7. November) fortgeführt werden kann. "Wir brauchen dafür weitere, insbesondere finanzielle Unterstützung unserer Kunden und aller derjenigen, die ein Interesse am Fortbestand des Flughafen Zweibrückens haben", ließ Plathner mitteilen. Laut Brunner laufen dazu schon konkrete Gespräche, allerdings bisher noch ohne verbindliche Zusage. Gerade in Hinblick auf den Einstieg eines Investors wäre es nach Ansicht von Brunner "von Vorteil, wenn der Flugbetrieb weiter geht" und nicht zwischenzeitlich zum Erliegen komme.

Nach bislang unbestätigten SWR-Informationen hat auch ein asiatischer Firmenzusammenschluss Interesse am Flughafen signalisiert.Das 25-Punkte-Programm für den Raum Zweibrücken (wir berichteten) ist nur der Anfang. Das versicherte der rheinland-pfälzische SPD-Fraktionschef Hendrik Hering gestern bei seinem Besuch am Zweibrücker Flughafen. Es gehe darum, einen Dialog anzustoßen und gemeinsam mit den Kommunen eine Reihe weitere Maßnahmen zu erarbeiten. Hering wehrte sich damit gegen Kritik, das Programm biete wenig Neues und Konkretes.

"Es wird für Zweibrücken und Umgebung eine Sonderförderung geben", sagte der SPD-Fraktionschef. Er verwies etwa auf EU-Mittel in Höhe von acht Millionen Euro , die Rheinland-Pfalz bis 2020 für Gewerbeansiedlungen und Erschließungsmaßnahmen zur Verfügung stehen. Die hiesigen Kommunen hätten sehr gute Chancen auf einen Teil dieser Mittel.

Dass es Interessenten für den Flughafen gibt, wertete Hering als "positiv". Doch auch wenn es am Airport gar nicht weitergehen sollte, sei er optimistisch, "dass die verlorengehenden Arbeitsplätze in wenigen Jahren kompensiert werden können". Hering geht davon aus, dass der offizielle Bescheid der EU-Kommission, in der Mainz aufgefordert wird, bis zu 56 Millionen Euro an Beihilfen vom Flughafen zurückzufordern, am 1. Oktober eingeht. Erst dann könne man darüber nachdenken, die Entscheidung anzufechten. Hering : "Ich hege Sympathien für eine Klage." Allerdings müsse man das auch davon abhängig machen, ob die EU von einem möglichen Investor die Rückzahlung der Summe fordert.

Meinung:

Die Hoffnung lebt weiter

 SPD-Fraktionschef Hendrik Hering (links) machte sich gestern ein Bild von der Situation am Flughafen. Begleitet wurde er von seinen Parteigenossen Fritz Presl (Mitte) und Jürgen Gundacker.

SPD-Fraktionschef Hendrik Hering (links) machte sich gestern ein Bild von der Situation am Flughafen. Begleitet wurde er von seinen Parteigenossen Fritz Presl (Mitte) und Jürgen Gundacker.

Von Merkur-RedakteurGerrit Dauelsberg

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Insofern ist es grundsätzlich verständlich, dass der vorläufige Insolvenzverwalter vorerst wenig über die potenziellen Investoren am Zweibrücker Flughafen verrät. Man will sich bei der Ausschreibung nicht angreifbar machen - aus gutem Grunde, wie das Beispiel Nürburgring zeigt. Auch wenn die Ungewissheit für die Beschäftigten sehr unschön ist. Dass man noch nicht Mal die Anzahl der Interessenten verrät, ist dabei vielleicht etwas übertrieben.

Sei's drum, man sollte die gestrige Nachricht einfach positiv sehen. Es tut sich was am Flughafen. Die Hoffnung, dass es dort weiter geht, lebt. Wie auch immer die Zukunft konkret aussehen mag. Denn auch über die Absichten der potenziellen Investoren ist noch nichts bekannt. Wollen sie weiter Flugbetrieb? Und wenn ja, geht es dabei nur um Fracht oder auch weiter um Passagiere ? Das alles steht in engem Zusammenhang mit der Frage, ob ein Investor die bis zu 56 Millionen Euro Beihilfen zurückzahlen muss. Hier muss die EU im Sinne der Beschäftigten endlich mal Fingerspitzengefühl zeigen!

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