Für Bürgerrechte gekämpft

Zweibrücken · Von 1995 bis 2009 war Walter Dury Präsident des Pfälzischen Oberlandesgerichts in Zweibrücken. In den fast 14 Jahren, in denen er das höchste Gericht der Pfalz führte, hat er unter anderem das Schloss für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

 Walter Dury vor der Statue „Die Hambacher Vorbotin“. Foto: cvw

Walter Dury vor der Statue „Die Hambacher Vorbotin“. Foto: cvw

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Wer meint, die liberalen Errungenschaften der französischen Revolution wie der Code Napoleon mit seiner bürgerfreundlichen Gesetzgebung seien in Stein gemeißelt und in alle Ewigkeit manifestiert, irrt. "Ich habe in meiner fast 25-jährigen Amtszeit mehr als einmal dafür kämpfen müssen, dass Bürgerrechte nicht beschnitten wurden durch unsinnige Gesetzesreformen", erinnert sich Walter Dury, OLG-Präsident von 1995 bis 2009. Neben dem Gerichtsmanagement und der Personalentwicklung der 15 Amts-, vier Land- und dem Oberlandesgericht sowie der eigenen richterlichen Tätigkeit ist die Mitwirkung an Gesetzesentwürfen eine der Aufgaben eines OLG-Präsidenten. Gerade fundierte Kenntnisse der Zweibrücker Freiheitsgeschichte empfindet er als äußerst hilfreich, um schädliche Ansätze zu erkennen und diesen - der Tradition wie der persönlichen Überzeugung verpflichtet - entgegen zu wirken. Ähnlich wie die liberalen Pioniere des Hambacher Festes im 19. Jahrhundert mache man sich damit bei der Obrigkeit nicht nur beliebt, lässt der geschichtsinteressierte oberste Richter a.D., der auch von 1980 bis 1992 für die FDP im Stadtrat saß, durchblicken.

Von Kindesbeinen an war Walter Durys Leben eng mit dem Zweibrücker Schloss verbunden. Der 1944er-Jahrgang sah dessen Trümmer täglich von der nahen Volksschule aus. Dury erinnert sich noch gut an die hitzigen Diskussionen, ob das im Zweiten Weltkrieg nahezu komplett zerstörte Schloss wieder aufgebaut oder anders genutzt werden sollte. Sozialer Wohnungsbau , ein Kaufhaus, ein neues Rathaus oder eine Festhalle standen damals zur Debatte. Weitblickende Bürger, an der Spitze Justizrat Max Schuler und seine Söhne Hans, genannt Elef, und Karl-Heinz forderten nachdrücklich, das Schloss wieder aufzubauen, um die Rückkehr des nach Neustadt verlegten OLG zu ermöglichen. Dieser Plan fand schließlich im Landtag eine Mehrheit und am 1. Januar 1965 kehrte das OLG nach Zweibrücken zurück. In Durys Amtszeit fiel die General-Renovierung des Gebäudes: Die IT-Ausrüstung, Brandschutz, eine neue Cafeteria im obersten, vierten Stock für alle Mitarbeiter, Besucher und die Referendararbeitsgemeinschaften, dazu die komplette Innensanierung. Zehn Jahre lang, bis 2005, dauerten die umfangreichen Bau- und Verschönerungsmaßnahmen. "Mein Ziel war immer, das Schloss und das Oberlandesgericht der Bevölkerung zugänglich zu machen. Schließlich ist jede Verhandlung öffentlich und darf besucht werden. Ich wollte den Menschen aber allgemein die Schwellenangst nehmen", betont Dury. Hochkarätige Ausstellungen renommierter Künstler, Tage der "offenen Tür", das alljährliche Sommerfest der Justiz im ebenfalls neu angelegten Schlossgarten, Konzerte wie die der Musikschule, der Villa Musica, der Mainzer Hofsänger, oder große Veranstaltungen wie der pfälzische Kultursommer und die Neujahrsempfänge des Pfälzischen Merkur lockten viele Besucher in die hoch herrschaftlichen Mauern. "Natürlich benötigen wir seit der RAF-Zeit eine Sicherheitspforte", erklärt Dury, weshalb er auch das Ansinnen auf generelle Öffnung des Schlossgartens als Volksgarten konsequent ablehnt. Ähnlich, wie bei dem historischen Theaterstück anlässlich der 650-Jahr-Feier der Stadt, werden das hintere Schloss und der Garten auch die Kulisse zum Stück über den Assisen-Prozess anlässlich der 200-Jahre-OLG-Feier Mitte September sein. Neben wechselnden Kunstausstellungen im Schloss-Foyer manifestierte Dury dort einen Überblick über die bedeutende Historie Zweibrückens als Wiege der Deutschen Demokratie und den Wiederaufbau des Schlosses in der Nachkriegszeit in Bildern, Objekten und Schriften in einer kleinen Ausstellung. Gleich mit drei Kunstwerken setzte sich auch der pensionierte OLG-Präsident ein Denkmal: mit der Büste des Bayerischen Königs Max I. in den Schlossgarten, der Tafel zum Gedenken an die Gräueltaten in der NS-Zeit, als unbescholtene Bürger in dem nahe gelegenen Gefängnis, auf dem heutigen Parkplatz, in "Schutzhaft" genommen wurden, sowie der "Hambacher Vorbotin" der renommierten Künstlerin Christiane Maether aus Hambach, die rechts vor dem Schloss bewundert werden kann. Ein Stück Geschichte im Vorübergehen: "Die Hambacher Vorbotin ist ein Sehnsuchtssymbol der Liebe zur Freiheit, sie dokumentiert den Aufbruch zu Neuem. Abheben - Freiheit fühlen - Vergiss nicht, dass Du Flügel hast!" erinnert die kleine Tafel an der Seite als klaren Auftrag an die Zweibrücker - aber vor allem auch die hier arbeitenden Richter und Staatsanwälte - in Ewigkeit.

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