Friedhofsgebühren explodieren

Zweibrücken. In seltener Eintracht hat der Stadtrat gestern dafür votiert, eine neu gefasste Friedhofsgebührensatzung zu verabschieden. Die sieht vor, dass Sterben in der Rosenstadt ab 1. Februar deutlich teurer werden soll. Nun muss der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) in seiner öffentlichen Verwaltungsratssitzung heute ab 17 Uhr im Ratssaal die Satzung offiziell beschließen

 Ein Engel trägt Trauer auf diesem Grab des Zweibrücker Hauptfriedhofs. Traurig bis ärgerlich dürfte für viele nun auch die saftige Gebührenerhöhung sein, die ab dem 1.Februar greift. Foto: Marco Wille/pma

Ein Engel trägt Trauer auf diesem Grab des Zweibrücker Hauptfriedhofs. Traurig bis ärgerlich dürfte für viele nun auch die saftige Gebührenerhöhung sein, die ab dem 1.Februar greift. Foto: Marco Wille/pma

Zweibrücken. In seltener Eintracht hat der Stadtrat gestern dafür votiert, eine neu gefasste Friedhofsgebührensatzung zu verabschieden. Die sieht vor, dass Sterben in der Rosenstadt ab 1. Februar deutlich teurer werden soll. Nun muss der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) in seiner öffentlichen Verwaltungsratssitzung heute ab 17 Uhr im Ratssaal die Satzung offiziell beschließen. Die neue Gebührenordnung sieht vor, dass sich Kosten für gleich mehrere Bestattungsarten weit mehr als verdoppeln. Die Herstellung eines Urnenerdgrabs etwa kostet künftig 130 statt 60 Euro. Neu eingeführt wird bei Grabüberlassungen eine Grundgebühr für Reihengräber und Wahlgräber von 400 Euro. Urnenbeisetzungen schlagen von 365 auf 550 Euro auf. Eine Umbettung unter Sechsjähriger kostet künftig 760 statt 355 Euro. Jürgen Kroh (CDU) zeigte sich zuversichtlich, dass die Bürger diese deftigen Aufschläge akzeptieren. Schließlich habe man die Gebühren in den vergangenen zwölf, 13 Jahren konstant gehalten: "Und dies beispielsweise trotz der teuren Sanierung der Mauern der Friedhöfe Rimschweiler und Oberauerbach." Und das, obwohl die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion mehrmals mahnend den Zeigefinger hob, an der Gebührenschraube zu drehen. Kroh: "Man könnte sagen, das ist bei uns auf taube Ohren gestoßen oder wir haben uns die Augenbinde angezogen. Stadtvorstand, -verwaltung und -rat haben die ADD-Vorgabe ignoriert. Es war klar, dass irgendwann der große Knall kommen muss."Großes Lob gab es allenthalben für den UBZ und dessen Geschäftsführer Werner Boßlet, dass er diese unbequeme, aber für die Stadtfinanzen wichtige Neuregelung angestoßen hat, um Einnahmen und Ausgaben anzugleichen. Die Regelung sei nun "gerechter", bewertet etwa Norbert Pohlmann (Grüne Liste), denn sie seien an die Kosten gekoppelt worden. SPD-Fraktionschefin Sabine Wilhelm mahnte: "Ich bin davon überzeugt, dass dieser Rat noch mehrmals über solche Erhöhungen diskutieren wird, gerade vor dem Hintergrund des Entschuldungsfonds." Skeptisch stimmte indes, dass die Redner auch einig darin waren, dass es ohne eine Verlagerung des Bestattungswesens zur UZB auch weiterhin die eigentlich unabwendbare Gebührenerhöhung nicht gegeben hätte. Kroh: "Ohne die UBZ würden wir uns immer noch in der Warteschleife befinden." Wilhelm stellte dabei auch in den Raum, dass die alte Gebührenordnung womöglich einer gesetzlichen Prüfung gar nicht standhalten würde. Und auch bei der Frage, ob man zur weiteren Einsparung einige der zwölf Friedhöfe - in der Stadt, den Stadtteilen und den Vororten - schließt, gab es im gesamten Rat Kopfschütteln. Die FDP-Fraktionsvorsitzende Ingrid Kaiser hob hervor, dass sie "Orte der Kommunikation" gerade für ältere Menschen seien. "Die Friedhöfe sind ein Stück Lebensqualität der Stadt", formulierte Kroh und Oberbürgermeister Helmut Reichling ergänzte: "Es ist Lebensqualität, zu Lebzeiten zu wissen, dass das eigene Grab mal dort sein wird, wo die Angehörigen wohnen." Auch FWG und Linke plädierten für die Gebührenerhöhung und strikt gegen Friedhofsschließungen. "Friedhöfe sind ein Stück Lebens- qualität

der Stadt."

Jürgen Kroh, CDU

Der Rat ignoriert, Boßlet agiert

Von Merkur-RedakteurEric Kolling

Werner Boßlet war die Schlüsselfigur der gestrigen Stadtratssitzung. Dafür, dass er und die UBZ das Sterben teurer, aber auch die Kostenverteilung gerechter machen, gab es Lob von allen Seiten. Zurecht. Denn Boßlet lamentiert nicht, er agiert. Auch sein abgelehnter Vorstoß, den Winterdienst zu verteuern, war unpopulär, aber richtig für die klamme Stadt. Der Stadtrat hingegen stellte sich gestern in ein diffuses Licht. Man sah zwar ein, dass man die ADD-Vorgaben einer Gebührenerhöhung seit über einem Jahrzehnt missachtete. Man räumte aber auch ein, dass man damit weitergemacht hätte, wenn die UBZ die das Bestattungswesen nicht übernommen hätte. Bleibt zu hoffen, dass sich auch in Zukunft bei unpopulären Sparmaßnahmen ein Macher à la Boßlet findet.

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