Freies W-Lan soll Zweibrücker Innenstadt noch verlockender machen

Zweibrücken · SPD-Ortsverein startet mit Gemeinsamhandel Initiative für zeitlich unbegrenzten kostenlosen Zugang.

Einzelhändler und Gastronomen in der Zweibrücker Innenstadt wollen künftig nicht nur mit ihren eigenen Angeboten punkten - sondern allen City-Besuchern auch einen komfortablen kostenlosen mobilen Internetzugang ermöglichen.

Zwar gibt es zwischen Alexanderplatz und Hallplatz heute schon kostenloses W-Lan von Vodafone, dieses ist aber auf eine halbe Stunde begrenzt. Das sei aber vielen Kunden zu wenig, sagt der Gemeinsamhandel-Vorsitzender Andreas Michel auf Merkur-Anfrage. "Wir brauchen unbegrenztes offenes W-Lan, das ist heute anders als vor zehn Jahren." Nicht nur junge Leute legten viel Wert darauf, mit ihrem Smartphone surfen zu können und zum Beispiel Videos zu schauen, ohne ihr meist limitiertes Daten-Budget zu verbrauchen, wenn sie zum Beispiel in einem der vielen Zweibrücker Straßencafés sitzen.

Der Gemeinsamhandel-Vorstand habe deshalb die Initiative des SPD-Ortsvereins Zweibrücken "Freies W-Lan für Zweibrückens Innenstadt" begeistert aufgegriffen. Nach der Präsentation durch den Ortsvereinsvorsitzenden Thorsten Gries und Stellvertreter Gerhard Maurer diese Woche wurde sofort eine gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet, um nach den Osterferien zu klären, wie die ganze City versorgt werden kann.

"Freies W-Lan für Zweibrücken war schon immer mein Steckenpferd, das wäre ein Riesen-Gewinn für die Innenstadt", sagt Gerhard Maurer auf Anfrage unserer Zeitung: "Elektronik ist eine meiner Leidenschaften." Beruflich ist der 50-Jährige EDV-Leiter beim DRK Saarland. Seine Kinder, Freunde und Bekannten beschwerten sich immer wieder darüber, dass die mobile Internetverbindung in der Innenstadt weder flächendeckend stabil noch zeitlich unbegrenzt kostenlos sei. "Mit freiem W-Lan könnten wir Zweibrücken stärken, denn noch haben das viele andere Städte nicht. Mit geringem Aufwand könnten wir einen großen Wettbewerbsvorteil erzielen." Den Verein Gemeinsamhandel habe der SPD-Ortsverein zum einen ins Boot geholt, weil Maurer sich "mehr Rückhalt im Stadtrat" verspricht, wenn es sich nicht nur um eine Partei-Initiative handelt. Zum anderen sieht Maurer für die Einzelhändler nicht nur den Vorteil, dass das Shopping-Ziel Zweibrücken insgesamt attraktiver macht: "Geschäftsleute können zum Beispiel mit QR-Codes am Schaufenster ihre Angebote vermarkten."

Wichtig findet Maurer, dass der W-Lan-Zugang einfach ist und man überall in der City mit dem gleichen W-Lan-Namen ("Gemeinsamhandel") und ohne namentliche Anmeldung oder Passwort ins Netz kommt.

Technisch sieht der Experte in der Zweibrücker Innenstadt vor allem zwei Realisierungs-Alternativen. Erstens: In vielen Geschäften und Gaststätten gebe es schon Router, über die ein kostenloses W-Lan zur Verfügung gestellt werden könne. Dies wäre technisch die einfachste Variante, so Maurer - aber nur dann sinnvoll, wenn der Bundestag wie geplant im Juli den Wegfall der Störerhaftung beschließe. "Das glaube ich aber erst, wenn es soweit ist", ist Maurer nicht allzu optimistisch. Für den Fall, dass Geschäftsleute aber wie bisher dafür haften müssen, wenn Passanten über ihren Zugang zum Beispiel im Internet illegal Musik downloaden, empfiehlt Maurer Variante zwei: den sogenannten Freifunk. Partner für eine Zusammenarbeit könne die nichtkommerzielle Initiative "Freifunk Westpfalz" sein. Bei dieser Lösung sei ein W-Lan-Betrieb abgekoppelt vom internen Netzwerk der Gewerbetreibenden möglich. Anwohner oder Gewerbetreibende müssten hierfür eventuell nur ein Zusatzgerät kaufen. Maurer: "Ich habe so eins, das hat nur 23 Euro gekostet." Freifunk Westpfalz erläutert das Grundprinzip folgendermaßen: "Die Freifunk-Knoten bieten nicht nur durch Freiwillige zur Verfügung gestellten unbeschränkten Zugang zum Internet, sondern bauen auch mit weiteren Knoten in der Nachbarschaft sogenannte Mesh-Netzwerke auf und schaffen damit am Ende, unabhängig von bestehenden Infrastrukturen, ein eigenes Netz, von Fensterbrett zu Fensterbrett, von Dach zu Dach." Durch das Netzwerk entfielen mangels Nachvollziehbarkeit der Verbindungskette Probleme mit der Störerhaftung, so Maurer.

Zum Thema:

Vor zehn Jahren scheiterte kostenpflichtiges W-Lan aus Angst vor Strahlung "Stadt soll Surfer-Paradies" werden, lautete schon vor zehn Jahren eine Schlagzeile im Merkur-Lokalteil. Damals gab es sogar schon einen potenziellen Anbieter, der in der ganzen Stadt an Straßenlaternen oder Hausfassaden kleine W-Lan-Sender anbringen wollte. Von kostenlosem Zugang war in diesem "Paradies" aber noch keine Rede. Und aus dem Projekt wurde auch nichts: Bürger und Politiker hatten Angst vor Strahlung durch W-Lan. Das ist heute kein Thema mehr, seitdem viele Haushalte W-Lan ganz selbstverständlich nutzen.

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