Kolumne Frau Kiefer und die Anlauttabelle

Meine Grundschullehrerin hieß Frau Kiefer. Kurzhaarfrisur, Nickelbrille – und eine Verfechterin der umstrittenen Lehrmethode „Schreiben nach Gehör“. Die Hysterie, mit der alle Jahre wieder über Anlauttabellen diskutiert wird, zeigt, dass jede Generation Änderungen argwöhnisch beäugt: Meine Mutter hält Online-Banking für Hexenwerk. Mein Opa hat die Mikrowelle zu seinem Erzfeind erklärt. Und meine Urgroßeltern haben vielleicht schon beim Reißverschluss die Grenze gezogen. Früher? War alles besser. Heute? Werden kulleräugige Kinder durch „Schreiben nach Gehör“ in Gefahr gebracht.

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Foto: SZ/Lorenz, Robby

Kritisieren darf man die Methode durchaus. Mit erhobener Nase zu blöken, dass die eigene Schulzeit noch ein richtiges Stahlbad gewesen sei, während heute gutmenschelnde Pädagogen unsere Kinder verziehen, ist aber selbstgerecht und anmaßend.

Ich denke jedenfalls, wenn in diesem Text ein „Rechtschraibfehler“ steckt – dann bin ich selbst schuld. Keine Anlauttabelle. Und schon gar nicht Frau Kiefer.

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