Serie Die Künstler von ZW im Fokus Sie macht Fotografie „aus dem Herzen“

Zweibrücken · In einer Serie stellt der Merkur die Siegerfotos der Aktion „Zweibrücken im Fokus“ vor. Heute: Françoise Martsch

 Die Hummel auf der Rhodendronblüte ist das Foto für August.

Die Hummel auf der Rhodendronblüte ist das Foto für August.

Foto: Françoise Martsch

„Lass doch die Mama fotografieren“, bittet Françoise Martsch ihre junge Zwergpudel-Hündin Lilou. Das schwarze Fellbündel mit den blitzenden Knopfaugen springt die 69-jährige, in Algerien geborene Französin immer wieder an oder zieht an der Leine, so dass ein kontrolliertes Fokussieren des Motivs ebenso schwierig ist wie die Konzentration auf das Fotografieren. „Das ist mein Handicap. Ich brauche die Ruhe zum Fotografieren“, lacht die begeisterte Amateurfotografin.

Ende August 2021 ist sie nach langen Jahren der Trauerpause nach dem Tod ihres geliebten Tierheimhundes mit Lilou wieder „auf den Hund gekommen“ und nimmt die Herausforderung dafür gerne in Kauf. Sie sagt: „Ich nehme auch nicht immer die Kamera mit, wenn ich mit dem Hund unterwegs bin.“ Doch sowohl das quicklebendige Hündchen als auch ihre zuvor einsamen Fotosafaris durch Zweibrücken und Umgebung haben ihr geholfen, die schwierige Coronazeit zu überstehen, ohne depressiv zu werden. Die gespenstischen Eindrücke in der menschenleeren Stadt oder mit den in Riesenabständen platzierten Gästen in der Außengastronomie verarbeitete sie ebenfalls fotografisch. „Dabei bin ich völlig fokussiert im Hier und Jetzt verankert“, beschreibt sie die regelrecht meditativ-therapeutische Wirkung des Fotografierens auf sie selbst. Ab und zu sendet sie Fotos an den Pfälzischen Merkur, so dass sie immer wieder einmal den Weg in die Zeitung finden.

Gezielt auf Fototour ohne Lilou geht sie allein oder gerne mit einer ihrer Schwester, die sich ebenso für die Fotografie interessiert. Aus dem Pfälzischen Merkur hatte Françoise Martsch von dem Fotowettbewerb Zweibrücken im Fokus erfahren und ihn zum Anlass für neue Zweibrücken-Fotos genommen.

Sie sei das Ganze eher spielerisch angegangen. Als sie bei der Recherche im Internet zufällig auf die Siegerfotos stieß, war sie erstaunt. Sie selbst findet den blühenden Rhododendron mit der kleinen Hummel vor dem im Hintergrund verschwommenen Fasaneriegebäude weniger spektakulär. „Da gibt es ganz andere, spannende Bilder“, erklärt die Autodidaktin und zeigt eine Verfremdung leuchtender Blüten aus dem Rosengarten vor einem geschwärzten Hintergrund. Eindeutig kunstvoll und sehr ungewöhnlich.

Die studierte Germanistin winkt ab. „HausfrauPlus. Ich bin keine Fotokünstlerin und habe dazu auch keine Ambitionen“, nennt sie ihre Fotografie „aus dem Herzen“. Die Bilder, die sie dann präsentiert, sprechen allerdings eine völlig andere Sprache. So wie die große Möwe, die vor dem Hintergrund einer italienischen Häuserfront, die sich im Wasser spiegelt, mit weit geöffneten Schwingen direkt auf den Betrachter zuzufliegen scheint.

An eine Foto-Ausstellung habe sie noch nie gedacht. Einmal im Jahr geht sie auf Pirsch im Garten Rücker, „mit und ohne Nebel“. Ihr Lieblingsmotiv sind Tiere, „die liegen mir am Herzen“. Wenngleich es ihr nicht gelingen mag, ihr Hündchen zu fotografieren, das dafür viel zu sprunghaft ist und ständig auf sie zurennt, um mit ihr zu spielen.

Geweckt wurde ihre Fotofreude bereits in ganz jungen Jahren noch in Algerien. Noch im Grundschulalter bekam Françoise Martsch eine Vintage-Kamera, in die man von oben hineinsah, geschenkt und dazu ein Fotoalbum in einem wundervoll geprägten und umschnürten Ledereinband, das sie noch heute hat. Sie erinnert sich: „Ein Film musste damals lange halten“ und bedauert, dass es aus ihrer Kindheit in Algerien so wenige Familienfotos gibt, die sie mit ihren drei Schwestern zudem noch teilen musste.

 Hündchen Lilou begleitet Francoise Martsch häufig auf ihren Foto-Safaris in Zweibrücken.

Hündchen Lilou begleitet Francoise Martsch häufig auf ihren Foto-Safaris in Zweibrücken.

Foto: Cordula von Waldow

Dafür hat sie regelmäßig ihren Sohn Frédéric fotografiert und sorgt dafür, dass gemeinsame Erlebnisse bildhaft dokumentiert wird. Besonders dafür sowie für Urlaubserinnerungen gelte „ein Bild sagt mehr als 1000 Worte“.

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