Fracht darf seit April nicht mehr abheben

Zweibrücken. Der Flughafen Zweibrücken steht dieses Jahr vor einem Einbruch seines Frachtfluggeschäfts. Hintergrund sind verschärfte Sicherheitserfordernisse und Infrastrukturprobleme am Flughafen. Die Folge: Fracht darf zwar noch in Zweibrücken landen - aber nicht mehr abfliegen. Und das schon seit April, bestätigte der Flughafen gestern Merkur-Recherchen

Zweibrücken. Der Flughafen Zweibrücken steht dieses Jahr vor einem Einbruch seines Frachtfluggeschäfts. Hintergrund sind verschärfte Sicherheitserfordernisse und Infrastrukturprobleme am Flughafen. Die Folge: Fracht darf zwar noch in Zweibrücken landen - aber nicht mehr abfliegen. Und das schon seit April, bestätigte der Flughafen gestern Merkur-Recherchen. Ein für die Frachtabflug-Erlaubnis erforderliches Röntgengerät steht seit Monaten unausgepackt im Flughafen herum. Hauptprofiteur der Probleme ist der Nachbarflughafen Saarbrücken-Ensheim. Täglich ungefähr zwei Flüge mit Fracht heben seitdem statt in Zweibrücken in Ensheim ab, war von dort zu erfahren, Planespotter (Flugzeugbeobachter) haben in Internetforen viele Bilder als Beleg gestellt. Der Flughafen Zweibrücken nannte hierzu gestern keine Zahlen. Der Zweibrücker Flughafen-Sprecher Franz-Rudolf Ubach erläuterte, nach dem Transport einer Paketbombe vor etwa einem Jahr über einen deutschen Frachtflughafen seien Sicherheitsanforderungen erhöht worden. Der Flughafen Zweibrücken habe sich dieses Jahr erfolgreich einem europäischen Sicherheits-Audit unterzogen, dürfe aber Fracht nicht mehr ungeröntgt abfliegen lassen. "Da gibt es Diskussionen, wie das finanziell darstellbar ist." Denn das Röntgengerät habe aufgrund von Auflagen des Luftfahrtbundesamtes zwar gekauft werden müssen - man habe aber noch kein dafür ausgebildetes Personal. Erforderlich sei ein sogenannter "reglementierter Beauftragter" - genauer gesagt mindestens ein halbes Dutzend, denn zu den gesamten Betriebszeiten des Flughafens müsse jemand ein Beauftragter da sein. Und das rechne sich angesichts des geringen Frachtflug-Aufkommens in Zweibrücken nicht. 2009 wurden dort 85 Tonnen umgeschlagen, voriges Jahr 395 - und ganz überwiegend handelt es sich laut Ubach nicht um abfliegende Fracht, sondern landende, mit Teilen von Automobilzulieferern. Fracht-Hauptkunde in Zweibrücken sei die mit einer Station hier ansässige Arcus-Air-Logistic. Mit dieser Firma versuche man in noch laufenden Gesprächen eine Kostenbeteiligung zu erreichen. Arcus-Air gab gestern auf Anfrage noch keine Stellungnahme ab.Ubach betonte aber: "Das Thema steht jetzt wieder höher auf unserer Tagesordnung." Der Flughafen suche "nach einer befriedigenden Lösung im Spannungsfeld zwischen Aufwand und Ertrag". Die Sicherheit stehe dabei im Vordergrund. Einen konkreten Zeitplan, ab wann wieder Fracht in Zweibrücken abheben kann, gebe es aber noch nícht.

Am Rande

Französische Investoren haben nach Merkur-Informationen über einen Einstieg am Flughafen Zweibrücken verhandelt. Der Flughafen gehört dem Land Rheinland-Pfalz und den Anliegerkommunen. Dem Mainzer Infrastrukturministeriums-Sprecher Joachim Winkler war gestern weder eine Bestätigung noch ein Dementi für das Interesse der Franzosen zu entlocken. Er sagte aber grundsätzlich: "Natürlich sind wir froh, wenn es wieder Interessenten gibt. Erforderlich ist aber, dass private Investoren ein angemessenes Verlust-Risiko übernehmen. Da liegt uns kein entsprechendes aktuelles Angebot vor, was als Verhandlungsbasis dienen könnte." Auch für den Fall, dass neue oder veränderte Privatisierungs-Angebote kommen, äußerte sich Winkler skeptisch: "Wir sind ja auf dem Weg zu einer Kooperation mit dem Saarland und hoffen, dass wir da gut vorankommen". lf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort