Food-Sharing-Bewegung in Zweibrücken Letzte Stelle vor der Mülltonne

Zweibrücken · Bei einem Info-Treffen im Mehrgenerationenhaus schlossen sich gleich fünf Interessierte der Food-Sharing-Bewegung in Zweibrücken an.

 Alte und neue Food-Saver tauschen sich im Zweibrücker Mehrgenerationenhaus aus.

Alte und neue Food-Saver tauschen sich im Zweibrücker Mehrgenerationenhaus aus.

Foto: Cordula von Waldow

„Wir haben es in der Zeitung gelesen,“ gaben die meisten der fünf Interessierten an, die sich vor dem Food-Sharing-Stammtisch im Mehrgenerationenhaus genauer über das Thema „Lebensmittel retten“ informieren wollten. Zwischen 24 und 60 Jahre alt, liegt ihnen doch gemeinsam am Herzen, sich für eine sinnvolle Verwertung von „überflüssigen“ Lebensmitteln einzusetzen, deren Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) abgelaufen ist, deren Verpackung angeschmutzt oder angerissen ist, die in Aussehen und Frische nicht mehr normgerecht sind oder einfach „zu viel“, weil bereits neue Ware den Regalplatz benötigt, die Saison dafür zu Ende ist.

In einem informativen Kurzfilm stellte die Zweibrücker Food-Sharing-Gruppe die Ziele dieser deutschlandweiten Bewegung sehr gut verständlich vor. Die Zweibrücker Food-Sharing-Botschafterin, Anika Weber, erklärte die Struktur vom Interessierten Essensretter bis zu ihrer Aufgabe als Chef-Organisatorin: Test auf der Food-Sharing-Homepage bestehen, dreimal als Abhol-Schüler mit zur Abholung von Lebensmitteln gehen und die Regeln lernen, sich als Mitglied eines ungeordneten Food-Saver-Teams über die Abholzeiten für das jeweilige Unternehmen informieren und für eine Arbeitszeit anmelden. Nach Bestätigung zuverlässig vor Ort sein.

„Eure geretteten Lebensmittel und anderen Waren könnt ihr selbst verbrauchen, privat an Familie, Freunde und in die Nachbarschaft verteilen oder in unsere drei Fair-Teiler bringen“, zählt Ina Stenger auf. Auf die entsetzten Blicke hin macht Anika Weber noch einmal deutlich: „Ihr braucht kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn ihr selbst die Waren verbraucht. Denkt immer daran: Ihr seid die letzte Stelle vor der Mülltonne!“ Denn überall gilt: „Die Tafel kommt immer zuerst!“

Erst, wenn die Bedürftigen versorgt sind, wird der Überschuss gerettet. Annette Carbon ist 60 Jahre alt und will schauen, wie sie verantwortlich unterstützen kann. Julia Schäfer verfolgt schon lange das Food-Sharing-Engagement und will jetzt aktiv werden, weil ihr dreijähriger Sohn ihr mittlerweile den Freiraum dafür gibt. Sie sagt: „Toll, dass es eine solche Organisation gibt!“ Die 24-jährige Studentin Lorena Mayer lebt seit einem Jahr in Zweibrücken, weiß aus der Zeitung vom Food-Sharing und wartet, nachdem sie den Test bestanden hat, sehnsüchtig auf einen Termin als Abhol-Begleiterin. „Wir hatten Sommerpause, da waren trotz dieses so ganz anderen Jahres einige in Urlaub“, erklärt Yanna Lorang. Das sei auch der Grund, weshalb die Gruppe einen satten Überhang an sogenannten Food-Savern benötigt, bevor neue Geschäfte angesprochen werden können.

„Ja, wir haben einige in der Pipeline“, lächelt Anika auf die Frage danach. Doch Patrick Lang, der als engagierter Food-Saver mit eigener Ausgabestation lange nach weiteren Aktivitäten gefragt und gedrängt hatte, räumt ein: „Wir haben als Verantwortliche im Sommer manchmal selbst abholen müssen, obwohl wir eigentlich keine Zeit hatten, weil tatsächlich gerade niemand aus dem Team da war. Und das ist unsere Verantwortung.“

Zuverlässigkeit und korrektes Verhalten gegenüber den Kooperationsunternehmen hat oberste Priorität. „Ihr dürft nie vergessen: Als ausgewiesene Food-Saver vertretet ihr immer die gesamte Organisation. Kommt es zu Missverständnissen oder Unmut, leidet unter Umständen das Engagement der ganzen Vereinigung und vor allem natürlich die Lebensmittel.“

Nach wie vor dürfen auch Privatpersonen über die Facebookgruppe Waren anbieten und bei sich abholen lassen, denn die oberste Prämisse im Foodsharing heißt: „Von privat für privat und auf eigene Verantwortung des Verbrauchers.“

Nach diesem Treffen hat Food-Sharing Zweibrücken fünf Essensretterinnen mehr, sehr zur Freude des engagierten Teams. Dies nimmt den Erfolg jedoch als neuen Ansporn für weitere Aktiviäten. So wird nun in Zweibrücken ein Film zum Retten und der nahezu kostenneutralen Verarbeitung der geretteten Lebensmittel gedreht.

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