Führungswechsel bei Zweibrücker Förderkreis Historische Fasanerie „Dieses kulturelle Erbe geht uns alle an“

Zweibrücken · Beim Zweibrücker „Förderkreis Historische Fasanerie“ gab es im Rahmen der turnusmäßigen Neuwahlen eine Verjüngung im Vorstand. Nach fast 40 Jahren Investition, vor allem in die Erhaltung der historischen Bausubstanz, gilt es, das einmalige kulturelle Erbe zunehmend bewusst und erlebbar zu machen.

 Der neue Vorstand des „Förderkreis Historische Fasanerie“: Monika Mische, Hans-Georg Ort, Wolfgang Ohler, Roland Zadra, Frank Greiner, Birgit Neumüller, Silvia Dillinger, Roswitha Chéret (von links) – es fehlt Gerhard Herz.

Der neue Vorstand des „Förderkreis Historische Fasanerie“: Monika Mische, Hans-Georg Ort, Wolfgang Ohler, Roland Zadra, Frank Greiner, Birgit Neumüller, Silvia Dillinger, Roswitha Chéret (von links) – es fehlt Gerhard Herz.

Foto: Cordula von Waldow

Die Fasanerie muss leben! Das besterhaltene barocke Gartendenkmal nördlich der Alpen ist als historisches Erbe zugleich Zweibrücker Stolzobjekt als auch eine Verpflichtung. Die Mitverantwortung für den Erhalt der weit über die Grenzen der Region hinaus bedeutenden, denkmalgeschützten Anlage hat sich seit fast 40 Jahren der „Förderkreis Historische Fasanerie“ auf die Fahnen geschrieben.

Schon Polenkönig Stanislaus Leszczynski hatte vor mehr als 300 Jahren die Magie dieses Ortes erkannt und hier sein „Tschifflik“ erbauen lassen. Dass bis heute neben den oberen Spiegelweihern zudem die Kaskade sowie die Ruinen der ehemaligen Turmbauten erhalten sind, ist nicht zuletzt dem Engagement des rund 80 Köpfe starken Förderkreises Historische Fasanerie zu verdanken, der 1983 unter dem Vorsitz von Walter Dury und Mitwirkung unter anderem des Zweibrücker Historikers und Statikers Fritz Stauch sowie des damaligen Hotelinhabers Friedwolf Liebold seine verantwortungsvolle Aufgabe aufnahm. Ihn beerbte 2002 Autor Wolfgang Ohler.

Bei der Mitgliederversammlung Anfang August stellte der 79-jährige ehemalige Richter und Zweibrücker Autor nun nach genau 20 Jahren sein Amt zur Verfügung. Mit dem 64-jährigen Roland Zadra beginnt der Verein seine angestrebte Verjüngungskur. „Gefeiert haben wir eigentlich weniger, in erster Linie haben wir Baumaßnahmen durchgeführt“, resümiert Wolfgang Ohler seine Amtszeit. In seinem Jahresrückblick hatte er bereits die Vollendung der sichernden Baumaßnahmen an der Fasanerieruine verkünden können, die den „optisch störenden Bauzaun“, den der Umwelt- und Servicebetrieb Zweibrücken (UBZ) als Sicherungsmaßnahme am unteren Ruinenbereich aufgestellt hatte, nun endlich überflüssig mache.

Aus Eigenkapital und mit Spenden war es gelungen, das Geld für die knapp 37 000 Euro teure Baumaßnahme aufzubringen. „Wir hatten bei 36 000 Euro gedeckelt und die Firma Dahlhauser hat uns den Mehrbetrag gesponsert“, bedankt er sich für die Jahrzehnte lange, sehr gute Zusammenarbeit mit dem Zweibrücker Handwerksunternehmen.

Fiel die Überdachung der beiden Gebäude bereits vor seine Amtszeit, zählte Wolfgang Ohler an Baumaßnahmen auf: Die Erneuerung sämtlicher Ruinenfenster-Simse sowie aller Türstürze oder die Neugestaltung des angeböschten Naturbodens an der Königsterrasse oberhalb der Bauwerke. Hier sei auch die Balustrade oberhalb der Kaskade erneuert worden. Für die optische Anpassung an die beiden Seitenteile habe allerdings jetzt das Geld gefehlt. Dies könne ein erstes Zukunftsprojekt sein.

Da der UBZ den Zugang unterhalb der Gebäude mit einem durchgängigen 1,50 Meter hohen Lattenzaun nachhaltig gesichert hat, bestehe bei der noch anstehenden Sicherung der ohnehin nicht zugänglichen Kaskadenmauer ebenfalls keine Eile. Insgesamt bezifferte Wolfgang Ohler das finanzielle Engagement des Förderkreises Historische Fasanerie mit rund 200 000 Euro. Er stellt fest: „Wir haben mehr gebaut, als gefeiert!“

Lediglich das zehnjährige Jubiläum mit einem großen Fasaneriefest 1993 sowie zusammen mit dem Landschloss Fasanerie und der Stadt das 30-jährige Bestehen wurden begangen. Zur Einweihung des vom Verein gestalteten Trompetenhügels gab es ein Hornbläserkonzert von dort oben.

 Die Historische Fasanerie in Zweibrücken ist weitaus mehr als die Sichtachse mit Weihern und Bauwerken. Es ist ein „Gesamtensemble, zu dem durchaus der Wildrosengarten dazu gezählt werden darf“, wie Roland Zadra, der neue Vorsitzende des „Förderkreises Historische Fasanerie“ sagt.

Die Historische Fasanerie in Zweibrücken ist weitaus mehr als die Sichtachse mit Weihern und Bauwerken. Es ist ein „Gesamtensemble, zu dem durchaus der Wildrosengarten dazu gezählt werden darf“, wie Roland Zadra, der neue Vorsitzende des „Förderkreises Historische Fasanerie“ sagt.

Foto: Cordula von Waldow

Für Roland Zadra, bislang stellvertretender Vorsitzender, war es eine Ehrensache, den Vorsitz zu übernehmen und damit das Fortbestehen des Vereins zu sichern. Der Gastronom (unter anderem „Romantik Hotel Landschloss Fasanerie“) betont: „Dieses kulturelle Erbe geht uns alle an.“

In der Vergangenheit wurde mehr gebaut und physisch erhalten, als dass die Magie des Ortes für Feierlichkeiten oder kulturelle Events genutzt werden konnte. Auch die wohltuende, entschleunigende und heilsame Wirkung des Waldes trete etwa mit dem Thema „Waldbaden“ zunehmend in das Bewusstsein der Menschen.

Für Roland Zadra bedeutet die „Historische Fasanerie weitaus mehr als die Ruine mit Kaskaden, Teichen und Trompetenhügel, nämlich das Gesamtensemble, zu dem durchaus der Wildrosengarten dazu gezählt werden darf“, wie er mit einer weit ausholenden Armbewegung zeigt. Deshalb will sich der Verein künftig zunehmend auch als Sprachrohr für die zahllosen Fasanerieliebhaber verstehen, die hier ihre Erholung finden, den Wald über die angelegte „Fasanenrunde“ hinaus ebenso frequentierten, wie das Kneippbecken. So soll noch in diesem Jahr eine erweiterte, öffentliche Mitgliederversammlung stattfinden, in der sich der Verein mit seinen Zielen präsentiert und Anregungen aufnimmt.

Da nach der letzten Baumaßnahme die Kassen relativ leer sind und die allgemein steigenden Preise die noch anstehenden Sanierungsarbeiten deutlich verteuere, seien Spenden natürlich willkommen. Doch bei einem Jahresmitgliedsbeitrag von 20 Euro kann sich der neue Vorsitzende durchaus neue Mitglieder vorstellen, die das anvertraute historische Kleinod mit Herzblut und Kreativität bewahren und helfen, es zeitgemäß für die Zukunft aufzustellen.

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