Historisches Flugplatzrennen Motorisierte Nostalgie aus 6 Jahrzehnten

Zweibrücken · Mehr als 200 Teilnehmer präsentierten ihre fahrbaren Untersätze beim 5. Historischen Flugplatzrennen.

 Bei den Wettfahrten ging es nicht um Geschwindigkeit, sondern um konstantes Tempo.

Bei den Wettfahrten ging es nicht um Geschwindigkeit, sondern um konstantes Tempo.

Foto: Sabine Best

Schon am Freitagnachmittag hatten die Fans von Old- und Youngtimern auf dem Zweibrücker Schlossplatz die Gelegenheit, 60 Autos und 30 Motorräder der Teilnehmer aus fünf Ländern am historischen Flugplatzrennen zu begutachten und mit den Fahrern ins Gespräch zu kommen.

Ein ganz seltenes Modell präsentierte beispielsweise Manfred Döhring mit seinem „Glas 1360 GT Baujahr 1964“. „Davon gibt es in ganz Europa nur noch 60 Stück“ erzählte er voller Stolz. Ebenso stolz war auch Bernd Burger, der mit der ganzen Familie aus Rüsselsheim angereist war, um seine beiden selbstgebauten originalgetreuen Modelle des Ford GT 40 Bj.73 auf die Strecke zu schicken. Auch seinen gelb leuchtenden „Ultima“ mit 300 PS, 8 Zylindern Audi Motor und 6 Gang Getriebe hat der Mann vom Fach selbst gefertigt; „So einen habe ich 1966 auf dem Nürburgring gesehen und gewusst, dass ich ihn haben will“, erinnerte sich Burger.

Eine weitere Spezialität gab es bei dem Schweizer Bruno Stoller zu bewundern: Er nennt einen Triumph Dolomite mit 4-Zylinder-Motor,16 Ventilen und nur einer Nockenwelle sein eigen – „Das können nur die Engländer“ meint der Eidgenosse trocken. Dyland Hild und sein Beifahrer Maxim Distel waren mit ihrer Moto Guzzi mit Seitenwagen aus Straßburg gekommen: „Wir haben hier den ersten Original Rennmotorradseitenwagen“, lautet die Information, die bei den umstehenden „Fachmännern“ für bewunderndes Nicken sorgte. Viele weitere Details über Mensch und Technik steuerte der freiberufliche Motorsportjournalist Thomas Bubel vom Homburger Mobilclub bei, bevor die Fahrzeugparade wieder den Heimweg zum Flughafen antrat.

Dort ging es am Samstag mit den Testläufen weiter – die eigentlichen Wettbewerbe fanden am Sonntag statt: Eingeteilt in neun Klassen – Formelfahrzeuge, Rennfahrzeuge Oldtimer/Youngtimer, Motorräder bis Baujahr 1981 und ab Baujahr 1982 , Gespanne (Motorräder mit Seitenwagen) und Demonstrationsfahrten von Motorrädern beziehungsweise Autos wurden die vorgegebenen Runden auf der zwei Kilometer langen und an manchen Stellen bis zu 50 Metern breiten Rennstrecke direkt auf dem nördlichen Teil des Flugplatzes zurückgelegt.

Dabei zeigte sich einmal mehr die ganz besondere Atmosphäre eines historischen Rennens auf einem aktiven Fluggelände anstelle einer festen Rennstrecke. Wobei die höchste Geschwindigkeit gar nicht die wichtigste Rolle spielte, da es sich bei den „Rennen“ um sogenannte Gleichmäßigkeitsprüfungen (GLP) handelt, bei denen es darauf ankommt, die Fahrzeuge in möglichst gleichmäßigem Tempo auf den vorgegebenen Runden zu steuern.

Sowohl bei diesen Durchläufen aber insbesondere bei den Demonstrationsfahrten mit der auch für Laien – viele Gäste waren im Familienverband unterwegs – schön anzuschauenden bunten Vielfalt von eindrucksvollen Rennmaschinen auf zwei und vier Rädern, die mit lautem Motorengeräusch auf sich aufmerksam machten wie Chevrolet, Mercedes 230.6 und kleinen Wagen für den früheren „Hausgebrauch“– darunter Trabis, Simca 1000, Fiat 500 und vieles mehr, überwog der Spaßfaktor. So auch bei Holger Hanle aus Esslingen der in der Pause die Öltemperatur seines liebevoll restaurierten Sechszylinder-Mercedes 230.6 Coupe kontrollierte und nach eigenen Worten „Schon als junger Kerle gerne gschraubt hat“.

Dass man sehr beweglich sein muss, will man im Seitenwagen „eine gute Figur machen“, erklärte Juliane Bohlen am Rande des riesigen Fahrerlagers, wo sich die Gäste zwischen all den Raritäten frei bewegen konnten und so mit vielen Motorsportlern ins Gespräch kamen. Die Mutter von zwei Kindern ist zum ersten mal mit ihrem Partner Guido Gattinger und dessen Gespann Marke Eigenbau unterwegs. „Man muss sich immer auf die Seite legen, in der das Motorrad in die Kurve geht, damit das Gewicht auf den Innenreifen kommt und so für Stabilität gesorgt ist“, erklärt sie. Diese Fahrweise sei sicher nicht ganz ungefährlich, es bräuchte entsprechende Übung und auch Körpergefühl,aber sie genieße den Adrenalinkick. „Aber Gespannfahrer sind eigentlich immer sehr diszipliniert“, merkt ihr Motorradpartner an.

Große Disziplin und Fairness bescheinigte Rennleiter Kilian Heinz allen Teilnehmer und lobte die gute Zusammenarbeit mit dem sehr gut ausgerüsteten und strukturierten Flugplatzteam. Fürs nächste Jahr habe man schon ein Langzeitkonzept besprochen, denn „nach dem Rennen ist vor dem Rennen“.

Über 1000 Euro konnten außerdem für einen guten Zweck – Kinder- und Jugendarbeit in Zweibrücken – gesammelt werden, da auf Grund des hohen Nennergebnisses der Veranstalter je Starter einen Geldbetrag ausgelobt hatte. Kilian Heinz zeigte sich rundum zufrieden mit dem kleinen Jubiläum.