Flughafen-Privatisierung ist auf Eis gelegtOB Reichling ist optimistisch

Zweibrücken/Mainz. Überraschende Wende bei den Privatisierungs-Bestrebungen am Flughafen Zweibrücken: Die Ausschreibungen für Verkauf und Betrieb werden beide aufgehoben. Das teilt der Flughafen-Aufsichtsratschef mit, der Mainzer Wirtschafts-Staatssekretär Carsten Kühl

 Die Passagiere fliegen auf den Airport Zweibrücken - Investoren noch nicht. Foto: voj

Die Passagiere fliegen auf den Airport Zweibrücken - Investoren noch nicht. Foto: voj

Zweibrücken/Mainz. Überraschende Wende bei den Privatisierungs-Bestrebungen am Flughafen Zweibrücken: Die Ausschreibungen für Verkauf und Betrieb werden beide aufgehoben. Das teilt der Flughafen-Aufsichtsratschef mit, der Mainzer Wirtschafts-Staatssekretär Carsten Kühl.Eigentlich hatte sich Wirtschaftsminister Hendrik Hering (beide SPD) von einem privaten Betreiber wirtschaftliche Impulse für den Flughafen erhofft. Und noch am 28.Oktober beim Zweibrücker Ryanair-Erstflug hatte der Minister erklärt, in diesem Jahr werde es noch keine Entscheidung geben (wir berichteten). Doch jetzt macht Kühl die internationale Finanzkrise dafür verantwortlich, warum man die Ausschreibungen stoppe. Denn es sei kein Investor mehr übrig geblieben, der momentan bereit wäre, "unsere Anforderungen zu erfüllen". Deren wesentlicher Punkt ist, dass ein Käufer, um bis zu 74,9 Prozent der Flughafen-Anteile zu übernehmen, 40 Millionen Euro Investitionen innerhalb von fünf Jahren hätte garantieren müssen. Als letzter verbliebener Bewerber sprang wegen der internationalen Finanzkrise die türkische Airport-Holding TAV ab. Kühl bedauert die neue Situation: "Das ist etwas unglücklich für uns." Nur für den Flughafen-Betrieb habe es zwar noch etwa fünf Interessenten gegeben, sagte Kühl. Gegenüber unserer Zeitung hatte die Frankfurt-Hahn GmbH bestätigt, sich um den Betrieb beworben zu haben. Warum wird der getrennt ausgeschriebene Betrieb trotz vorhandener Interessenten - Hering sprach einmal von "namhaften" - nicht vergeben? "Weil wir keinen Investor haben, haben wir auch kein Interesse, jemanden für Management reinzunehmen", antwortet Kühl auf diese Frage. "Wir wollen uns offen halten für jemanden, der beides macht, sonst machen wir uns inflexibel in Sicht auf künftige Strukturen", hofft Kühl darauf, dass nach dem Ende der Krise sich doch noch ein Käufer findet. Dabei gebe es keinerlei Zeitlimit, betont Kühl, dass "wir nach wie vor die strukturpolitische Notwendigkeit sehen, dass wir uns am Flughafen Zweibrücken weiter engagieren, wie wir das tun". Die erfolgreiche Entwicklung in Zweibrücken in den vergangenen Jahren habe bewiesen, dass "wir einen Flughafen managen können, auch relativ billig, die Geschäftsführer Michael Keller und Werner Boßlet machen das ja sehr erfolgreich nebenbei". (Keller führt auch den Flugplatz Speyer, Boßlet als Vize den Entsorgungsbetrieb Zweibrücken.) Je nach weiterer Entwicklung des Flugbetriebs müsse man aber sehen, ob die Teilzeit-Führung eine Dauerlösung bleibe. Als einen Grund, warum am Ziel Privatisierung trotz des jetzigen Rückschlags festgehalten werde, nennt Kühl, die öffentliche Hand als Flughafen-Betreiber habe mit Rücksicht auf die Steuerzahler weniger wirtschaftliche strategische Spielräume: "Wir können nicht so risikofreudig und aggressiv wie ein Privater sein."Zweibrücken. Helmut Reichling ist um die Zukunft des Flughafens Zweibrücken nicht bange. "Wir haben nach wie vor Vertrauen, dass die Landesregierung auf Zweibrücken setzt", sagt der Oberbürgermeister. "Seit Carsten Kühl Aufsichtsratsvorsitzender ist, hat sich der Flugplatz zunehmend weiterentwickelt." Aber könnte es sein, dass das Land angesichts der Rückzugs-Drohungen der Fraport auf dem Hahn zurzeit Zweibrücken lieber nicht privat managen lassen möchte, um Hahn vor zu viel Konkurrenz zu schützen? Reichling glaubt das nicht: "Ich gehe nach wie vor davon aus, dass die Landesregierung die Entwicklung des Flughafens Zweibrücken als besonders wichtiges Projekt sieht - zumal Minister Hering beim Ryanair-Erstflug gesagt hat, man müsse den Hahn und Zweibrücken auf einer Ebene sehen." - Der Zweibrücker Wahlkreis-Landtagsabgeordnete Fritz Presl (SPD) erwartet, "dass die Finanzkrise bald vorbei ist und dann eine neue Ausschreibung kommt". lf

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