Ukraine-Krieg und Sanktionen gegen Russland Dunkle Wolken über der Zweibrücker Industrie

Zweibrücken · Die vier größten Industriebetriebe der Stadt — Tadano, John Deere, Kubota und Pallmann — blicken mit Sorge auf den Ukraine-Krieg. Die gegen Russland verhängten Sanktionen, das Abgeschnittensein von Zulieferern wird alle vier wohl mehr oder weniger hart treffen.

 Der Kranbauer Tadano ist (knapp vor John Deere) der größte Industriebetrieb in Zweibrücken. Hier zu sehen ist das Hauptwerk in der Innenstadt, fotografiert von der Rückseite. Ein zweites Werk betreibt Tadano auf dem Wallerscheid. Tadano sagt, die Lage sei noch gar nicht abzuschätzen. Man habe Stahlbaubetriebe etwa in Polen, dort seien Mitarbeiter aus der Ukraine und aus Russland beschäftigt. Es sei die Frage, wie es dort nun weitergehe.

Der Kranbauer Tadano ist (knapp vor John Deere) der größte Industriebetrieb in Zweibrücken. Hier zu sehen ist das Hauptwerk in der Innenstadt, fotografiert von der Rückseite. Ein zweites Werk betreibt Tadano auf dem Wallerscheid. Tadano sagt, die Lage sei noch gar nicht abzuschätzen. Man habe Stahlbaubetriebe etwa in Polen, dort seien Mitarbeiter aus der Ukraine und aus Russland beschäftigt. Es sei die Frage, wie es dort nun weitergehe.

Foto: Mathias Schneck

Mit Sorge blicken die vier größten Industriebetriebe in Zweibrücken auf den Krieg in der Ukraine. Das zeigt eine Umfrage des Pfälzischen Merkur bei Tadano, John Deere, Kubota und Pallmann. Bei den Befragten ist – wie bei allen Bürgern – Betroffenheit über die menschlichen Schicksale in der Ukraine zu spüren. Dazu kommt noch die Ungewissheit, wie sich die gegen Russland verhängten Sanktionen auf das eigene Unternehmen niederschlagen werden.

Pallmann (rund 300 Mitarbeiter) äußert die größten Sorgen. Mehrheitsgesellschafter ist die Unternehmensgruppe Siempelkamp in Krefeld. Stefan Wissing ist Sprecher für Pallmann. Er berichtet: „Wir sind als Pallmann deutlich von der Ukraine-Krise betroffen. Wir haben sehr viele schwebende Aufträge in Russland, der Ukraine und auch in Weißrussland.“

Das Volumen dieser Märkte für das Pallmann-Gesamtgeschäft betrage zehn bis 20 Prozent (für die Siempelkamp-Gruppe selbst liege das Volumen „bei eher zehn Prozent“ – Zweibrücken sei also überproportional betroffen.

 Es mutet wie ein Zeichen an: Pallmann kann derzeit nicht mit voller Kraft strahlen – die Sorgen vor den Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg sind erheblich.

Es mutet wie ein Zeichen an: Pallmann kann derzeit nicht mit voller Kraft strahlen – die Sorgen vor den Auswirkungen durch den Ukraine-Krieg sind erheblich.

Foto: Mathias Schneck

Der Sprecher sagt: „Manche Maschinen für die Ukraine, Russland und Weißrussland waren in Zweibrücken fast fertiggestellt; sie hätten jetzt bald auf den Lkw geladen werden sollen.“ Es handele sich um Maschinen für Holz- und Kunststoff. Die Sanktionen seien „sehr durchgreifend“, die Auswirkungen auf das tägliche Geschäft bei Pallmann komplex. Wissing sagt, er habe just am Freitagmorgen erfahren: Eine Tochter aus dem Unternehmensverbund habe einen russischen Kunden, der ein Produkt erwartet. Zwar solle dieses weiter nach Indien oder Bangladesch gehen. Aber nun sei die Frage: Kann der Kunde noch beliefert werden?

Wissing sagt, es sei gut, dass die Siempelkamp-Gruppe 2021 einen „Rekord-Auftragseingang“ verbucht habe. So könne man „gewisse Lücken, die durch Russland entstehen, durch andere Aufträge füllen“.

Allerdings stehe aufgrund des Ausschlusses Russlands aus dem internationalen Zahlungssystem Swift nun die Frage im Raum, ob der Abnehmer zahlen und das Geld fließen kann.

John Deere (mit rund 1000 Mitarbeitern in der Stadt dicht hinter Tadano zweitgrößter Industriebetrieb), sieht gleichfalls dunkle Wolken über dem Zweibrücker Himmel heranziehen. „John Deere hat als globaler Hersteller sowohl Beziehungen zur Ukraine wie auch zu Russland“, sagt Personalchef Horst Schmiemann. „Die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland sind noch stärker.“

 John Deere in Zweibrücken. Foto: Mathias Schneck

John Deere in Zweibrücken. Foto: Mathias Schneck

Foto: Mathias Schneck

Man habe in Orenburg, nahe Kasachstan, ein eigenes Werk und Verkaufshaus. Es handele sich aber um ein kleineres Werk. „Die Auswirkungen sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht zu spezifizieren“, sagt Schmiemann. Aktuell habe man keine Mitarbeiter aus Zweibrücken vor Ort. Allerdings habe John Deere eigene Mitarbeiter in der Ukraine und in Russland. Man stehe „in stetigem Kontakt“ mit diesen.

Auf der Zuliefererseite sieht Schmiemann aktuell, soweit erfassbar, kein Problem. Auch, wenn die Lage angespannt ist.“ Aber womöglich werde es Probleme geben, weil die Zulieferer ebenfalls auf Zulieferer angewiesen sind. Diese „Unterzulieferer“ könnten aufgrund der Sanktionen in Schwierigkeiten geraten, das könne sich entwickeln wie bei Dominosteinen, wenn ein Stein umfällt.

Als ernst betrachtet auch John Deere die Aufkündigung des Swift-Abkommens für Russland. „Das schlägt durch bis zu den Gläubigern nach Deutschland“, sagt der Personalchef. Und fügt hinzu: „Aber das ist eben der Preis, den unsere Demokratie zu zahlen bereit ist.“

Tadano (rund 1100 Mitarbeiter in Zweibrücken) sieht die Lage noch als sehr unübersichtlich an. Personalchef Frank Schättle sagt: „Das sind Realitäten, mit denen wir jetzt konfrontiert sind und die wir analysieren müssen.“

Tadano habe Stahlbaubetriebe im Osten, beispielsweise in Polen. Dort werde auch auf Kräfte aus der Ukraine und aus Russland zurückgegriffen. Es sei „schwer absehbar“, wie sich das alles bis nach Zweibrücken wird. Aktuell habe Tadano keinen Mitarbeiter in der Ukraine oder in Russland. Einen Mitarbeiter, der sich zuletzt in Russland aufgehalten hatte, habe man mittlerweile abgezogen.

Kubota (658 Mitarbeiter in Zweibrücken) sieht die Lage nicht zu ernst. Personalchefin Anne-Kathrin Simon sagt: „Polen, Tschechien, Ungarn oder die Slowakei sind beispielsweise Absatzmärkte für uns, nicht aber die Ukraine oder Russland.“ Man habe keinen Lieferanten aus der Ukraine. Aus Russland habe bis dato „ein Lieferant die Kubota-Gruppe beliefert.“ Diesbezüglich habe Kubota vor drei Wochen beschlossen, „andere Wege zu gehen“.

 Kubota in Zweibrücken.

Kubota in Zweibrücken.

Foto: Mathias Schneck

Zu bedenken sei aber, so Simon: „Die Ukraine ist ein großer Lieferant etwa von Stahl.“ Es müsse abgewartet werden, wie sich Lieferprobleme hier auch auf Kubota auswirkten.

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