Filetstück Zweibrückens nicht zerteilen

Zweibrücken. Der Raumordnungsplan weist die Tschifflicker Dell als besonders schützenswertes Biotop aus. Flächennutzungspläne weisen auf die Bedeutung des empfindlichen Bereichs hin. Dennoch soll das Gewerbegebiet Truppacherhöhe an der A 8 über den oberen Bereich des Zweibrücker Naherholungsgebiets erschlossen werden

 In der Mitte des Bildes ist die Leitplanke der Autobahnabfahrt Contwig zu sehen. So hoch müsste das Gelände für eine Zufahrtsstraße zur Truppacherhöhe aufgefüllt werden. Foto: Margarete Lehmann

In der Mitte des Bildes ist die Leitplanke der Autobahnabfahrt Contwig zu sehen. So hoch müsste das Gelände für eine Zufahrtsstraße zur Truppacherhöhe aufgefüllt werden. Foto: Margarete Lehmann

Zweibrücken. Der Raumordnungsplan weist die Tschifflicker Dell als besonders schützenswertes Biotop aus. Flächennutzungspläne weisen auf die Bedeutung des empfindlichen Bereichs hin. Dennoch soll das Gewerbegebiet Truppacherhöhe an der A 8 über den oberen Bereich des Zweibrücker Naherholungsgebiets erschlossen werden. "Als Anwalt der Natur sage ich, dass dieser Weg unmöglich ist", betonte der Vorsitzende des Zweibrücker Naturschutzbeirats und des Nabu, Gerhard Herz, gestern bei einem Ortstermin.Nach den bisher vorliegenden Planentwürfen würde ein auf der Steinhauser Straße bei der Autobahnabfahrt Contwig geplanter Kreisel schon in das Gebiet der Tschifflicker Dell hineinreichen. Dazu komme noch eine Straße vom Kreisel zum Gewerbegebiet. "Wenn man die Pläne sieht und sich vor Ort umschaut, ist klar, dass dafür große Aufschüttungen notwendig sind", sagte Herz.

Und damit würde "erheblich" in die Natur mit schützenswerten Tieren und als Biotopverbund eingegriffen. Durch die Straße würde das Landschaftsbild "dauerhaft" verändert. Eine der letzten freien Horizonte in der Stadt würde verbaut. Herz: "Das ist ein Filetstück Zweibrückens. Das dürfen wir nicht ändern!"

Roland Zadra, Inhaber des Romantik Hotels Fasanerie sagte, dass der Bereich Fasanerie, Tschifflicker Dell unabhängig von der Gastronomie "ein Anziehungspunkt" sei. Neben der Zerstörung des freien Sichtfelds würde der Lärm bis zum Wildrosengarten zu hören sein.

"Bei der Vorstellung des Erschließungsplans waren die Eingriffe in die Natur kein Thema", sagte Walter Dury, Vertreter der Zweibrücker FDP im kommunalen Flugplatz-Zweckverband (ZEF), der die Planung betreibt. Wie die ZEF-Mitglieder Berni Düker (SPD) und Uwe Kretzschmar (CDU) beklagte Dury, dass keine alternativen Lösungen für die Erschließung des Gewerbegebiets vorgelegt worden seien. Nach Aussage von Gerhard Herz sind nach dem Naturschutzgesetz bei "schweren Eingriffen in die Natur" Alternativen vorzulegen. Wolfgang Beer, für die Grüne Liste im ZEF, sei die Planung noch in einem frühen Stadium. "Wenn die ZEF-Mitglieder die Sache so sehen wie der Naturschutzbeirat, wird die Truppacherhöhe nicht über den Kreisel erschlossen." Als Alternative schlug Dirk Schneider, der als Anlieger sprach, eine Erschließung des Geländes über die Truppacher Straße vor. Gerhard Herz zitierte die oberste Landschaftspflegebehörde, die ebenfalls besondere Bedeutung des Gebiets für Natur und Erholung hervorhebt.

Meinung

Das Stuttgart 21 Zweibrückens

Von Merkur-RedakteurLutz Fröhlich

Eine Tankstelle, ein Schnellimbiss, Einkaufsmärkte - das alles hat Zweibrücken schon. Muss man, um noch mehr von alledem zu bauen, eines der schönsten Naturparadiese der Stadt beeinträchtigen? Den Blick in eine Landschaft verbauen, der auch vielen der jährlich fast drei Millionen Style-Outlets-Besucher ein positives erstes Bild vom Zweibrücker Land vermittelt haben dürfte? Das ist eine wenig durchdachte Politik. Basta-Politik zudem: Nicht einmal die Volksvertreter wurden über die Eingriffe in die Natur oder Alternativen hierzu informiert. "Alternativlos", das Unwort des Jahres, feiert in Zweibrücken fröhliche Urständ. Um es nicht zu Protesten wie bei Stuttgart 21 kommen zu lassen, wird es höchste Zeit für eine breite öffentliche Debatte, ob an dieser Stelle die Natur oder der Konsum wichtiger ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort