Gegen Nachwuchsmangel Neue Wege bei Feuerwehr-Ausbildung

Zweibrücken/PIRMASENS/SPEYER · Ein gemeinsames Projekt von Zweibrücken, Pirmasens und Speyer soll den Nachwuchs sichern.

 Um etwas gegen den Fachkräftemängel bei der Feuerwehr zu tun, arbeiten Zweibrücken, Pirmasens und Speyer zusammen.

Um etwas gegen den Fachkräftemängel bei der Feuerwehr zu tun, arbeiten Zweibrücken, Pirmasens und Speyer zusammen.

Foto: dpa/David Inderlied

Von weit her tönt ein Martinshorn, es nähert sich. Die an der Straße spielenden Kinder werden plötzlich ganz ruhig und schauen gebannt in die Richtung, aus der das Signal kommt. Die Feuerwehr ist auf dem Weg zu einem Einsatz. Die Zeit ist knapp, nur etwa acht Minuten Zeit bleiben den Rettern, nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein. Dann müssen sie vor Ort sein und „wirksame Hilfe“ leisten, so will es das Gesetz. Und so können die Kinder nur einen kurzen Blick auf die Einsatzkräfte erhaschen, ehe der Löschzug an ihnen vorbeirauscht.

Damit die Einsatzbereitschaft der Wehren gewahrt ist, sind heutzutage kreative Lösungen gefragt. Auf viele Kinder übt die Feuerwehr noch einen großen Reiz aus. Doch der Traumberuf vieler verliert mit zunehmendem Alter seinen Reiz, wenn es darum geht, selbst zum Schlauch zu greifen, Menschen aus brennenden Häusern zu retten oder auch nur eine Katze vom Baum zu holen. Freiwillige Feuerwehren klagen vielerorts über Nachwuchssorgen. Hinzu kommt, dass viele der Freiwilligen nicht mehr in der Nähe ihres Löschbezirks arbeiten und deshalb deutlich länger brauchen, um überhaupt das Gerätehaus zu erreichen. In Zweibrücken hat man sich deshalb dazu entschieden, die Wache mit hauptamtlichen Wehrleuten zu besetzen. 25 Stellen sollen es einmal werden, aktuell besetzt sind zwölf Stellen. Zwei Posten sind aktuell vakant.

Der Fachkräftemangel hat auch die Feuerwehr erreicht, berichtet Zweibrückens Feuerwehrinspektor Frank Theisinger im Gespräch mit dem Pfälzischen Merkur. Fertig ausgebildete Feuerwehrleute sind rar. Sie selbst auszubilden ist für Städte wie Zweibrücken auch nicht einfach. Um das Problem der Ausbildung zu lösen, hat sich Zweibrücken nun in einem Pilotprojekt mit den Städten Pirmasens und Speyer zusammen getan.

Die drei Städte bilden ihren Nachwuchs in diesem Projekt gemeinsam aus. „Wir haben alle drei die gleichen Probleme: Wir können alle hauptamtliche Kräfte einstellen, aber keine der drei Städte kann alleine einen Ausbildungslehrgang anbieten.“, erläutert Theisinger die Ausgangssituation für das Projekt.

Eines dieser Probleme ist, dass auch die Berufsfeuerwehren im Land eigenen Nachwuchs ausbilden müssen. Hier fehlen also die Kapazitäten, um auch noch für die Kommunen Retter auf künftige Einsätze vorzubereiten. Für viele der angehenden Einsatzkräfte ist die Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann, also die für den mittleren Feuerwehrdienst, nicht die erste Ausbildung in ihrem Leben. Denn vor der Ausbildung zum Berufsfeuerwehrmann haben viele einen anderen – oft handwerklichen – Beruf erlernt.

Damit eine Kommune in Rheinland-Pfalz selbst Feuerwehrkräfte ausbilden kann, braucht es Personal im gehobenen Feuerwehrtechnischen Dienst, erklärt Frank Theisinger, der selbst das Amt des Feuerwehrchefs in der Rosenstadt im Ehrenamt ausübt. Solches Personal fehlt in Zweibrücken allerdings. Da kam die Anfrage aus Pirmasens ganz recht. Mit Karl-Heinz Bär hat die Stadt Pirmasens nämlich im Jahr 2018 einen hauptamtlichen Stadtfeuerwehrinspekteur eingestellt, der eben über die entsprechenden Qualifikation als Ausbilder verfügt.

Und so fragte Bär bei Theisinger und den Zweibrückern an, ob man nicht gemeinsam einen Ausbildungslauf starten solle. Die Zweibrücker waren dabei und auch Speyer sagte zu. Anders als Zweibrücken hat Speyer zwar Personal mit Ausbildungsbefähigung, aber keine Kapazitäten frei. Aus jeder Stadt kommen nun drei Feuerwehr-Azubis nach Pirmasens, um dort ihre Feuerwehr-technische Grundausbildung zu absolvieren. Die drei Speyrer Floriansjünger werden für die Zeit der Grundausbildung in Pirmasens wohnen. Ihnen stellt die Bauhilfe Pirmasens eine möblierte Wohnung für die Zeit zur Verfügung. Danach geht es für die Wachpraktika und die Ausbildung zum Rettungssanitäter zurück in die jeweiligen Städte.

Die Ausbildung begann bereits am 11. April 2022. „Die Ausbildung zum Truppmann Teil 1 ist quasi das Seepferdchen für Feuerwehrleute und bildet die Grundlage aller weiteren Ausbildungen. Im Rahmen des Lehrganges bringen wir den Teilnehmern Kenntnisse bei, um den Einsatzdienst leisten zu dürfen“, sagt Karl-Heinz Bär. Die neun künftigen Brandmeister lernen zudem in der Schuhstadt, wie sie die roten Autos mit Sirene und Blaulicht in Schuss halten. Auch den Umgang mit einer Kettensäge wird ihnen dort beigebracht. Geleitet wird die Ausbildung vom früheren stellvertretenden Direktor der Feuerwehr Kaiserslautern, Michael Ufer.

Neben dem ausbildungserfahrenen Ufer werden auch Amtsleiter Bär und sein Stellvertreter Simon Tigges die Floriansjüngern unterrichten. Dazu kommen noch Honorarkräfte, die auch bei verschiedenen Berufsfeuerwehren im Land Unterricht geben. Bevor die künftigen Berufsfeuerwehrleute ihre Laufbahnprüfung an der Feuerwehr- und Katastrophenschutzakademie (LFKA) Rheinland-Pfalz ablegen, kommen alle Teilnehmer noch einmal für zwei Monate nach Pirmasens. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich sein, könnte das Beispiel landesweit Schule machen.

Zweibrückens oberster Feuerwehrmann Frank Theisinger zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung jedenfalls überzeugt von dem Projekt.

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