Feuerwehr-Chef Theisinger über Katastrophenschutz in Zweibrücken Das Ziel lautet: Minimierung des Risikos

Zweibrücken · Frank Theisinger ist als Chef der Feuerwehr Zweibrücken nicht nur für Brandbekämpfung zuständig, sondern auch für den Katastrophenschutz. Wir sprachen mit ihm über die Einsätze im Ahrtal und darüber, wie sich die Rosenstadt gegen Hochwasser und Starkregen wappnet.

 Frank Theisinger an seinem Schreibtisch in der Feuerwache an der Landauer Straße.

Frank Theisinger an seinem Schreibtisch in der Feuerwache an der Landauer Straße.

Foto: Mathias Schneck

Die Katastrophe im Ahrtal hat deutschlandweit die Menschen aufgeschreckt. Ungeheuer sind die Schäden dort. Die Anteilnahme ist groß, es wird reichlich gespendet und sonstige Hilfe geleistet.

Bangen Herzens fragen sich nun zahlreiche Bürger quer durch die Republik: Könnte so etwas Entsetzliches auch bei mir vor Ort passieren? Auch in der Rosenstadt haben sich diese Frage viele gestellt, wie beispielsweise in den Sozialen Netzwerken zu sehen war.

Die Sorge ist nicht unberechtigt. Denn das letzte Hochwasser in Zweibrücken liegt noch keine 30 Jahre zurück. „Das war 1993“, sagt Frank Theisinger. 28 Jahre also sind vergangen. „Natürlich war das Hochwasser in Zweibrücken keinesfalls mit dem, was im Ahrtal passiert ist, zu vergleichen. In Zweibrücken hat es damals keine Toten gegeben. Aber die Sachschäden waren auch bei uns enorm“, blickt er zurück.

Der letzte ernstere Einsatzfall war im Jahr 2000. Nicht so heftig wie 1993, aber immer noch gravierend. „Das war ein Starkregen-Ereignis. Der Festplatz an der Rennwiese ist uns abgesoffen. Im Badeparadies lief der Keller voll, Technik wurde beschädigt. Besonders betroffen waren Niederauerbach und Ernstweiler. Der Schaden war groß“, erinnert sich Theisinger.

Theisinger ist in Zweibrücken bekannt als „der Chef der Feuerwehr“. Stadtfeuerwehr-Inspekteur war die Bezeichnung. Zu Beginn des Jahres wurde dieser Titel geändert. Jetzt lautet er: Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur (BKI). Das Land wolle damit verdeutlichen, dass es um mehr gehe als „nur“ um Brandschutz – der den Floriansjüngern oft schon genug Arbeit macht. Aber es geht auch um Katastrophenschutz. Um Starkregen. Oder gar Hochwasser. Beides Ereignisse, die rasch dramatisch werden können. Der „oberste Katastrophenschützer“ der Stadt ist Oberbürgermeister Marold Wosnitza, Theisinger zeichnet als dessen Stellvertreter verantwortlich.

Gibt es denn besonders gefährdete Gebiete in Zweibrücken? Natürlich sei ein Bürger, der am Hornbach wohne, potentiell mehr gefährdet als jemand, der ein Häuschen am Berg habe. Aber Theisinger will sich nicht konkret auf „Gefahrengebiete“ festlegen. „Wenn es Starkregen gibt und binnen kürzester Zeit 200 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergehen, kann auch jemand, der am Hang wohnt, schnell Probleme bekommen, das Wasser bahnt sich rasch seinen Weg“, sagt der BKI.

Man könne nicht pauschal sagen: In diesem Stadtteil, in dieser Straße ist wenig zu befürchten, in jener Straße, in jenem Stadtteil hingegen sei die Gefahr größer. „Leben ist Risiko. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Es wird uns nie gelingen, alle Risiken auszuschalten“, gibt Theisinger zu bedenken.

Aber natürlich gehe es darum, im Rahmen der Möglichkeiten die Gefahren zu begrenzen. Das Ziel lautet: Risikominimierung. Und dafür täten Rathaus, Feuerwehr und der Umweltbetrieb UBZ schon einiges, sagt der BKI.

Das Umweltministerium, der UBZ, die Feuerwehr und ein Planungsbüro hätten 2019 eine Starkregen-Karte samt Hochwasser-Plan erarbeitet. Die Papiere drehten sich vor allem um die Frage: „Wo sind Auswüchse, wenn die Gewässer ansteigen“, sagt Theisinger. Und muss zugleich einräumen: „Die Auswüchse sind schwer vorhersehbar.“ Da wäre es wieder, das Leben als Risiko.

Aber es gibt ja noch das Prinzip Hoffnung. Und auf das dürfen die Zweibrücker ein Stück weit setzen. „Wir haben eine günstige Topographie, was Unwetter anbelangt. Meteorologisch ist das gar nicht einfach zu begründen. Aber Fakt ist: Bei uns geht oft viel weniger als in anderen Orten runter. Das lässt sich über all die Jahre beobachten“, bilanziert der erfahrene Helfer.

Nichtsdestotrotz wolle man sich nicht nur auf die Gunst des Schicksals verlassen. Und deshalb wurden etwa besagte Karten und Hochwasser-Pläne erarbeitet. Der UBZ kontrolliere zudem regelmäßig die Abflüsse an den Regenrückhaltebecken und prüfe, ob sich etwas staue. „Von den Rückhaltebecken haben wir erfreulicherweise einige in Zweibrücken“, sagt Theisinger. Und die Feuerwehr hat stets die Pegelstände im Blick. „Wir haben zwei Hochwassermelder in Zweibrücken: einen an der Bubenhauser Straße nahe des Netto-Marktes und einen am Schwarzbach, an der Brücke, wo die Bismarckstraße auf die Kaiserstraße trifft.“

Es sei entscheidend, die Melder im Auge zu behalten. „Je nachdem, was die Melder anzeigen, geht bei uns die Maschinerie los. Wenn wir bei 50 Prozent der kritischen Marke sind, werden wir bereits aktiv“, verdeutlicht der Katastrophenschützer, wie ernst man dies nehme.

„Erreichen die Pegel 70 Prozent der kritischen Marke, werden unsere Fahrzeuge entsprechend aufgerüstet“, schildert er weiter. „Die Bürger bekommen das nicht mit. Wir fahren nicht mit Blaulicht herum. Das läuft alles im Hintergrund. Geräuschlos. Aber wir sind dran.“

 Der Umkleideraum mit den Spinden. Theisinger schnappt sich seine sieben Sachen. Seit Beginn des Jahres lautet sein Titel nicht mehr Stadtfeuerwehr-Inspekteur, sondern Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur. Das soll verdeutlichen, dass es bei der Wehr um viel mehr als „nur“ um Brandbekämpfung geht.

Der Umkleideraum mit den Spinden. Theisinger schnappt sich seine sieben Sachen. Seit Beginn des Jahres lautet sein Titel nicht mehr Stadtfeuerwehr-Inspekteur, sondern Brand- und Katastrophenschutz-Inspekteur. Das soll verdeutlichen, dass es bei der Wehr um viel mehr als „nur“ um Brandbekämpfung geht.

Foto: Mathias Schneck
 Stolz erinnert dieses Exponat in der Feuerwache an der Landauer Straße an den alten Standort in Zweibrücken: Von 1958 bis 1995 befand sich die Feuerwache an der Bleicherstraße 1; dort wurde mittlerweile eine Mehrzweckhalle hochgezogen.

Stolz erinnert dieses Exponat in der Feuerwache an der Landauer Straße an den alten Standort in Zweibrücken: Von 1958 bis 1995 befand sich die Feuerwache an der Bleicherstraße 1; dort wurde mittlerweile eine Mehrzweckhalle hochgezogen.

Foto: Mathias Schneck

Allerdings sind dies Maßnahmen für die Gefahr von Hochwasser. „Starkregen ist etwas anderes. Der kann urplötzlich kommen. Ohne Vorwarnung.“ Da ist es wieder: Das Risiko Leben.

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