Euroclassic-Konzert in Festhalle Zweibrücken Schwedenhappen beglückt die Geschmacksnerven

Zweibrücken · „Lalelu, nur der Mann im Mond schaut zu / Wenn die kleinen Babys schlafen / Drum schlaf auch du“: Wer kennt nicht das schöne, durch Heinz Rühmann populär gewordene Schlaflied? Wenn dann drei schwedische Vollblutmusiker auf die Namen Landgren, Lindgren und Lundgren hören, dann liegt es nahe, ein LaLiLu-Programm zu erstellen.

 Stachen heraus beim LaLiLu-Konzert in der Festhalle: Nils Landgren (Posaune links) und Magnus Lindgren (Saxofon).

Stachen heraus beim LaLiLu-Konzert in der Festhalle: Nils Landgren (Posaune links) und Magnus Lindgren (Saxofon).

Foto: Sebastian Dingler

Starposaunist Nils Landgren, wohl der Bekannteste des Trios, Saxofonist/Flötist Magnus Lindgren und Pianist Jan Lundgren traten am Freitagabend mit der SWR Big Band in der Zweibrücker Festhalle auf.

Natürlich passte so ein dreifacher Schwedenhappen bestens zum diesjährigen Motto des Euroclassic-Festivals namens „Nordlichter“. Schade nur und auch unverständlich, dass selbst die begrenzte Anzahl von möglichen Sitzen nicht voll zu kriegen war bei diesem Jazzkonzert der absoluten Spitzenklasse. So lauschten nur etwa 220 Zuhörer dem wunderbaren Klangkörper der Big Band und den drei hervorragenden Solisten. Um das kurz einzuordnen: Die SWR Big Band gehört weltweit zu den besten ihres Fachs, was sich unter anderem darin zeigt, dass sie viermal für den Grammy nominiert worden ist. Landgren hat von Herbie Hancock über Esbjörn Svensson bis Fred Wesley fast mit allen Jazzern von Rang und Namen zusammengearbeitet – der heute 65-jährige wirkte zudem als junger Mann bei der Abba-Aufnahme „Voulez-vous“ mit. Landgren ist nicht nur ein überragender Posaunist, er singt auch sehr gut mit einer leisen, aber unglaublich Tonhöhen-stabilen Stimme. Wie zu Stein erstarrt steht er dann auf der Bühne, wenn er einen langen Ton singt ohne die geringste Schwankung.

Der 47-jährige Lindgren wiederum ist schon lange Mitglied von Landgrens Band „Funk Unit“. In der Festhalle hatte er auch die Leitung der Bigband inne; bei Gelegenheit griff er zu Saxofon und Flöte, wobei er bei letzterem Instrument den stärkeren Eindruck hinterließ. Überblasenes Staccato, beim Spielen mitgesungene Töne, irre schnelle Läufe – das alles zeigte Lindgren auf seinem silbernen Instrument.

Man will da Jan Lundgren nicht Unrecht tun, wenn man spekuliert, ob er nur wegen der ersten beiden Buchstaben seines Nachnamens dabei war. Nein, auch der 55-jährige hat so einiges an Jazz-Renommee vorzuweisen, aber neben La und Li fiel es Lu schwer, sich in Szene zu setzen. Der Abend begann mit dem Prinzip, zu einer einfachen Melodie ein ausgefeiltes Arrangement mit Jazzharmonien zu erstellen – das zog sich durchs gesamte Konzert durch. Tatsächlich hatte Lindgren sich als Arrangeur des anfangs erwähnten Rühmann-Klassikers angenommen und diesen mit den Klangfarben der Bigband unterlegt.

Landgren durfte dann ans Mikrofon und Joni Mitchells Song „Circle Game“ darbieten, ehe Lundgren ein von ihm selbst geschriebenes Schlaflied ankündigte. Spätestens da dämmerte es jenen, die das Programmheft nicht so genau gelesen hatten, dass LaLiLu das einschläfernde Lalelu zum Thema des Abends bestimmt hatten. Bei seinem Stück dürfe man ruhig die Augen schließen, meinte Lundgren, man könne auch ruhig einschlafen, gegen Ende würde man wieder geweckt. Vielleicht meinte er damit den Applaus, denn sein Lullaby blieb bis zum Schluss eine ruhig-schöne Komposition.

Das Konzert endete mit einer besinnlichen Zugabe, natürlich einem Schlaflied, nämlich dem Wiegenlied von Johannes Brahms. „Ich als alter Schwede werde ein bisschen mitsingen, machen Sie das doch bitte auch“, bat Landgren in seiner bedächtigen Art. Das Publikum machte dann auch brav mit und sang das „Guten Abend, gut’ Nacht“ zu Mini-Drehorgelklängen vom Flügel.

Zuguterletzt trat Hans-Peter Zachary, der Manager der Big Band, noch mal auf die Bühne (er hatte auch begrüßt) und meinte: „Gehen Sie bitte zum nächstmöglichen Konzert. Erzählen Sie Ihren Freunden, Sie waren bei einem und es hat gar nicht wehgetan.“ Das war allerdings schwer untertrieben.

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