Fehlende Rettungsgassen auf Autobahnen sorgen für Ärger

Mainz · Nach einem schweren Lastwagenunfall auf der Autobahn A 63 bei Wörrstadt im Kreis Alzey-Worms haben Bergungsfahrzeuge nur über Umwege zum Ort der Karambolage vordringen können. Der Grund: Die Fahrer der nachfolgenden Autos bildeten keine Rettungsgasse. Der Vorfall in der Nacht zum Dienstag ist kein Einzelfall. Immer wieder verlieren Einsatzkräfte in Rheinland-Pfalz wertvolle Zeit, weil die Verkehrsteilnehmer keinen Platz machen für Polizei, Feuerwehr, Notarzt und Bergungstrupps.

"Es ist eigentlich die Regel, dass die Rettungsgasse nicht gebildet wird", sagte Gregor Kolzik von der Autobahnpolizei Heidesheim. "Man muss sich zu den Unfällen meistens vorkämpfen." Auch das Innenministerium sieht ein Problem. "Offensichtlich ist es immer noch nicht so richtig in den Köpfen der Autofahrer drin, wie sie eine Rettungsgasse bilden sollen", sagte Sprecher Joachim Winkler.

Bei dem Lastwagenunfall auf der A 63 verloren die Bergungsfahrzeuge laut Polizei viel Zeit in der Anfahrt. Die Autobahn musste daraufhin für mehrere Stunden gesperrt bleiben. Zum Glück war bei dem Unfall niemand verletzt worden. Zunächst war ein Sattelzug liegengeblieben, den die Autobahnmeisterei absicherte. Ein auf die Unfallstelle zufahrender Lastwagenfahrer rammte den Absicherungswagen und schob ihn auf den stehenden Sattelzug. Den Schaden schätzt die Polizei auf rund 100 000 Euro.

Das Innenministerium spreche das Thema immer wieder bei offiziellen Terminen wie der Vorstellung der Verkehrsunfallbilanz an, sagte Winkler. Außerdem mache der Deutsche Verkehrssicherheitsrat (DVR) die Verkehrsteilnehmer mit Plakataktionen auf die richtige Bildung einer Rettungsgasse aufmerksam: Sobald der Verkehr auf mehrspurigen Fahrbahnen wie Autobahnen stockt, müssen Autos auf der linken Spur nach links ausweichen. Alle anderen Fahrzeuge scheren nach rechts aus. Seit Ende 2016 muss die Gasse sogar schon bei Schrittgeschwindigkeit gebildet werden und nicht erst, wenn alle zum Stehen kommen. "Es dauert aber wohl noch, bis das bei allen ankommt", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mainz. Daher müsse man weiter alles tun, um die Regel ins Bewusstsein zu rufen. "Rettungsgassen sind zur Zeit eines der wichtigsten Themen, weil jede Minute über Leben oder Tod entscheiden kann."

Auch auf der A 3 kommt es immer wieder zu Problemen. "Oft ist es sogar so, dass Autofahrer bei Staus über die Standspur fahren, um den Stau zu umfahren", sagte ein Sprecher der Polizeiautobahnstation Montabaur. Die Bildung einer Rettungsgasse sei dann kaum mehr möglich. Es fehle Zeit und Personal, um die Autofahrer zu sanktionieren.

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