Welle von Betrug-Anrufen Falscher Polizist scheitert an gut informierter 94-Jähriger
Zweibrücken · Der Polizei in Rheinland-Pfalz wurden im Juli 1000 betrügerische Telefonanrufe gemeldet. Die Anrufwelle geht weiter. Doch eine alte Dame in Zweibrücken durchschaute den fiesen Angstmach-Versuch des Anrufers – von dem zumindest der Dialekt bekannt ist.

LKA warnt vor falschen Polizisten: „Die erste Kontaktaufnahme verläuft über das Telefon. Die Betrüger geben sich als Amtsperson, oft als Polizeibeamte aus. Häufig nutzen die Straftäter eine spezielle Technik, die auf dem Telefondisplay der Angerufenen die Notrufnummer 110 oder der örtlichen Polizei anzeigt. Unter einem Vorwand wie beispielsweise, die Polizei habe Hinweise auf einen geplanten Einbruch, gelingt es den Betrügern immer wieder, glaubwürdig zu vermitteln, dass Geld und Wertsachen im Haus nicht sicher seien. Daher müsse alles in Sicherheit gebracht werden und einem Polizisten in Zivil ausgehändigt werden, der vorbeikäme.“ Genau so einen Anruf gab es nun in Zweibrücken.
Foto: dpa/Martin GertenWeil sie den infamen Trick erkannte, mit dem ein Telefonbetrüger eine 94-Jährige Zweibrückerin überrumpeln wollte, gab dieser schließlich entnervt auf.
Was war passiert? Ein unbekannter Mann mit ortsüblichem Dialekt rief am Montag gegen 22.25 Uhr auf dem im örtlichen Telefonbuch veröffentlichten Festnetzanschluss der alten Dame als angeblicher Polizeibeamter an, teilte am Mittwoch die echte Polizeiinspektion Zweibrücken mit. Der Anrufer habe der Seniorin die oft bemühte Geschichte erzählt, wonach die Polizei nach der Festnahme zweier Einbrecher bei diesen Unterlagen aufgefunden habe, die befürchten ließen, dass der nächste Einbruch durch weitere noch flüchtige Täter bei der Geschädigten stattfinden dürfte – zumal hinter deren Name in der Liste der Festgenommenen eine Summe von 20 000 Euro vermerkt sei. Aus diesem Grund, so sagte der angebliche Beamte, wolle die Polizei nun prüfen, ob die Angerufene tatsächlich Geld und Wertgegenstände im Haus habe. Sollte dies der Fall sein, würden die Beamten vorbeikommen und alles in Sicherheit bringen.
Die Seniorin ließ sich nicht aufs Glatteis führen und entgegnete auf die Frage nach Geld und Wertgegenständen, sie habe nichts außer zwei Kindern, woraufhin der Betrüger entnervt aufgab und das Gespräch beendete.
Die Polizeiinspektion Zweibrücken warnt die Bevölkerung vor weiterem Auftreten des Unbekannten, der seine Lügengeschichte durchaus verändern könnte – und warnt davor, wildfremden Menschen am Telefon Glauben zu schenken. Die Polizei frage am Telefon nicht nach Geld und Wertgegenständen.
Hinweise auf verdächtige Anrufe nimmt die Polizei entgegen per E-Mail an pizweibruecken@polizei.rlp.de der Tel. (0 63 32) 97 60. Vorsicht (Anmerkung der Redaktion): Betrüger können auch die Nummer fälschen, von der sie aus anrufen. Wenn diese Nummer der Polizei auf dem Telefon-Display steht, heißt das also nicht, dass auch wirklich Zweibrücker Polizisten am Apparat sind!
Fälle wie dieser häufen sich derzeit in Rheinland-Pfalz. Wenige Stunden vor der Zweibrücker Polizeimeldung veröffentlichten am Mittwoch Landeskriminalamt (LKA) und Verbraucherzentrale eine Warnung: „Die Betrugsmaschen am Telefon bleiben weiterhin ein probates Mittel für Straftäter, um schnell an Geld zu kommen. Allein im Juli sei in Rheinland-Pfalz „eine Anrufwelle“ mit über 1000 Telefonanruf-Betrugsfällen, davon etwa 120 vollendete Taten, registriert worden.
„Vorwiegend ältere Menschen werden als Opfer ausgewählt und mit ständig neuen Tricks und erfundenen Geschichten unter Druck gesetzt, um Bargeld, Schmuck und andere Wertgegenstände zu erbeuten“, schreibt das LKA.
Und gibt einen Überblick über die Maschen. Die erstgenannte, „falsche Polizisten“, wird fast genau so beschrieben (siehe Bildtext), wie der oben Fall bei der 94-jährigen Zweibrückerin verlief. Masche Nummer zwei: der Enkeltrick: Dabei gäben sich die Täter als Verwandter aus: „Rhetorisch geschickt wird eine ausgeklügelte Geschichte erzählt, um das Vertrauen zu gewinnen. Hierbei wird eine finanzielle Notlage, wie beispielsweise eine Notoperation oder der Kauf einer Immobilie vorgetäuscht. Die Situation wird immer als äußerst dringlich dargestellt. Der angebliche Enkel gibt an, dass jemand anderes das Geld abholen komme, da er selbst verhindert sei.
Die dritte Masche „Messenger-Betrug“ sei inzwischen auch weit verbreitet: Über Messenger-Dienste (der bekannteste ist WhatsApp) geben sich die Täter als Verwandte oder Bekannte aus und behaupten, dass die angezeigte Rufnummer ihre neue Erreichbarkeit sei. Im Anschluss werde, so das LKA, um die Überweisung von Geldbeträgen gebeten, da man sich in einer Notlage befinde oder aktuell selbst keine Überweisungen vornehmen könne. Meist beginnen betrügerische Textnachrichten mit Worten wie: „Hallo Mama / hallo Papa, mein Handy ist kaputtgegangen. Hier meine neue Nummer. Die alte Nummer kannst du löschen.“ Das im Laufe des Gesprächs geforderte Geld, meist einige tausend Euro, lande auf einem Konto der Betrüger.
Oft Erfolg habe Masche Nummer vier: „falsche Bankmitarbeiter“: Meist haben die Täter bereits vor dem gezielten Anruf Zugang zum Online-Banking des Opfers, so das LKA: „Daher verfügen die Täter über hinreichende Informationen und können die Opfer leicht täuschen. Im Gesprächsverlauf fordern die Täter die Bestätigung einer pushTAN, um angeblich eine ungerechtfertigte Abbuchung zu verhindern. Durch die Bestätigung der pushTAN wird den Tätern ermöglicht, zahlreiche Abbuchungen durchzuführen.“ Die Schadenssumme variiere von tausend bis über hunderttausend Euro.