Kolumne In eigener Sache Wie aus dem Maurer ein Wagner wurde

Fehler mit Namen sind immer besonders peinlich. Wie es kam, dass in der Mittwochsausgabe aus Gerd Maurer mitten im Text ein gewisser Herr Wagner wurde, versucht Merkur-Redakteur Jan Althoff zu erklären.

 Sieht nicht spektakulär aus, hält aber trotzdem kolossal auf: ein Stau.

Sieht nicht spektakulär aus, hält aber trotzdem kolossal auf: ein Stau.

Foto: Jan Althoff

Es gibt Tage, an denen sollte man gar nicht erst aufstehen. Merkt man nur leider meist zu spät. Dienstag war so ein Fall. Schon Minuten nach dem Aufstehen die ersten innerfamiliären Spannungen (keine Details!). Dann erwischt mich beim Tritt vor die Tür (endlich mal das Haus verlassen!) die arktische Kälte des deutschen Winters (Mal ehrlich, wer konnte denn mit sowas rechnen?). Aber egal, das Auto hat eine Heizung und bald ist es kuschelig warm. Noch schön die Sitzheizung dazu schalten, Radio an und entspannt auf die Autobahn. In einem Film würde das mit flotter, aber lässiger Musik unterlegt (es gab doch mal diese Werbung mit dem Mann, der eine Panne hat und dann an der Tanke im Nirgendwo nur einen Schokoriegel kauft, um mit neuer Energie seinen blauen Käfer weiter zu schieben – solche Musik). Die wenig später unerwartet langsamer wird und in einem schiefen Akkord abrupt endet.

Stau.

Stillstand.

Also für uns gewöhnliche Sterbliche.

Nicht für den Rettungshubschrauber, der nach 20 Minuten über unsere Köpfe knattert und verschwindet.

Nicht für die Polizeiwagen, die nach einer Stunde durch die Rettungsgasse brausen.

Nicht für die drei (oder waren es vier?) Abschleppwagen verschiedener Größe, die nach zwei und zweieinhalb Stunden folgen.

Nicht für die Ambulanz, die irgendwann in Stunde drei unseren Streckenabschnitt passiert.

Was macht man mit der ganzen Zeit?

Radio hören. Das aktuelle Hörbuch („Tote haben keine Ferien“).

Aussteigen, strecken, umschauen, mit der Nachbarschaft plaudern.

Einsteigen.

In die Gegend starren.

Im Internet surfen (Dieser Stau kommt nicht vor. Fühle mich betrogen).

Wieder aussteigen.

Aus dem Kofferraum den aktuellen Follett holen.

Wieder ans Steuer setzen.

Lesen.

Alle 15 Minuten für fünf Minuten den Motor anschalten, damit die Lüftung nicht nur kalte Luft in den Wagen pustet (es sind konstant -2 Grad Celsius. Wer war eigentlich dieser Celsius? Mal gerade bei Wikipedia nachschauen…).

Unauffällig an den Straßenrand pinkeln (zwei Mal).

Telefonieren.

Das wird heute wohl nix mit dem ruhigen Tag in der Redaktion.

Als sich der Stau gegen 14.45 Uhr auflöst, mache ich kehrt und fahre zurück nach Hause.

Dort warten noch die komplette Arbeit des Tages, aufgekratzte Kinder und viele unerledigte Mails.

Und der Redaktionsschluss wurde vorverlegt. „Wegen der winterlichen Witterung.“

Nicht gut.

In dieser Situation wirft sich der Kollege Mathias Schneck in die Bresche. Eigentlich ist er heute zum Recherchieren und Schreiben eingeteilt. Nicht für die Seitenplanung.

Und dann sehen wir abends zufällig bei Facebook die Mitteilung von Gerd Maurer, dass die nächste Ratssitzung virtuell stattfinden wird (der ursprüngliche Antrag kommt, wir erinnern uns, von der FWG).

Hey, warum hat uns das die Stadtverwaltung nicht erzählt?

Wird Zeit, dass die wieder einen Pressesprecher bekommen.

Also lässt der Kollege die Hochwasserlage Hochwasserlage sein und versucht, Fleisch an die Geschichte zu bekommen.

Recherchieren, telefonieren, notieren, interpretieren (die eigenen Notizen).

Der Redaktionsschluss rückt näher.

Und dann ist da ja auch noch dieser vemaledeite Hochwassertext.

Am Ende ist es wie in Goethes Ballade vom Erlkönig: „Erreicht den Hof mit Müh und Not.“

Der Redaktionsschluss ist bereits überschritten, der Autor mit den Nerven am Ende und eine Verbesserung des Zeitungs-Textes nicht mehr möglich (die Online-Version wurde nach Redaktionsschluss korrigiert).

Tja, und da heißt der Gerd Maurer dann Wagner.

„Jeder macht Fehler“, pflegte ein älterer Kollege zu sagen, „Aber unsere stehen am nächsten Tag in der Zeitung.“

Sorry, lieber Gerd Maurer.

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